Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Dienstag, 23. Juni 2020, 16:24
(bisher 1.025x aufgerufen)

Shrek und die Mondsichel: Das Intro des Films "Shrek" (2001).

von  Willibald


1 Shreks Toilettenauftritt

Bedenkenlos, oder doch fast bedenkenlos wird jeder gebildete, anspruchsvolle Kulturinteressierte dem folgenden Satz zustimmen: Wenn eine Story mit einer Toilettensitzung beginnt, zusätzlich ein sumpfiges Feuchtgebiet präsentiert, darin einen Hauptakteur mit Namen Shrek (1), der verschämt lächelnd eine Unterwasserblähung auskostet, dann verspricht das nichts Gutes.


Abb 1: Vom Abtritt zum Auftritt.

Andererseits:
Die renommierte Filmkritik (2) war fasziniert. Shrek sei lesbar, sei genießbar auf mehreren Ebenen:
• als eine Ereigniskaskade, als Gagfeuerwerk, satt an subversiver Situationskomik,
• als Underdog- und Liebesgeschichte, ernsthaft rührend - trotz des Comic Relief, trotz der komischen Muster in Handlungsführung und Figuration,
• als intertextuelles Spiel mit Versatzstücken der Medienkultur und mit Erzählmustern des romantischen Märchens , ein postmodernes Fairy-Tale,
• als ein meisterliches Artefakt aus der Dreamworks-Factory.

Wie das?
Des Kultur-Erklärbärs Freude ist gewiss nicht jedermanns Sache und Freude. Das, was jetzt kommt, ist klärendes „close reading“, betrachtet werden die knapp zwei Filmminuten des Beginns. Der Anfang, die Exposition, das Intro. Eine Skizze der gesamten Filmhandlung findet sich in Anmerkung 1. Vielleicht kann der interessierte Leser nachvollziehen, dass und wie wie sich bei einer intensiveren Film-Session Genuss einstellt? Und welche Details in der Bildführung Filmfreunde ins Analysieren und Schwärmen geraten lassen?
Hier nun das Intro des Filmes; es spielt mit dem Logo und einem disneynahen „Märchenbuch“.

 Intro: Logo und Buch

2 Das Filmlogo

Die ersten Augenblicke gehören einem blauen Nachthimmel mit Wolken und Mondsichel, begleitet von einer langsam pendelnden, meditativen Musik, erinnernd an ein wiegendes Schlaflied
später in der Filmhandlung als Leitmotiv einer Prinzessin (Fiona) zugeordnet. Im nächsten Moment klatscht etwas und der Nachthimmel zeigt die konzentrischen Aufschlagwellen eines Angelschwimmers und nun wird klar, dass wir im Filmbild ein weiteres Bild wahrgenommen haben: Das Anfangsbild war eine spiegelnde Wasserfläche. Vielleicht wird der Zuschauer hier sensibilisiert für fließende Variabilität und tranceartige Bilder, für einen zweiten Blick auf das Wahrgenommene ?

Nun gleitet die Kamera nach oben, dort findet sich der Halbmond von vorhin. Allerdings - und nun beginnt die Kausallogik des Alltags zu schwinden - sitzt dort ein angelnder Junge hoch oben, keine Angelschnur kann diese Distanz überwinden: Das ist nicht mehr unsere reale Welt samt ihren Atansards und Normen der Orientierung.


Abb 2: Der angelnde Junge in der Mondsichel


Abb 3: Die Mondsichel formt sich zum D von "DreamWorks".

Bald verwandelt sich die Sichel in ein D, die Majuskel D verschwindet hinter Wolken, ein Schriftzug tritt hervor: DreamWorks. Bekannt, vertraut, vielleicht seriell, abgedroschen, keinen Blick mehr wert oder jedenfalls kaum mehr beachtet, seit man es zum ersten Mal und später gesehen hat.


Abb 4: Das Logo erscheint in Lettern.


Abb 5: Shreks Signet taucht in den Lettern auf. Spielerei ohne Bedeutung?

Dann plötzlich eine leichte Verfremdung, das S in DreamWorks wird grün, bekommt Trompetenohren. Hat man das Filmplakat gesehen, schließt man auf „Shrek“. Das, was gerade noch seriell und nebensächlich anmutete, wird nun bedeutsamer. Shrek als Figur ist mit der Buchstabenfolge DreamWorks gekoppelt. Diese Verfremdung entautomatisiert: sie verlangsamt die Wahrnehmung, unser Dechiffriermodus wird stimuliert: Was bedeutet DreamWorks? Und inwiefern ist Shrek, unser Filmakteur, in das Bedeutungsfeld von DreamWorks integriert?

