Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Kastrierte Erlebniswelten, im „Bild“ sein, oder wie?
von Dieter_Rotmund
Gastkolumnistin Bette Dalüge schreibt anläßlich des neusten Meryl Streep Films-The Post (deutscher Titel Die Verlegerin, Regie Steven Spielberg) über die Agieren der Fotoredaktionen der Boulevardpresse.
Im Bild sein
Dieses Motto der „Bild“ Zeitung verspricht „Alles“.
Denn Bilddenken führt zu Erfahrung und Bewusstsein, die Sättigung des Lebens. Auf ein Bild folgt unweigerlich die Hinwendung zur Welt und ihren Äußerungen, die man beginnt zu verstehen. Bilder sind immer geistig und damit wirkend, reißen uns hinein ins eigene Erkennen und sprechen unser Inneres an bei dem es keine Zweifel mehr gibt.
Solcher Art Hoffnung treibt jeden Leser dieser Zeitung zur für ihn magisch anmutenden Druckerschwärze, ohne dass er sich seiner „Sucht“ bewusst wird. Er sucht Erfahrungen, die ihn stillen und ihm die alte ranzig gewordene Zeit vertreiben, hin zu einer Neuen. Denn Bilder werden von der Zeit getragen und kommen als Überraschung, jeden Tag neu erwartet.
Ich habe Bild-Leserinnen in der Frühstückspause beobachtet. Fast entschuldigend kommt unweigerlich oft, beim Aufschlagen der Zeitung der Spruch, „jetzt noch ein bisschen Bildung“, begleitet von einem erwartungsvollen Lächeln.
Doch „Bild“ bildet nicht, hat nicht das, was es vorgibt. Stattdessen plakatiert es Ereignisse zum schnellen Verbrauch, denn Sättigung wird gar nicht angestrebt. Informiert jeden, um in einer vorgedachten Welt noch einigermaßen zu funktionieren und das wirkliche Leben in einer verplanten Weise zu suchen, als Konsument. Eine Sisyphusarbeit, die Geld und Zeit verschlingt.
Die Sprache von „Bild“ ist verworren, so dass man vergisst nochmal zu hinterfragen. Sie stellt vor Tatsachen, die zum Bejubeln, oder zum Weinen sind.
Als ehemalige Arbeiterin habe ich festgestellt, dass diese Leser heimliche Schadenfreunde entwickeln, wenn die Informationen sie selbst nicht betreffen und offene Wut, wenn es um ihre eigenen Belange geht.
Auch wissen natürlich die Leser um den schlechten Ruf der Zeitung und geben dann nur zu, dass sie manchmal etwas darin nachlesen. Doch bekennende Leser gibt es viele.
Da entrollt sich jeden Morgen zum Frühstück eine Welt der Stimmungen, welche nach dem letzten Schluck Kaffee wieder vergessen werden. Denn „Bild“ wacht über Abgründe, mit einem moralischen Zeigefinger. Und draußen läuft alles wie immer.
Auch der "Spiegel" kommt mit seiner coolen Sprache nie auf den Punkt. Sich zu spiegeln ist das A und O der Selbstverliebten. Er ist eine andere Modalität im Sinne von „Bild“, es ist das gespiegelte Bild. Also die Zeitung der Gebildeten, welche ihr Echo suchen. Aber auch wie die „Bild“-Leser, lassen sie sich plakativ abspeisen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(12.04.18)
Ich freue mich aber über das Interesse am Film.
Zum Thema: Schon Die Ärzte sangen treffend: "Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild und die besteht nun mal - wer wüsste das nicht - aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht" (aus: Lasse reden)
Ich möchte nämlich noch anmerken, daß ich täglich die Karatschi-Express lese uns sie für die beste Tageszeitung ever halte;)