BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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BlackHört feat. ...
... NILS REIMANN, seit über 25 Jahren mein bester Freund, der von einem Konzert erzählt, das für ihn und seine Begleiter ein PURes Vergnügen gewesen sein muss:
Normalerweise lässt sich an dieser Stelle der Empörator oder unser allseits beliebter BLACKHEART aus.
Aber meine Wenigkeit wurde gefragt ob ich Lust hätte eine Gastkolumne zu schreiben über ein Konzert der Gruppe PUR.
Meine Frau und ich waren Anfang 2014 auf einem PUR-Konzert in Berlin, für mich war es das erste Konzert mit PUR, für meine Frau war es das sechste. Soviel möchte ich gar nicht darüber schreiben weil es ja nicht um dieses Konzert geht, aber ich möchte ehrlich sein und sagen das ich PUR eigentlich immer als Schmuse/Schlager Band sah und ich eigentlich nie wirklich auf die Texte hörte, aber genau das tat ich und war beim ersten Mal in Berlin sehr sehr froh da gewesen zu sein. Aber kommen wir nun zum eigentlichen Konzert:
Das in Hannover stattfand und zwar am 6. Dezember 2015
Schon vor der Halle, wo wir alle darauf warteten reingelassen zu werden, spürte man diese Wärme und ruhigere und positive Energie. Mir fielen zwei Flaschensammler auf die weder belächelt oder von oben herab behandelt wurden. Im Gegenteil. Jeder, der eine Flasche oder Dose dabei hatte, gab sie den beiden Männern höflich und auch gerne mit. Mit meinem Schwiegervater unterhielt ich mich über Konzerte die er schon gesehen hatte. Unter anderem waren SANTANA, die BEE GEES und PHIL COLLINS dabei.
Dann war es endlich soweit und wir wurden alle reingelassen aber auch hier wurde weder gedrängelt noch geschubst. Im Gegenteil. Es wurden Leute vorgelassen und von Hektik keine Spur. Man hatte sogar noch Zeit mit Leuten in Kontakt zu treten über die gemeinsame Leidenschaft PUR oder die Musik. In der Halle angekommen verteilte sich das ganze und mir fiel auf, dass man diesmal überraschend viele Männer Gruppen sah, die man sonst nur bei Fussballspielen vermutet. Kommt da ein neuer Trend? Als wir dann unsere Plätze einnahmen, die uns übrigens eine uneingeschränkte und perfekte Sicht boten, füllte sich der Platz vor der Bühne und auch hier waren die Menschen untereinander sehr zuvorkommend. Mir fiel ein älterer Herr auf der eigentlich einen Sitzplatz hatte aber er lies es sich nicht nehmen. einen kleinen Spaziergang durch die Menge zu machen und sich alles mal genau anzugucken. Der ältere Herr kam ohne Probleme durch die Menschenmenge.
Die Musikauswahl vor dem Konzert war interessant. Vom aktuellen Sommerhit “Ain't nobody“ bis zum “Werner“ Soundtrack war alles dabei. Übrigens was mir auf jedem Konzert auffällt, es sind immer die zwei selben Typen vertreten: einmal der Roadie der, egal wie kalt es ist, kurze Hose und T-Shirt trägt und der Idiot, der bei lauter Musik telefoniert . Und die waren beide da.
Dann gaben sich endlich PUR die Ehre aufzutreten und legten auch gleich mit einem Lied von ihrem neuen Album “Achtung“ los. Dann beim dritten Lied, was der Klassiker “Freunde“ war, stand dann auch die ganze Halle auf und groovte und sang mit. Dann nahm das Konzert etwas ernstere Töne an und Sänger HARTMUT ENGLER verwies auf die immer noch drohende Terrorgefahr und bekundete seine Sympathie zu Paris. Diese hätten sie musikalisch nicht besser ausdrücken können indem sie den Evergreen von JOHN LENNON anstimmten: “Imagine“. Damit schlugen sie über “Neue Brücken“ zu dem Song “Brüder“, der von der Vorstellung des Friedens handelt.
