Henry James:
Die Drehung der Schraube (The Turn of the Screw)
Roman
Eine Rezension von Quoth
„Wenn ich mit meiner Schilderung der grässlichen Ereignisse auf Bly (einem Landgut) fortfahre, dann fordere ich damit nicht nur selbst die vorurteilsfreisten Gemüter heraus – woran mir wenig liegt -, sondern (und das ist ganz etwas anderes) ich durchlebe erneut, was ich damals erlitten habe, gehe meinen furchtbaren Weg noch einmal bis ans Ende.“ Und worin bestehen diese grässlichen Ereignisse? Die Ich-Erzählerin, eine namenlose Gouvernante, ist von der Vorstellung, ihre beiden engelhaften schönen und klugen Zöglinge seien in Wirklichkeit von ihrer verstorbenen Vorgängerin und deren ebenfalls verstorbenem Geliebtem verdorben worden und ihnen immer noch hörig, so besessen, dass sie Geistererscheinungen der beiden „Bösen“ zu sehen glaubt und auch glaubt, ihre Zöglinge hielten zu ihren Verderbern weiterhin Kontakt. Worin die Verderbnis besteht, wird von der viktorianischen Prüderie der Erzählerin (der Roman erschien 1898, also vor 125 Jahren) verschwiegen. Dadurch wird der Leser natürlich animiert, sich über diese Frage Gedanken zu machen – und er beginnt, sich die sexuellen und kriminellen Perversionen auszumalen, deren Opfer die beiden entzückenden Kinder geworden sein könnten. Sie sind so entsetzlich, dass sie nicht benannt werden dürfen: Sind es nur Verstöße gegen die soziale Hierarchie? Nein, es sind mit Sicherheit auch (Screw!) Pädophilie, sexueller Missbrauch, Exhibitionismus, Homosexualität … Dieser Roman ist ein Meisterwerk des „Um den heißen Brei Herumredens“, dabei auch noch in mehrere Schichten des Erzählens verpackt: Henry James erzählt von einem Erzähler, der das Manuskript der erzählenden Gouvernante aus London beschafft und nur vorliest … Ein Roman, der vielleicht wie kein anderer aufzeigt, wie Prüderie in die Paranoia führt; ich würde ihn als das „Negativ eines pornographischen Romans“ bezeichnen – alles Sexuelle wird schwarz - ein literarisches Kunstprodukt von zum Himmel schreiender Verdrängungskunst.
(aus dem amerikanischen Englisch von Ingrid Rein)
Vor der Fernsehserie "Spuk in Bly Manor" nach "The Turn of the Screw" kann ich nur warnen: Der heiße Brei, um den Henry James so virtuos herumschleicht, wird hier aus anderen Werken des Autors näher ausgeführt, was zu einer absurden Häufung, Vermehrung und Entwertung von Gruselmomenten führt. Nach vier Folgen bin ich (trotz der sehr guten Victoria Pedretti) ausgestiegen.
(aus dem amerikanischen Englisch von Ingrid Rein)
Vor der Fernsehserie "Spuk in Bly Manor" nach "The Turn of the Screw" kann ich nur warnen: Der heiße Brei, um den Henry James so virtuos herumschleicht, wird hier aus anderen Werken des Autors näher ausgeführt, was zu einer absurden Häufung, Vermehrung und Entwertung von Gruselmomenten führt. Nach vier Folgen bin ich (trotz der sehr guten Victoria Pedretti) ausgestiegen.
Kommentare zu dieser Rezension
Die kurze Leseprobe törnt ab, sorry!
Es ist auch kein Buch, dessen Lektüre ich empfehlen kann. Kunstvolle viktorianische Verklemmtheit in Reinkultur.
Eigentlich würde ich auch lieber Rezensionen von kVlern lesen, keine Tradierungen! (Du könntest wenigstens angeben, wer die Rez. geschrieben und wo veröffentlicht hat!)
Die Rezension ist von mir und meines Wissens bin ich noch kVler.
Zurück zur Liste der Rezensionen von Quoth , zur Autorenseite von Quoth, zur Liste aller Buchbesprechungen