Skriptografie! Schriftikonik. Intermedialer Ausdruck zwischen Bild und Schrift. Unser Buchtstabenphysik ist einer ihrer Meister:
 Frosch

Das „skriptographische“ Doppel-Wort (Buchstaben kombinieren sich mit Bildern, graphisch-ikonische Muster entstehen) DreamWorks kann mehrfach gelesen werden:

Als Substantivkombination heißt es „Traumwerkstätten“.
Als Kurzsatz heißt es „Der Traum arbeitet“.
Als ideomatische Wendung heißt es „Der Traum funktioniert“.


3 Das Disney-Buch

Was hat das alles mit Shrek zu tun? Wo befinden wir uns? Eine logikferne Welt des Tagtraumes in der dunklen Kinohöhle, im Schoß der Kindheit, in den Nächten, in denen man Geschichten dargeboten bekam oder selber träumerisch versunken gelesen hat? Die nächsten Bilder sollten darauf Antworten geben.

Ein Lichtkanal, schräg von oben, erfasst einen Folianten, in Leder gebunden, repräsentativ-prachtvoll, darauf mythisch anmutende Piktogramme in erhabener Form. Das Buch öffnet sich. Eine Bild-Textkombination. Als Text oben „Es war einmal eine schöne Prinzessin.“ Als Bild rechts hinten eine stilisierte Burg oder ein Schloss, vorn links ein edles Fräulein, offensichtlich die avisierte Prinzessín. Dazu ein Vorleser, voice over, mit sonorer, behutsamer, kultivierter Stimme. Eine schlafende Prinzessin, bewacht von einem fürchterlichen Drachen. Es war einmal. Alles deutet auf ein traditionelles Märchenformat.

„Es war einmal eine schöne Prinzessin. Aber sie war mit einem bösen Fluch belegt, der nur durch der Liebe erster Kuss gebrochen werden konnte. Sie war eingesperrt in einer Burg, bewacht von einem schrecklichen feuerspeienden Drachen. Viele tapfere Ritter hatten versucht, sie aus diesem entsetzlichen Gefängnis zu befreien. Aber keinem war es gelungen.


Abb 6: Das traditionelle Märchenbuch der Hochkultur: Wahre Liebe und eine Zierleiste Herzen.

Sie wartete im Drachenturm, im obersten Raum des höchsten Turms, auf ihre wahre Liebe und der wahren Liebe erster Kuss.“

Der Literaturkundige allerdings sieht einen Mix (3) aus Dornröschen-Fairy-Tale und Sankt-Georg-Ritterlegende. Der Filmkundige erkennt den filmischen Einstieg in die Märchennarration mittels eines sich öffnenden Märchenbuchs; eine Strategie, die Disney bereits im Jahre 1937 mit „Snow Whiteand the Seven Dwarfs“, seinem ersten Animationsfilm in Spielfilmlänge, einführte und dann immer wieder eingesetzt hat. Ein Erkennungsmerkmal, ein Branding.

Der naiv-kindliche Zuschauer und der literaturkundige Rezipient, beide erfassen, dass es hier um Rettung und Erlösung geht. Beide warten, und zwar auf den Ritter, der sich im Kampf mit dem Drachen bewährt, die Prinzessin aus der Zwangslage befreit, sie aus dem Schlaf küsst („Der wahren Liebe erster Kuss“) und sich mit der dankbaren, lieblichen Lady zusammentut, vielleicht bis – diese poetische Genitiv-Inversion muss erlaubt sein – bis an all ihrer Tage Ende. Und auch der naive Zuschauer, sei er Kind oder erwachsen, wird nun überrascht und erkennt, dass da etwas ganz Besonderes geschieht:

Es erscheint eine grüne Pratze, reißt die Buchseite heraus, die sonore Vorleserstimme von vorhin wertet das liebesromantische Märchen als Kitsch (oder Schlimmeres) und das Papier, auf dem es steht, scheint tauglich allenfalls für die Säuberung von Körperöffnungen.



Abb 7a und b: Verriss.

Nachdem die Buchwelt so abgehandelt ist, erscheint vor uns die Holztür eines Plumpsklos und ein Oger, ein riesenhafter, hässlicher Troll, (traditionell den Menschen gefährlich), öffnet und schließt die Holztür nach erfolgreicher Sitzung. In Großaufnahme statt des in Europa besonders häufigen Herzchens – die vertraute Mondsichel des Logos, geschnitten in die Holztür.

