Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
(bisher 5.794x aufgerufen)
Star Wars und ein, zwei nicht völlig belanglose Filme
von Dieter_Rotmund
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri, USA 2017
Ausgangspunkt des Films ist, dass die Mutter eines Vergewaltigungsopfers ihren Unmut über die ausbleibenden Ermittlungsergebnisse der Polizei auf pfiffige Weise öffentlich artikuliert. Das klingt zunächst nicht berauschend, die Art und Weise aber, wie das geschieht und wie das in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri inzeniert wird, ist fast brillant zu nennen. Andere Filme sind um prominente Gesichter und pseudo-authentische Ereignisse herum aufgebaut. So brach ich kürzlich das Sehen von Selma (UK/USA/F 2014) ab, musste ich kürzlich diesen Film ausmachen, weil er in einer Art historischem Sirup verschwand oder besser gesagt: versank. Alle Darsteller sahen sich offenbar in der Pflicht, ganz besonders erhaben und bedeutungsschwanger zu agieren. Es gibt in diesem Film (soweit ich ihn sah) offenbar überhaupt keinen "normalen" Moment, in dem man als Zuschauer durchatmen kann, so wie es jede gekonnte Inszenierung zu leisten vermag. Den Machern fehlte offenbar Distanz und Mut. Selma ist eigentlich nur der Beweis dafür, dass US-amerikanische Rassenprobleme weiterhin so hochaktuell sind, dass ein professioneller Umgang mithilfe einer halbfikitven Abarbeitung in einem Spielfilm nicht oder nur schwer möglich ist. Daneben gibt es dann noch so Werke wie Fury (ebenfalls aus dem Jahre 2014), bei denen es im Grunde nur darum geht, um Superstars herum (dort: Brad Pitt) einen Art filmische Erweiterung mit ein klein wenig Handlung zu basteln. Wobei Fury noch zu den gelungeneren Beispielen gehört, ohne wirklich gelungen zu sein. Zurück zu Three Billboards Outside Ebbing, Missouri, das mit einem Cast aufwartet, der fein ist: Keiner spielt sich in den Vordergrund oder wird zentraler in den Mittelpunkt gestellt, als es die Figur erlauben würde. Man kennt das Gegenbeispiel aus 08/15-Blockbustern, in denen die Nebenfiguren fast unischtbar werden, um ja nicht an der Aura des (meist hoffnungslos untalentierten) Hauptmimen zu kratzen. Nein, TBOEM-Regisseur Martin MacDongah ist ein noch recht junger Filmemacher mit bisher kleinem Oeuvre und zwischen seinen drei Werken vergehen mindestens vier Jahre. Das mag mannigfaltige Gründe haben, ist aber meistens ein gutes Zeichen. Nun, MacDongah bediente sich eines in seinen vorherigen zwei Filmen erprobten Ensembles, dessen Namen jedem Cineasten bekannt sind, sich der Gelegenheits-Kinogänger aber nie gemerkt hat: Sam Rockwell, Abbie Cornish, Zeljko Ivanek und Woody Harrelson, dazu kam nun in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri Frances McDormand als Verkörperung der zentralen Figur. Der Film arbeitet stark mit Stereotypen wie dem tumben Dorfpolizist; das macht ihn mitunter sehr lustig, verhindert allerdings auch eine gewisse Tiefe der Figuren. Das ist jedoch das einzige Manko, das man Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ankreiden kann. Insgesamt ist dieses Werk stimmig und sehr unterhaltsam, zudem ist es nicht belanglos, wenn man diese möchte: Im Subtext werden einige Themen angesprochen, ohne den moralischen Zeigefinger erhoben zu sehen und über diese Themen kann man trefflich diskutieren.
Star Wars - The Last Jedis, USA 2017
Im Mittelpunkt des Films steht (nicht) eine Bibliothek, die, ganz modern Landlust-hippster-like in einem alten hohlen Baum untergebracht ist. Der Baum steht auf einer kleinen Insel "im abgelegensten und verstecktesten Teil der Galaxis", wie uns die Protagonisten erzählen. Die Bibliothek beherbergt die Werke zur in dieser fikitven Welt bedeutensten Religion, die in mehrere Filmen dieser Reihe als tollste und beste Religion ever dargestellt wurde und nicht wenige Menschen im real life bekennen sich nachgewiesenenmaßen (Umfrage) zu dieser Religion, die inzwischen in Besitz von Disney übergegangen ist.
Und jetzt kommt's: Diese Bibliothek der achso grandiosen Jedi-Religion besteht aus gerade mal fünf oder sechs Büchern, digitale Medien scheint es dort nicht zu geben, nicht einmal Elektrizität. Von Lesesaal, Fernleihe und Schließfächern ganz zu schweigen: Nur ein kümmerlicher Präsenzbestand. Und ein äußerst mürrischer Bibliothekar (Mark Hamiill).
Mein erster Gedanke war: Hat denn nie jemand eine Doktorarbeit zu den Themen des achso beindruckenden Jedi-Mythos geschrieben, die dann ja dort in dieser Jedi-Bibliothek stehen müsste? Selbst die christliche Religion vom Planten Erde (aus einer Galaxie mit dem putzigen Namen "Milchstrasse") hat, um sich einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, eine Unmenge an Sekundärliteratur hervorgebracht zu ihrem Hauptwerk, das jahrzentelang nur mündlich überliefert wurde und man schon allein deshalb kaum ernst nehmen kann. Damit ist die Bibliotheksgeschichte in Star Wars - The Last Jedis noch nicht zuende. Denn zwei "Hauptvertreter", ums mal so zu nennen, dieser Jedi-Religion fackeln diese Bibliothek im Stile eines bildungsfernen Mobs samt Inhalt ab und feiern sich als Erneuerer.
Dies alles läßt nur einen Schluss zu: Die Welt von Star Wars - The Last Jedis ist eine äußerst wissenschafts- und bildungsfeindliche Welt. Technologischen Fortschritt gibt es praktisch fast keinen (nur einen kleinen militärisch-technologischen), niemand tritt in irgendwelchen Diskurse über irgendwelche gesellschaftliche oder technologisch relevante Themen. Fazit: Star Wars bleibt ein naives Märchen, gehalten in einfallslose Schwarzweiss-Malerei. Also als beim Alten seit 1979.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(22.02.18)
so wie es jede gekonnte Inszenierung leisten vermag
mihilfe
Gegenbepiel
unischtbar
kratzem
mit bisher kleinen Oeuvre
meinstens
Gelegneheits-Kinogänger
Sam Rockwll
kedoch
stimmung
zudem ist es nicht belanglos, wenn man diese möchte:
über diese Theme
bedeutensten
dargetsellt
isch
nachgewiesenenmaßen
achsi
Hat den nie jemand eine Doktorarbeit
achos
Planten Erde
als beim alten
Nur beim flüchtigen Drüberschauen gesehen.
Sicher unvollständig.