KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Samstag, 08. Februar 2014, 18:33
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Die Natur ist das eigentliche Geschehen

398. Kolumne

Lieber AS,
Sie wollen also viel schreiben, diesmal aber keine Lyrik, sondern Prosa, Erzählungen vielleicht, oder Reflexionen, Briefe, ... auf der Suche nach den vollständigeren Sätzen, nach Handlungen in freieren und ausschweifenderen Texten. Und mit vollen Taschen wollen Sie zurückkehren, Sie wollen eine andere Gattung sich noch besser anverwandeln, sie besser beherrschen. (Dann bliebe ja noch das Drama. Letzteres liebe ich als Leser und Zuschauer, auch als Theaterlehrer, habe aber noch keinen Versuch gemacht, auch nur eine ernstzunehmende Szene zu schreiben. Also bleibt auch mir noch ein neuer Schreibweg.) Ich bin gespannt, was bei Ihnen herauskommt.

„Der Alltag droht schon ein wenig herein“, schreiben Sie – und schon sind Sie mit dem allerdings viel jüngeren Helden meiner neuen Erzählung ein wenig verwandt, aber ich dachte und denke nicht an Sie, wenn ich daran schreibe. Dem Alltag, der Ihnen droht, bin ich ja nun legal und legitim entronnen, seit ich pensioniert bin, und kann meinen Alltag zur Norm erheben, abgesehen von den belangloseren Obliegenheiten des täglichen Lebens. „In einem anderen Leben werden wir etwas anderes tun, den ganzen Tag Caipirinha trinken und Spix-Aras züchten...“ Sie bewegen sich also schreibend in Brasilien, während Sie dort unten in der norddeutschen Tiefebene neben dem Harz residieren; Sie träumen vom Jenseits als Schlaraffenland oder vom Leben als mehrfachen Versuch. So schön der Gedanke klingt, so schrecklich kann er sich realisieren – etwa wenn es den ganzen Tag lang nichts anderes gibt als Caipirinha oder wenn ich dann selber ein Papagei bin usw. „Die Natur ist das eigentliche Geschehen“, schreiben Sie – in der Tat, und das Schöne scheint dort auch im Schrecklichen auf, das Heilige im Obszönen; aber wenn die Natur kein Bewusstsein hat, merkt sie das nicht, und so fällt dann jede Handlung ins Nichts, und aus dem Nichts kann alles werden, wie wir.

UB

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