KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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So gehen wir unter!
325. Kolumne
Ich fahre in den Tag hinein wie in das Herz der Finsternis. Wir sind hohl, ausgestopft mit Rollen, die wir spielen, um zu überleben. Unser Leben ist schon wie das der Toten, nur in einem anderen Totenreich. Blind bin ich. Erkenntnis imaginiere ich aus der Perspektive derer, who crossed over. Ich fürchte mich, wenn ich unsere Welt so in Trümmern sehe. Ich kann sie nicht aus den Angeln heben wie Archimedes. Ich kann nur durch die Maske der Poesie sagen, was ich im Nebel meiner Ahnungen erschaue: Du musst dein Leben ändern! Ich werde das Felix sagen, meinem Enkelbub, wenn er etwas älter ist. Ich ahne, dass die Trümmer und die Millionen von Toten in zwei schnell aufeinander folgenden Weltkriegen, deren Entstehung ich kaum durchschaue, als allerletzte Warnung zu begreifen seien, um das Abgleiten der Menschheit in eine allgemeine Barbarei zu verhindern. Hier ist das wüste Land, in dem ich lebe. Darüber ein verblassender Stern, Hoffnung, Sehnsucht, mein Geburtsstern ohne die drei Könige. Ich bin allein und bleibe tot. Wenn ich leben will, finde ich keine Lippen, die ich lieben will, nur mich, nur mich aus Stein. Unsere Sterne fallen ins Schwarz dieses Jammertals, das nur ein armseliger Sammelplatz ist für das himmlische Konzentrationslager. Es gibt kein Paradies, außer im Tode. Unser Leben – ein Hohlweg. Unsere Hoffnungen utopische Orte. Wie kann es Hoffnung geben, wenn wir leer sind? Angesichts des Denkbaren verzweifle ich. Hiroshima und Nagasaki haben gezeigt, dass der Mensch das Inferno auf Erden verwirklicht. Unser Totentanz ist nicht so lustig wie in der Zeit der Pest. Damals konnten wir noch hoffen. Jetzt sehen wir nur Schatten. Zwischen Idee und Wirklichkeit, zwischen Gefühl und Handlung fällt das Dunkel. In uns hinein fällt der Große Schatten. Unsere Religion ist ein hohler Ritus der Verzweiflung ... Dein ist das Reich ... Dein? Wer bist du? Ich sehe dich nicht. Dich gibt es nicht. Es gibt keine solche Liebe. Ich bete ins Leere. Ich bin geboren, aber ich lebe nicht. Immer siegt der Schatten, der meinen armen Tanz so dunkel einfärbt, dass nichts mehr strahlt. Ich habe keinen Funken, den ich noch aus mir heraus schlagen kann. Leichen von Ideen sind wir, stotternde Lust und fallendes Gestammel. Denn dein ist das Leben ...? Was für eine Hohlformel! Drei Mal sage ich: So gehen wir unter!
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
Die Sprache ist dem Ernst der Gedanken angemessen. Prätentiös? Ich denke: Wer zur Umkehr mahnt, muss prätentiös sprechen.
@Bergmann: Der aktuelle Kolumnentext ist nicht von Dir? Falls dem so ist, würde ich begrüßen, wenn der Gastkolumnist genannt wird, bitte.