Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Dienstag, 19. Mai 2020, 10:42
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Filme, Filme, Filme

von  Dieter_Rotmund


Mit 1917 (OmU) und Das Cabinet des Dr. Caligari (in einer gut restaurierten Fassung, DCP) zwei Filme gesehen, wovon der zweite in etwa in der Zeit erschienen ist, die dem ersten den Namen gab. Der Sam Mendes-Film (1917) blieb dabei, obwohl visuell stark, irgendwie blass. Um was geht es überhaupt in 1917, darf man zu recht fragen. Der Film ist nett anzuschauen, aber hat nicht allzu viel Substanz. In meinem Bekanntenkreis gehört, man wolle diesen Film nicht sehen, das würde man nicht aushalten.
So ein Unsinn.
Wobei ich eingestehen muss, dass ich von Das Cabinet des Dr. Caligari (Deutschland 1919) etwas enttäuscht bin, da hätte ich mehr erwartet. Jaja, tolles Bühnenbild, aber sonst? Die Geschichte mit den Zweifeln an der eigenen Wahrnehmung des Erzählers zündet nicht so richtig. Außerdem gesehen: Mania (Deutschland 2018, DCP), Das Luxusweibchen (Deutschland 1919, 35mm) und Der Grüne Vampyr (Deutschland 1918, 35mmm). Allen Stummfilmen gemein ist das etwas altbackene Frauenbild, wobei Mania durchaus positiv herraussticht, was an Hauptdarstellerin Pola Negri liegt, die alles aus der Rolle herausholt. Solche Perlen der Stummfilmzeit kann man im Kino sehen??? ... fragen sich jetzt sicherlich einige Leser. Ja, man kann. Wenn man auf Festivals geht.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Judas (13.02.20)
"Solche Perlen der Stummfilmzeit kann man im Kino sehen??? ... fragen sich jetzt sicherlich einige Leser. Ja, man kann. Wenn man auf Festivals geht." Weiß nicht, wo du so unterwegs bist, aber das geht auch außerhalb eines Festivals sehr gut. In Weimar zB gibt's gleich zwei Kinos (mon ami und Lichthaus) die regelmäßig Stummfilme zeigen. Oft auch mit Live-Musik. Im ganz regulären Programm. Mindestens einmal im Monat.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 13.02.20:
Dieses Angebot in Weimar finde ich super, ganz ehrlich. Was hast Du da mal gesehen?

 Judas antwortete darauf am 13.02.20:
Uff das war einiges... ein Freund von mir war oft der, der Klavier gespielt hat, deshalb war ich oft da. Ich kann mich an viele Titel gar nicht mehr erinnern, ist ja auch schon min 2 Jahre her. Aber "Der Golem" war dabei, natürlich "Metropolis", "Der Mann mit der Pistole" (wobei ich mir gerade nicht mehr sicher bin, ob der so heißt), dann auch mal so eine kleine Gespenstergeschichten-Sammlung, aber leider hab ich da den Namen vergessen, aber die war cool...

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 13.02.20:
Sehr beneidenswert!

 Graeculus (13.02.20)
Und was geht es überhaupt in 1917, darf man zurecht fragen.
Ich vermute, Du meinst: "Um was geht es überhaupt in 1917, darf man zu recht [= mit Recht] fragen."

Alle Stummfilmen gemein ist das etwas altbackene Frauenbild [...]
Allen Stummfilmen ...

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 14.02.20:
Vielen Dank, habe es gerade korrigiert.

 Graeculus ergänzte dazu am 14.02.20:
Wenn Du jetzt noch "Und was ..." in "Um was ..." änderst (wie ich schrieb), ist alles klar.

Fernsehen mag nicht Deine Sache sein, aber auf arte werden häufiger klassische Stummfilme gezeigt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 14.02.20:
Upps, sorry!
Das Problem ist, dass man die Korrekturen nicht mehr vor Augen hat, wenn man in den "Bearbeiten"-Modus des Kolumentexts wechselt.

Ich sehe übrigens recht viel Fernsehen. In der arte-Mediathek stehen in der Tat ein paar Stummfilme, aber ich kann mich nicht erinnern, sie im laufenden TV-Programm entdeckt zu haben. Wahrscheinlich kommen sie nach 0 Uhr, vermute ich? Was sahst Du auf arte?

 Graeculus meinte dazu am 14.02.20:
Die kommen spät, ja, wenngleich nicht zwingend nach 0.00 Uhr. Zum Beispiel am 24. Februar um 23.25 Uhr "Das Wachsfigurenkabinett" aus dem Jahre 1924.
Als ich das in der neuen Programmzeitschrift las, dachte ich an Dich.

