KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 07. November 2014, 16:44
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Über-List

435. Kolumne


Die Moderne hat seit dem Ende des zweiten Weltkriegs besonders wegen des allgemeinen materiellen Wohlstands, den es seit der Zeit der Französischen Revolution von 1789 nicht gab, zumindest in Europa oder in der Ersten Welt (der sogenannten Zivilisation) ‚Fortschritte’ in der ‘Gleichberechtigung der Geschlechter’ gebracht. Ich bin sehr skeptisch, ob das wirklich immer Fortschritte sind bzw. für wen und auf wessen Kosten. Der Fortschritt wird in einer Art beschworen, als vollziehe sich die Geschichte nach Hegels Ideen: Automatisch kommt die Menschheit zur Vernunft, und das ist ihre Rückkehr ins Paradies. Aber die List der Gechichte meint nicht Gottes Güte und nicht den Witz der Menschen in der Not, sondern immer nur die unkalkulierten oder unkalkulierbaren Ereignisse und Ergebnisse. Wir müssen vielleicht hinnehmen, dass verschiedene Körper (Geschlechter) sich verschieden sozialisieren. Wir glauben die Natur zu verändern, aber die Klimmzüge klappen nur begrenzt. In der nächsten Notzeit, die auch die reichsten Länder nicht abwehren können, fallen auch die Kulturen, die sich zivilisatorisch an der Spitze sehen, wieder zurück. Den reichen Ländern mit der feinen Kultur, die sie sich leisten können, fehlt die Religion, also der kontrollierte Glaube an sich selbst und die Opferbereitschaft für die Erhaltung der Macht. Ich sehe ein Auf und Ab der Mächte in der Geschichte.

Der Computer ist eine Verlängerung des menschlichen Körpers, alle Waffen, alle Prothesen der Fortbewegung - sie lassen sich integrieren in soziale Strukturen und politische Macht-Systeme, sie also werden funktionalisiert - aber indem das geschieht, geschieht es zugleich auch mit den Körpern der Menschen, zu denen auch die Gehirne und alle ihre mentalen Strukturen zählen. Wir haben von den technischen Geräten, die wir entwerfen und bauen, keine bessere Machbarkeit unserer Geschichte als zuvor. Es gab Phasen in der antiken und hochmittelalterlichen Geschichte, deren sozialen und politischen Zustände denen von heute nicht im geringsten unterlegen waren. Sie sehen, meine Weltanschauung geht auf Grund meiner Lebenswahrnehmung von dem Gedanken aus, dass der Mensch und alles was er macht, ein sehr konstant labiles Wesen ist: Immer berechenbar in seiner ganzen Unbeherrschtheit - das ist unsere ganze Vernunft.

Eine List der Natur des Menschen scheint darin zu bestehen, dass er ein Tier ist: Obwohl ihn die Berührung mit Insekten ekelt, isst er gern ihren Honig. Mich erinnert das an die List der Anatomie: Aus dem Organ, das im Liebesrausch Samen ejakuliert, fließt der Urin, ein Restprodukt des Stoffwechsels. Beides ist Stoffwechsel. Wir denken das ganz leicht auseinander. Ich frage mich, was denkt hier? Werde am Ende ich selber nur gedacht?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (12.12.14)
"Sie sehen, meine Weltanschauung geht auf Grund meiner Lebenswahrnehmung von dem Gedanken aus, dass der Mensch und alles was er macht, ein sehr konstant labiles Wesen ist: Immer berechenbar in seiner ganzen Unbeherrschtheit - das ist unsere ganze Vernunft."
Das unterschreibe ich, Uli. Aber wie du zu der Schlussfolgerung oder besser Schlussfrage kommst, ob du am Ende nur gedacht wirst, das begreife ich nicht.

 Bergmann (12.12.14)
Der letzte Satz meint: An die Willensfreiheit kann/muss man glauben, mehr geht nicht.
Graeculus (69)
(12.12.14)
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