In Amerika ist die Mondsichel im "outhouse" durchaus üblich, allerdings eher als Hinweis auf eine Toilette für Frauen. Lokalisiert man nun Shrek nicht in einem amerikanischen Umfeld (man denke an den Lord und die Ritter, also das feudale Milieu, man denke an den schottischen Akzent Shreks in der Originalfassung), sondern in Europa, so dürfte Shreks "Mondsichel" also durchaus als Abwahl des "wooden cut heart" zu lesen sein.


Abb. 8: Das Toilettenhäuschen. Kein Herzchen, aber die Mondsichel von "DreamWorks".

Zum zweiten Mal ist das DreamWorks-Logo mit Shrek verknüpft. Und das herzerfreuende, romantische, das traditionelle Märchenbuch von Rettung, Drachen und wahrer Liebe hat nicht mehr das Sagen.
Das traditionelle Märchen bestimmt nicht mehr die Spielregeln.
Ein Traditionsbruch und wenig Herziges kündigen sich an.
Shreks Geschichte beginnt.


Abb 9: Shrek schreit.

Und - die Logolettern versprechen es - Shreks geheimer Traum dürfte funktionieren. In einer disneyfernen Welt. Und die Kinozuschauer im dunklen Raum des Filmtheaters versinken in ihren Sesseln und in einem kollektiven Tagtraum zusammen mit Shrek. Und ja, die blaue Blume der Romantik blüht auch in der mondblauen Nacht der Oger und Trolle und aller Menschen guten Willens, die da im Kino sitzen. Oder sonst vor einem magischen Spiegel, der in der Dunkelheit leuchtet. Und die Komik kommt nicht zu kurz.

Hier - als Ausblick - die Begegnung von Shrek und Prinzessin Fiona, die, aus dem Dornröschenschlaf erwachend, den Dialog mit ihrem Retter sucht - einen Dialog im traditionell-erhabenen Code:

SHREK: Wachen Sie auf!
FIONA: Was?
SHREK: Sind Sie Prinzessin Fiona?
FIONA: Ich warte auf einen Ritter, der so kühn ist, mich zu retten.
SHREK: Oh, das ist schön. Los geht's!
FIONA: Aber haltet ein, Herr Ritter. Dies ist unser erstes Treffen. Sollte dies nicht ein wunderbarer, romantischer Moment sein?
SHREK: Ja, tut mir leid, Lady. Wir haben keine Zeit.
FIONA: Hey, warten Sie. Was tun Sie da? Sie sollten mich hochheben, mich auf ihren Händen zum Fenster tragen und dann uns beide auf ihr tapferes Ross abseilen.
SHREK: Sie hatten viel Zeit, dies zu planen, nicht wahr?
FIONA (lächelt): Mm-hmm.
(Shrek bricht das Schloss an ihrer Tür auf und zieht Fiona hinaus auf den Flur.)
FIONA: Aber wir müssen diesen Moment auskosten! Sie könnten ein episches Gedicht für mich vortragen! Eine Ballade? Ein Sonett! Ein Limerick? Oder so etwas Ähnliches!
SHREK: Das glaube ich nicht.
FIONA: Kann ich zumindest den Namen meines Champions erfahren.
SHREK: Äh, Shrek.
FIONA: Sir Shrek. (räuspert sich und überreicht ihm ihr feines Taschentuch): Bitte, nehmen sie mir zu Gefallen dies als Zeichen meiner Dankbarkeit.
SHREK: Danke!


Anmerkungen:

(1)
Shrek (2001) ist ein computeranimierter Film der Produktionsfirma Dreamworks SKG (SKG enthält Initialen von drei Gesellschaftern: Der Regisseur Steven Spielberg, der ehemalige Disney-Manager Jeffrey Katzenberg und der Schallplatten-Unternehmer David Geffen).
Das Drehbuch von Ted Elliott (u.a.) basiert auf dem Kinderbuch Shrek! von William Steig.
Im Jahr 2002 gewannen die Regisseure Andrew Adamson und Vicky Jenson den Oscar in der Sparte Animationsfilm. Die Rezeptionsdichte von Shrek lässt sich daran ermessen, dass es bisher einige Fortsetzungen gibt (2004, 2007, 2010, 2014). Signifikant für die Attraktivität neuerer Populärkultur sind auch die weltweiten Einspielergebnisse von Shrek, ungewöhnlich hoch sind sie, in der Tat:
 Boxoffice.

