KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Martin Walser und Gott und die Welt
419. Kolumne
Martin Walser scheint nun Gott zu entdecken, er kommt im Alter langsam hinüber zur anderen Utopie, die dann wieder seine Anfänge berührt: das kommunistische Paradies. Ich würde es ihm durchgehen lassen und vielleicht sogar hoch anrechnen, wenn er nicht versucht hätte, in einer Rede in den USA einen Essay daraus zu machen, worin Karl Barth und der Rechtfertigungsgedanke von Luther über Nietzsche und Kafka bis Max Weber plattgeklopft werden zu einem Martin-Walser-Schnitzel. So klopft er – eben noch verliebt in Goethes Ulrike – an die Himmelstür. Mal sehen, ob er die richtige Tür findet. Sie steht ja offen. Er kann ja am Türhüter einfach vorbeigehen. – Was mögen die amerikanischen Studenten da gedacht haben? Deutsche Tiefe! Vielleicht basteln sie ihm einen Adventskalender mit 24 Türchen plus 1 Himmelstürchen und stecken hinter jedes Türchen einen Kaugummi. Um die Langeweile im Himmlischen zu überbrücken. In Wahrheit ist die Hölle das Paradies, schon im Leben, und da gibt es keine weitere Tür. Martin Walser beklagt, dass die (veröffentlichte) E-Literatur längst Bestandteil der U-Literatur ist, ohne dass die U-Literatur echte E-Anteile hat, und da hat er vielleicht teilweise recht. In diesem Zusammenhang beklagt er das Fehlen von Moral (oder Rechtfertigung). Aber da hat er nicht unbedingt recht. Ich vermute, er ist entsetzt über die Markterfolge von Sophie Roche (Feuchtgebiete, Schoßgebete) oder Kathrin Schmidt (Du stirbst nicht) oder Helene Hegemann (Axolotl Road Kill) etc.
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
(22.08.14)
Und die Literatur schreibt über die sichtbaren Höllen unseres Seins: Rollatoren-Existenz, Demenz, Traumata nach Afghanistan, Altersheime, Krebs und Koma.