Antwort geändert am 14.02.2020 um 13:41 Uhr

 Willibald meinte dazu am 18.02.20:
Filmkolumnen von DR zelebrieren ihre Drögheit, indem sie aus den Mundwinkeln Sätze pressen, diese dem Leser visuell sichtbar machen und sich recht zufrieden geben, wenn sie Kopfschütteln ernten. Ausserdem informieren sie darüber, dass man Stummfilme sehen kann, wenn man auf (Stumm-) Filmfestivals geht.

Auf diese Weise schafft DR ein eigenes Genre. Und einen duldsamen Leserkreis. Oder einen immer wieder neugierigen. Bisher konnten sie immer wieder stimuliert werden.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.02.20:
Oh, Danke, großes Kompliment!

 Willibald meinte dazu am 18.02.20:
Wer zweifelte (Konjunktiv) daran?

Klartext:

Der Verfasser hat wohl als Schüler eine Allergie entwickelt. Gegenüber diesen doofen Inhaltsangaben dieser doofen Pauker?

Und jetzt schreibt und schreibt und schreibt er verzweifelt informationsleere Filmkolumnen unter Verzicht auf gescheite "Inhaltsangaben"?

Ein später Sieg der Paukerwelt.

Antwort geändert am 19.02.2020 um 04:50 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Ich halte nichts von Filmkritiken,die Inhaltsangaben sind. "Gescheit" oder nicht.

 Willibald meinte dazu am 19.02.20:
...die auf den Inhalt/Struktur/plot/Sequenzen, Schlüsselszenen ... eingehen....

Auf diese Weise bewegst du dich in einem solipsistuschen Universum, kreist um dich und das, von dem du etwas hältst.
Fragt sich ein wenig, warum du "nach außen " schreibst.

greetse
ww

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Berechtigter Einwand. Man kann sich natürlich grundsätzlich Gedanken darüber machen, was eine (gute) Filmkritik leisten soll. Ich nehme die kV-Kolumne als Experimentierfeld. Beruflich pflege ich keinen Solipsismus, meide zuweilen das "ich" wie der Teufel das Weihwasser, daher tobe ich mich in den Kolumnentexten hier aus. Das muss nicht immer gut sein, ist aber eine Herausforderung.

 Willibald meinte dazu am 19.02.20:
Interessantes Experimentierfeld, Dieter.

Fragt sich, was Du dabei erfährst, was Du nicht schon weisst. Und wozu dann weiteres Experimentieren gut ist,

Immerhin aber gibt es ja auch für das solipsistische Ich von DR interessante Aufenthaltsräume: Mit Bezug auf unser Wissen der Existenz der Außenwelt räumte dieser alte und ewig junge Engländer Locke etwa ein, dass es im strengen Wortsinne nicht einmal ›Wissen‹ (knowledge) genannt werden könne, sondern eher ›Meinung‹ (opinion) heißen müsse.

Das liegt daran, dass unser Wissen um die Außenwelt nicht gewiss, sondern höchstens sehr wahrscheinlich ist. Wenn auch sehr unwahrscheinlich, so ist es doch möglich, dass wir unser gesamtes bisheriges Leben nur geträumt haben oder dass wir Zeit unseres Lebens Opfer böser Neurowissenschaftler oder Dämonen waren, die uns konstant irgendwelche Erlebnisse simulierten. Man denke etwa an die Wachowski-Geschwister.

Und da wir diese Möglichkeit nicht mit Sicherheit ausschließen können, können wir eben auch nicht in einem ganz strengen Sinne wissen, ob unsere Wahrnehmungsideen wirklich von Körpern herrühren und ob die Außenwelt tatsächlich existiert.

Das mag ein bisschen oder sehr miese Laune verbreiten, vielleicht sogar Verzweiflung. .Allerdings kann man frohgemut die Ansicht vertreten, dass uns diese schwächere Form von Wissen über die Außenwelt letztlich alles gibt, woran wir ein vernünftiges Interesse haben könnten.

Denn das Maß an Gewissheit, mit dem wir Locke zufolge wissen können, dass »Freude oder Schmerz auf die Gegenstände folgt, deren Existenz wir durch unsere Sinne wahrnehmen, oder träumen wahrzunehmen, [...] ist so groß wie unser Glück oder Leid, über das hinaus wir kein Interesse haben zu wissen oder zu sein« .

Nach Locke ist es unser Ziel, glücklich zu werden, und um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir in erster Linie die Fähigkeit zu erkennen, was Freude und was Schmerz bringt. Und dafür reicht das von Locke zugestandene empirische Wissen allemal.

Allerdings sollte man dann doch nicht übersehen, was es für ein Spaß macht, den Film Matrix zu sehen, seinen Plot aufzuhellen und in einer Filmkolumne damit zu experimentieren, dass man seine Erfahrungen während und nach dem Film anderen irgendwie vermittelt? Und was für einen Nichtspaß, beziehungsweise Langeweile und Frustration oder Indifferenz Du bei deinen Lesern hervorrufst. Willibald ist da eher untypisch. Oder?

