Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Nun sag mal einer, Frauen wüssten nichts von Fußball
von Dieter_Rotmund
Gastkolumne von Lluviagata
Nun sag mal einer, Frauen wüssten nichts von Fußball.
Martina, meine Banknachbarin in der Volkshochschule, in der wir, nun ja, das ist eine andere Geschichte …, diese Martina also erzählte mir, dass sie ihrem Mann jedes Jahr zum Geburtstag zwei Karten für ein Spitzenspiel seiner Fußballmannschaft schenken würde. Oh, dachte ich, das wär doch mal ein Geschenk für Männe, dessen Herz seit Jahr und Tag für Energie Cottbus schlägt. Gesagt, getan, die Karten für ein Spiel der Cottbusser gegen Borussia Mönchengladbach! - man möge es sich auf der Zunge zergehen lassen - gegen Borussia Mönchengladbach also waren pünktlich ein Vierteljahr vorher bestellt und bezahlt und irgendwann per Brief angekommen.
Der Geburtstag rückte näher, auch die Karten in der Schublade brannten darauf verschenkt zu werden, ich sah es ganz deutlich, als unser Auto kaputtging. Da es gerade seine ersten drei Jahre mit Werksgarantie ganz ohne Reparaturen absolviert hatte, wurde es auch langsam Zeit, dass sich seine Bremsen festfraßen.
Egal, ein solides Geburtstagsgeschenk war besorgt, alles andere war Nebensache.
Wie zu erwarten traute Männe seinen Augen nicht und ließ sie, wunschgemäß, ein wenig verstohlen glänzen. Ja, ein glücklicher Mann ist selbst ein Geschenk für die Frau.
Der Tag des Spiels kam.
Männe frisch rasiert, ich mit drei Jacken nebst Wollstrümpfen unter der Hose, so machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, von dem aus wir mit einem schmierigen Bummelzug gen Cottbus zuckelten. Immer noch besser als mit dem Auto einen Salto zu veranstalten, tröstete ich mich.
Was Sturmausrüstungen sind, wie Frauen in ihnen aussehen und was ein Marsch mit vorgeglühten, vorfreudigen Fans bedeutet, das lernte ich auf der Fahrt und in Cottbus kennen.
Die Stadt lag lahm. So ein Tohuwabohu sah ich letztmalig 1999 in Leipzig. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Wir marschierten also zum Stadion, wurden ordnungsgemäß und geschlechterspezifisch durchsucht und waren endlich drin. Im Stadion der Freundschaft. Freundlicherweise gab es in unserem Block nur Stehplätze. Da wir relativ zeitig da waren, ergatterten wir ganz vorn beste Plätze. Das freudige Gefühl verließ uns recht bald, als sich immer mehr brillentragende Hühnen per Schulterklopfer meldeten, dass sie vorn stehen müssten: „Bin gurzsischdisch– na, du weeßd schonn, Gumbel.“ Selbstverständlich rückten wir zähneknirschend nach hinten und standen im Hanghuhnschritt über der Menge und freuten uns, dass wir nun das ganze Spielfeld im Überblick hatten. Schnöde Bandenplätze, pah. Leider aber füllte sich auch unser Hügelchen mit sehschwachen Leuten. Das Spiel begann und wir hörten den Anpfiff. Ein echtes Hörspiel, das an Originalität nichts zu wünschen übrig ließ.
Dass Männe trotzdem gesehen hat, wie Torhüter Tomislav Piplica eine Bogenlampe dafür ausnutzte, das später preisgekrönte Eigentor für Energie Cottbus zu fabrizieren lag allein an der Tatsache, dass er für kleine Männes war und sich anschließend und allein einen Platz an der Bande zurückeroberte. Seine Frau war ja von einer perfekten Manndeckung vor allen möglichen und unmöglichen Unbilden geschützt.
Natürlich erfuhr ich dies erst, als ich ihn endlich kurz vor einem Kollaps und lange nach Abpfiff in einem traurig wogenden Meer roter Kappen entdecken konnte. 3:3. Warum freute sich keiner?
Erfroren wie ich war, freute ich mich wenigstens, die lauwarmen Atemzüge, die die altersschwache Heizung des Trödelzuges von sich gab, allein genießen zu können. Männe genoss derweil das Bad in der fröhlichroten Menge und Coschützer Pilsner. Wo hatte er das nur her? Ich aber hatte am Montag viel zu erzählen.
Martina, Ihr wisst schon. Nun sag mal einer, Frauen wüssten nichts von Fußball.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Von den Fakten her hatte Cottbus seinerzeit durch den legendären Torwart-Fauxpas einen Sieg verschenkt, und konnte dennoch, vier Spieltage vor Ende der Saison, Boden gegenüber den meisten anderen Abstiegskandidaten gutmachen. Am Ende blieb Energie drin, trotz dieses Stadions und mit Piplica im Kasten.
Na ja, viel gesehen hast du ja leider nicht davon, außer viel Rücken und einem Gatten auf Abwegen. Und verdammt kalt war es wohl auch, obwohl schon April war und nicht tiefster Winter.
Die Sonne strahlte zwar, aber die Bäume sind kahl - youtube sei Dank konnte ich meine Erinnerungen überprüfen. Es bestätigt aber auch, dass Frauen einen anderen Temperaturfühler haben als Männer. Das letzte Spiel welches ich eimgemmümelt wie Amundsen und mit Vaseline eingefettetem Gesicht verfolgte war auch ein Spiel gegen Gladbach. Aber in Berlin. Viertelfinale DFB Pokal. Hertha war der Gegner und Igor de Camargo der böse Bube. Seitdem und seit dem frenetischen Beifall der Fohlen Fans im nächsten Heimspiel der Gladbacher für ihren Igor, kann ich Gladbach nicht mehr ausstehen. Wimmer, Weiweiler, Netzer? Begraben und vergessen. Nein, da ist Energie schon cooler
dass ich besser recherchieren muss. Denn mein Kopf ist auch nicht mehr das, was er mal war. Und dabei spiele ich gar kein Fußball ...
Danke, dass Ihr so zahlreich erschienen seid! ;D
Llu ♥
Wie lang ist das her??
Oder gabs das gar nicht???
LG TT
(01.03.13)
(26.10.14)