Günther, Florian:

Nuttenfrühstück, Dicker Max und Co.

Gedichte und Geschichten


Eine Rezension von  Bergmann
veröffentlicht am 10.09.08

SPITZZUNGEN DES ALLTAGS

Florian Günthers Gedichtbände NUTTENFRÜHSTÜCK, DICKER MAX & CO.

Diese elegante Art Alltägliches auszuschneiden – man kann auch sagen, Introvertiertheit in Worte zu fassen, gefällt mir SEHR GUT. Hier komme ich als Leser langsam ins Schweben. Sehr genau vieles, voll Witz. Leicht. Auch authentisch. Richtig wahr. Es sind nicht immer Gedichte, sondern prose poems, Prosagedichte, oder sogar kleine leichte moderne Fabeln oder Parabeln. Das alles steht mir nah, obwohl ich selber (z. Z.) nicht so schreibe, aber ich hatte den Ton mal etwas drauf, als ich mit Schreiben wieder begann, das war 1988.
Florian Günther ist ein würdiger Sohn Rolf Dieter Brinkmanns, kein Epigone.
Schade dass ich die Gedichte nicht eher lesen konnte. Aber so geht es manchmal. Die schulischen Dinge waren wichtiger. Briefe. Das eigene Schreiben. Meine Frau. Der Umzug dann. Der Tod. Meine Trauer und Aufgewühltheit. Meine Lebensangst. Das Alleinsein, Gelähmtsein. Jetzt komme ich zur Ruhe. Fasse mich. Genieße schon wieder dies und das. Aber ich steh vor dem Berg der unerledigten Dinge. Und kaum habe ich etwas von all den zu erledigenden Dingen abgetragen, liegt schon wieder was Neues da.
Das Titelgedicht DICKER MAX & CO. gefällt mir besonders. Oder NICHTS ALS GROSSE NAMEN. Oder EINE AUFTRAGSARBEIT. Oder FRUST. Usw.
Florian Günthers Narzissmus macht Freude. Er heilt seine Selbstliebe zwar nicht in oder mit den Gedichten, aber er bereitet das Ungenießbare so zu, dass es am Ende schmeckt.
Nicht jedes Gedicht gelingt, manches ist zu lang. Manches auch zu leicht. Aber selbst dann gefällt mir das Wedeln in den Gedankenbahnen. Da sind wunderbare Slaloms bei. Schuss-Abfahrten. - Ulrich Bergmann



Frieden

Sie vergifteten die Kinder
und gaben ihnen einen Gutenachtkuß.
Dann gingen sie raus;
ließen die Tür aber einen Spalt weit offen;
so, wie sie es immer getan hatten.

Laß das Flurlicht an, Vater, hauchte sie;
legte sich aufs Bett
und beobachtete ihn dabei,
wie er die Pistole
aus dem Schrank nahm
und den Schalldämpfer aufsetzte.

Und vergiß nicht, dich neben mich zu legen,
wenn es so weit ist!
Natürlich dachte er daran.
Aber da war all das Blut.
Mit so viel konnte keiner rechnen.
Er sah sich um.

Schließlich ging er in die Küche.
Er setzte sich auf seinen Stammplatz
am Eßtisch, strich das Wachstuch glatt
und rief ins Zimmer: Ich komme, Mutsch!
Dann kippte er zur Seite.

Die Medien berichteten.
Die Nachbarn
sprachen von einer Tragödie.
Die Kosten
übernahm die Stadt.
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Kommentare zu dieser Rezension


 Alpha (12.09.08)
Ein bisschen viel/doll Privates für eine Rezension.

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