KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 06. April 2012, 12:32
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Toscana

295. Kolumne

Ein nicht ganz üblicher Schülerbericht einer Studienfahrt:


FORMAAAGGGIO
Toskana, Mai 2002


- 1. Akt -


Sprecher: Passing lights, flashing
Redeyed time is starring at me.
Voices, voices everywhere.
Voices surround me.
Voices drown me.
Words fly around me.
Hit me, hit me, hit me!

Words. Sink. Me.
Words through my fingers.
No words in my head.
Lights on, burn my eyes.
False love, true love or no love?
False words, true words or no words?
Who can tell me?
Tell me, tell me, tell me!

The road is black.
The road is black!
The night is black.
Sunshine follows night time.
Loughter follows fear.
Blue sky follows thunder.
But the road remains black.
Black me, black me, black me!

- Vorhang auf -


Szene 1
Zwei Doppelreihen Sitze, alle sehr eng zusammen. Es riecht nach Schweiß. Alle Sitze besetzt von Leuten, denen es gut geht. Alle glücklich. Ein wenig müde vielleicht. Ein wenig gelangweilt, aber eigentlich glücklich. Halbdunkle Beleuchtung. Im Hintergrund farbige Lichter, die von Zeit zu Zeit auftauchen und den Glanz ferner Städte widerspiegeln.
Szene dauert ca. 54 Stunden, dann:

- Fade out -


- 2. Akt -

Szene 1
Das Licht fährt langsam hoch: Von einem dunklen Orange im Verlauf der Szene in ein gleißendes, blendendes Weiß. In den Sekunden, in denen die Bühne sichtbar ist, sieht man einige Jugendliche (dreckig & fertig) dreckige Laken über kreuz und quer über die Bühne verteilte Betten werfen. Der sauberste und gepflegteste unter ihnen öffnet einen Schrank und holt eine Flasche irgendeines hochprozentigen alkoholischen Getränks, irgendein Drecksgesöff, hervor. Weißes Scheißzeug, Schnee nicht unähnlich, schwebt, erst langsam und dann immer heftiger, heran und bedeckt schließlich die ganze Szenerie, kurz bevor die Bühne in gleißendem Licht versinkt.
Stimmengewirr & Gläserklirren werden von einer immer lauter werdenden, schwammigen Rockmusik übertönt. Musik aus. Licht aus. Bis auf einen Spot auf ein leeres, dreckiges Bett.
- Blackout -


Szene 2
Ein Jugendlicher, in einem Meer aus blassblauem Licht, erhebt sich aus einer Lache aus Erbrochenem, klettert über eine klapprige Metall-Leiter an einem Kreuz hoch, über dem in goldener Leuchtschrift das Wort

F-U-N

geschrieben steht, greift mit beiden Händen in die dafür vorgesehenen Halterungen und tritt, sobald er sicher hält, die Leiter weg.

Jugendlicher: Nein, Träume habe ich eigentlich keine, ich möchte nur, dass der Schmerz aufhört ...

- Blackout -



- 3. Akt -


Szene 1
Rotes und gelbes Licht. Ein paar alte Steinsäulen im Hintergrund. Eine Gruppe Jugendlicher schleppt sich von rechts nach links langsam und quälend über die Bühne. Alle schleppen große Steine ( jeder einen), auf denen in Rot oder Schwarz das Wort

G-E-S-T-E-R-N

geschrieben steht. Einer von ihnen tritt hervor und versucht die Steinsäulen zu zerstückeln. Er tut dies aber nur sehr halbherzig und die Säulen tragen nicht einen Kratzer davon. Er verlässt die Bühne trotzdem sehr erleichtert - als letzter.



- 4. Akt -


Szene 1
Dunkel, ein wenig blaues Licht. Ein Mond hängt, einer drohenden Sichel gleich, über dem Geschehen im Hintergrund. Spot auf einen grinsenden Jugendlichen, der in Jeans und T-shirt neben der Marmor-Statue eines Engels sitzt. In der Hand hält er eine Bierflasche. Mehrere Minuten Schweigen, dann leise, klassische Gitarre, die ein trauriges Lied spielt, welches von verblühter Liebe handelt, dies auch ohne Worte ausdrücken kann. Der grinsende Jugendliche steht langsam auf, während der Engel, langsam aus seinem Gebet erwachend, von seinem Podest steigt und mit einem aufgehenden Lächeln sich dem Jugendlichen nähert. Sie küssen sich und verlassen einträchtig, Arm in Arm, die Bühne durch einen Hinterausgang.
Musik und Licht.
Fade out



- 5. Akt -


Szene 1
Eine Küche in einem italienischen Caravan-Park. Sehr dreckig. Wunderschöne Geigenmusik ertönt aus einem billigen Kassetten-Recorder. Ein fertig aussehender, dämlich grinsender Junge schrammelt auf einer billigen Gitarre. Sehr schlecht. Seine unbeholfenen Versuche zerschmettern die Schönheit der Musik. Ein Trottel betritt die Bühne von rechts.

Ein Trottel: Sagt mal, wer von euch hat denn schon wieder vergessen das Licht auf der Toilette auszumachen?

Die Musik zerbirst in Dissonanzen und sprengt den ganzen Caravan-Park, einem explodierenden Licht gleich, in einen Zustand kristallklarer Dunkelheit.

- Vorhang -

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (06.04.12)
"Einer von ihnen trit hervor"?

Ein wun-der-schönes Stück, dass alle meine liebgewonnen Vorurteile gegenüber Jugendlichen bedient! Danke!
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