Dann war Party angesagt und der kam in der Form des Akustik Medleys daher. Da waren dann die Klassiker vertreten wie “Lena“ bis zu “Wo sind all die Indianer hin“, den Frontmann ENGLER wie immer mit Kopfschmuck performte. Auch hier machte die ganze Halle wieder mit. Und als sich die Zuschauer sowie PUR in der gleichen wohligen Stimmung befanden, konnte es HARTMUT ENGLER nicht besser ausdrücken in dem er sagte „Wir kommen her und machen Musik, ihr kommt hier her und hört uns zu und beide gehen wir dann happy nach Hause.“
Dann wurde es Zeit, die gefühlvolleren Songs zu spielen. Angefangen bei “Funkelperlenaugen“, wo die Kamera eine ältere Dame einfing, die ganz vorne vor der Bühne stand und fleissig mitsang und klatschte. Als man dann die Dame auf der Grossleinwand sah, ging ein gemeinames „Oh!“ durch die Reihen.
Natürlich versuchten PUR auch das Lied “Wenn sie diesen Tango hört“ zu spielen, aber nach der gefühlvollen Version von DANIEL WIRTZ bei “Sing meinen Song“ ist es für Frontmann ENGLER schwer den Song ganz zu performen. Auch mir, sowie allen anderen, standen die Tränen im Gesicht. Den Song hatte ENGLER damals für seinen schwer erkrankten Vater geschrieben und erzählt seine Leidensgeschichte und wagt einen Blick in die Zeit wenn er diese Phase nicht überstehen würde. ENGLER erzählte im Interview in Südafrika, dass er diesen Song noch nie in der Art vorgetragen bekommen hat und in der WIRTZ-Version das erste Mal wirklich die Dramatik und die Emotionen mitbekommen hat, die der Song in sich transportiert. Dies hat für ihn eine ganz neue Bindung zu dem Song aufgebaut.
Auf dem neuen Album ist ein Song dabei ,der in dieser Situation nicht fehlen durfte, denn er ist seiner Mutter Anni gewidmet und erzählt Ihre Geschichte über die Flucht aus dem Sudetenland in 1945. Ursprünglich war dieses Lied als Geburtstagslied gedacht, aber durch den Bezug zum "Tango" und die hiermit erzählten Geschichten seiner Eltern (seine Mutter inzwischen 90 und sein Vater, der vor einigen Jahren verstorben ist) ist der Emotionsfaktor zu hoch, als das er beide Songs auf einer Konzertbühne darbieten könnte. Genau dies ist es auch, was er erklärt hat, nachdem beide Songs lediglich angespielt wurden, weil es einfach Songs sind die das Publikum liebt. Die Halle war während der Performance in blaues Licht getaucht und nach einer Facebookaufforderung der Band hielten die meisten Anwesenden ihr Handy mit eingeschaltetem Kameralicht in die Höhe, was die gesamte Halle wie einen Sternenhimmel glitzern ließ.
Dann verabschiedeten sich PUR das erste Mal von der Bühne und sofort sangen alle “Oh ,wie ist das schön“. Kurz darauf kamen PUR natürlich wieder auf die Bühne und HARTMUT ENGLER stimmte mit ein und führte mal so eben mit dem angestimmten Lied sein ganzes sangliches Können vor, indem er das Lied mit allen Stimmfacetten sang. Danach kamen Evergreen auf Evergreen von “Hör gut zu“ bis “Graues Haar“. Dann räumten PUR die Bühne zum zweiten Mal und lange musste man nicht warten denn PUR ließen den Abend gesanglich ausklingen mit “Drachen sollen fliegen“.
Doch damit nicht genug. PUR nahmen sich weiterhin die Zeit und warfen zum “PUR-Partymix“ große bunte Strandbälle ins Publikum und ein grosses Happening begann.
Dann fühlte ich mich einfach nur gut, meine Frau fühlte sich gut, genauso erging es meinen Schwiegereltern. Und PUR hatten die Welt für drei Stunden besser gemacht.
Schön, dass es so etwas noch gibt. Und mit diesen Worten möchte ich euch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen.
Nächste Woche gibt es an dieser Stelle den allseits bekannten Jahresrückblack, bevor es dann 2016 mit neuer Energie und frischem Tatendrang weiter geht. Und einigen Feiereien. Aber dazu mehr im neuen Jahr.
Danke fürs Reinhören.
euer BLACKHEART
Song der Woche: "Replica" von SONATA ARCTICA