KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Sunt pueri pueri ...
556. Kolumne
Sunt pueri pueri pueri puerilia tractant
Mein Enkel Aurel ist ein fauler Schüler, so wie ich damals auch – wahrscheinlich sind das fast alle Jungen im Alter. Die sind durch Skills nicht zu retten. Skills reichen nicht aus. Wissen allein natürlich auch nicht. Die Dinge verhalten sich halt wie so oft, dialektisch zueinander. Absolut kontraproduktiv ist die Verwöhnerziehung seiner Eltern. Aurel quatscht seine Eltern müde. Er redet sich alles schön, seine schlechten Noten sind nur ‚Ausrutscher’, und er sieht eine 4 minus schon als Triumph und Baustein für eine Zeugnis-3, die in meiner Kindheit und Jugend nur soviel wert ist wie eine 4. Ich habe gestern Tacheles geredet – mit Aurel und seinen Eltern. Das Ergebnis: Man gibt mir in allen Punkten recht - und tut: nichts.
Manchmal denke ich: die ganze Welt ist vertrumpt. Als Theaterstück finde ich das Lebensdrama interessant und unterhaltsam, aber als Statist im Stück nur selten. Ich muss zugeben, dass mich manche Situationen in Aurels Familie zum Lachen verführen. Ich sage mir: Ich kann das Stück nicht verlassen, aber die Bühne ...
Tröstet mich die Hoffnung, dass sich die Faulheit in der Adoleszenz auswächst und eine Metamorphose der Selbstveredelung eintritt? Dass sich die Probleme – irgendwie – von selbst lösen? War das nicht oft der Fall in meiner eigenen Kindheit und Jugend? Soll ich sein wie Sokrates, der über die Verrohung der Jugend lästernd sich eine Art von Zweckpessimismus schuf, mit dem er die Macht der Realität anerkannte, ohne die Vernunft zu verraten? – Gab ihm das eine gewisse Linderung seiner Hoffnungslosigkeit, während ich sogar hoffen darf, dass er sich mit der Zeit besiegen lernt?
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
(14.04.17)
Und in der Tat. Ich hatte bereits als junger Mann die Schnautze voll von diesem "Schaffe, schaffe, Häuse baue - Modell" (das ich übrigens gerade jetzt - verspätet also - umsetze), aber ich hatte sie nur insofern voll als wir die Tat und nicht den Müßiggang schätzten. Dabei wissen wir, dass die Tat die Muße braucht, um kreativ sein zu können.
Und hier liegt die nächste Crux: Das aktuelle Schulsystem hinkt hinter den Erfordernissen der Jetztzeit hinterher (das hat es schon immer getan). Das "moderne Gehirn" benötigt andere Inputs und andere Impulse. Lehrbücher sind nur noch Teil dieser Schiene, keine Grundlage mehr. Emotionales Wissen und soziale Fertigkeiten sollten ins Zentrum rücken, intelligente Wissensuche vor stupider Wissensarchivierung stehen und - last not least: zukunftsträchtige Perspektiven müssen eingeübt und etabliert werden. Dazu gehören auch eine gewaltfreie Kommunikation und die Philosophie einer Weltgemeinschaft, die diesen Planeten überleben lässt.
Insofern unterstelle ich dem Nachkömmling nicht ein "falsch gelaufen", sondern verweise vielmehr auf unsere bisherige Unfähigkeit den richtigen Boden zu bereiten.
Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend...:)))
mein bald 6-jähriger enkel will sich mit mir nicht mal über den in der schwäbischen alb entdeckten höhlenfisch unterhalten. (er fürchtet meine unerwarteten kontrollfragen!)
(14.04.17)