Kann man nichtsolipsistische Arbeiten von DR sehen?

greetse
ww

Antwort geändert am 19.02.2020 um 13:16 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Allerdings sollte man dann doch nicht übersehen, was es für ein Spaß macht, den Film Matrix zu sehen, seinen Plot aufzuhellen und in einer Filmkolumne damit zu experimentieren, dass man seine Erfahrungen während und nach dem Film anderen irgendwie vermittelt? Und was für einen Nichtspaß, beziehungsweise Langeweile und Frustration oder Indifferenz Du bei deinen Lesern hervorrufst. Willibald ist da eher untypisch. Oder?

Ja, sicher macht es Spaß einen Film im Kino zu sehen. Irgendeine doofe Synchrofassung auf so einem Streamingportal ist einfach nur lame. Über die Schlüsselszene in Matrix wurde schon sehr viel geschrieben und distutiert, leider oft nur auf geek-Niveau.
Gehört zu den Erfahrungen eine Kinobesuchs nicht auch das Drumherum? Ein Film hängt nicht irgendwie in der Luft. Und was bleibt einem auch anderes übrig, wenn man richtigen Mist gesehen hat, aber keine Lust auf einen langen Veriss? Die Botschaft steht dann zwischen den Zeilen. Z.B. ist 1917 durchaus ordentlich gemacht, aber eine Meta-Ebene hat er m.E. nicht.
Ja, man kann hier nichtsolipsistische Arbeiten von mir lesen, z.B. meine Queneau-Varianten, die haben mir immer viel Spaß gemacht.

Antwort geändert am 19.02.2020 um 17:05 Uhr

 Willibald meinte dazu am 19.02.20:
Wie wäre es mit einem informativen Nichtverriss?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Von mir oder von dir?

 Willibald meinte dazu am 19.02.20:
Von dir.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Quid pro quo?

 Willibald meinte dazu am 19.02.20:
Quid pro quo?

Mein Gott!

Du schreibst ne gute Filmsache.

Das tut Dir gut, weil es eine gute Filmsache ist.
Und es tut Deinen Lesern gut, weil sie was Gutes lesen.

is´n win win für dich und deine Leser.

 LottaManguetti (18.02.20)
Mit 1917 (OmU) und Das Cabinet des Dr. Caligari (in einer gut restaurierten Fassung, DCP) zwei Filme gesehen,
...
In meinem Bekanntenkreis gehört, man wolle diesen Film nicht sehen,

Sprachlich betrachtet: Ich frage mich immer öfter, warum neuerdings auf das Personalpronomen verzichtet wird.
Empfinde es als Unart.
Nee, mal ehrlich: Handelt es sich dabei um das Kopieren fremdsprachiger Ausdrucksweisen (da werden oft nur die gebeugten Verbformen benutzt - im Deutschen hingegen ist das nicht üblich) oder geht es um die Vermeidung des Eindrucks, der Verfasser sei egozentrisch?

Zudem gefällt mir
Solche Perlen der Stummfilmzeit kann man im Kino sehen??? ... fragen sich jetzt sicherlich einige Leser.

von der Interpunktion nicht. Die drei Pünktchen muten an wie Notpünktchen, weil die drei Fragezeichen vordem ihre Berechtigung eingeklagt hatten.

(Meiner Meinung nach macht Interpunktion einen nicht zu unterschätzenden Teil eines Textes aus, ja, kann ihn sogar wertsteigernd beeinflussen oder eben -mindern, wenn unklug mit ihr umgegangen wird)

Lotta

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.02.20:
Gut beobachtet. Zu allem ein Ja von mir.

 Graeculus meinte dazu am 19.02.20:
Ist der Verzicht auf das Personalpronomen nicht eine alte Eigenart des preußischen Adels, neben der Schmisse und dem Monokel? Wer weiß, welcher Vorfahren Dieter sich rühmen darf?

Antwort geändert am 19.02.2020 um 12:33 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.02.20:
Der Verzicht wird schon lange in Überschriften und Schlagzeilen praktiziert. Im Fliesstext klingt er zuweilen in der Tat etwas schneidig auf Gutsherrenart. Oft fliegen auch Artikel und Personalpronomen aus einem Text, weil einfach der Platz begrenzt ist. Ich bin jetzt sensibilisiert darauf, Danke für den Hinweis von Lotta.

P.S.:
Meine Vorfahren sind badisch/schlesisch, also eher keine Preussen. Aber "Zackbumm. So wird's gemacht" wurde mir schon als Credo angedichtet. Nun, ja.
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