Der Film von 2001 gilt als ungewöhnlich gelungen und erfolgreich bei Publikum und Kritik, in der Handlungsführung und den Details findet sich in der Tat Bemerkenswertes:
Die Regisseure und Produzenten von Dreamworks verwandelten Steigs Geschichte um einen gefährlichen Troll in die eines sympathischen Unholds, zurückgezogen, menschenmeidend wegen schlechter Erfahrungen mit den Hominiden.
In Shreks Sumpfdomizil brechen bekannte Märchenfiguren ein (Schneewittchen, Hexen, Pinocchio, Lebkuchenmann..), , als sie aus dem Reich des fiesen, nach Cleanness verlangenden kleinwüchsigen Lord Farquaad verbannt werden.
Bedrängt von den Neuankömmlingen und verärgert verlässt Shrek zusammen mit seinem Gehilfen Esel sein angestammtes Revier, um Lord Farquaad aufzusuchen. Der verspricht ihm, die Märchenfiguren aus Shreks Reich zu entfernen, wenn er einen Drachen tötet und Prinzessin Fiona rettet, damit sie Farquaads Braut werden kann und ihm so das zufällt, was einen echten König auszeichnet.
Shrek stimmt dem zu, findet Drachen und Prinzessin, aber er tötet den Drachen nicht, weil der Drache sich in Esel verliebt.
Das Liebesmotiv erweitert sich: Es stellt sich heraus, dass Fiona unter einem Fluch steht: Tagsüber ist sie eine schöne Prinzessin und nachts ein hässliches Ungeheuer. Shrek verliebt sich in sie und widerwillig und bedrückt bringt Shrek Fiona in Farquaads Schloss, als er aus einer mehrdeutigen Äußerung Fionas fälschlich schließt, dass er für sie nur ein hässlicher Oger ist.
Der Film präsentiert nun eine herzzerreißende Parallelmontage, berühmt unter Cineasten, von Kindern wie Erwachsenen mit Trauer und Bangen begleitet. Die "Zurüstungen" in Farquaads Burg für den Hochzeitsgang mit Fiona, die lähmende Traurigkeit Shreks in seiner enttäuschten Erwartung von Liebe. Dazu Cohens "Halleluja*. Willibald hat 2001 im Kino erlebt, wie betroffen die Zuschauer waren.
Das ist ein Urritual des Theaters, es erregt Furcht, es erzeugt Mitleid. Es lässt lachen, es kann zu Tränen rühren. Bert Brecht dürfte widerwillig einräumen, wie gekonnt die Doppelsequenz konstruiert ist, wie "verfremdend" der Cohensong als Trauerhymne die Bilder weiterträgt und bricht, wie Cohens Song mit seinem "gebrochenen Halleluja" unser Bewusstsein zum empathischen Verstehen führen kann. Gewiss wird Brecht wütend sein "Glotzt nicht so romantisch" rufen.
Doch - zurück zum Plot - es kommt zu einer Auflösung des Missverstehens, zu einer Anagnorisis. Esel klärt Shrek auf, was Fiona wirklich meinte. Nun gilt es, die Hochzeit mit Farquaad zu verhindern. Der Drache beseitigt den bösen König während der Hochzeitszeremonie in der Schlosskirche. Fiona küsst Shrek und wird nun völlig (also ohne Nachtbeschränkung) in eine Ogress verwandelt. Das Paar heiratet im Sumpf in Anwesenheit aller Märchenfiguren. Man singt in großem Kreis ein Lied, es ist aufschlussreich:

I thought love was only true in fairy tales
Meant for someone else but not for me
Love was out to get me
That's the way it seemed
Disappointment haunted all of my dreams

Then I saw her face, now I'm a believer
Not a trace, of doubt in my mind
I'm in love, and I'm a believer
I couldn't leave her if I tried

 ...love in fairy tales ...

Die nachfolgenden Sequels zu Shrek (2001) mögen animationstechnisch brillant sein, sie erreichen aber in der Handlungsführung und in den Details keineswegs die Dichte und geistvolle Komik des ersten Filmes.

(2)
Einen schnellen Zugriff auf entsprechende Rezensionen erlaubt etwa metacritic, Online-Quelle:  metacritic Hintergrundinformationen und ausführliche Analysen zu Shrek finden sich bei Frizzoni (2008), Vossen (2007) und Zipes (mehrere).

(3)
Man denke an die Disneyadaptionen klassischer Märchen wie Sleeping Beauty, Beauty and the Beast, Cinderella, Grimms Rotkäppchen oder Matrix, Gladiator, Simpsons, Indiana Jones, Blind Date, Tiger and Dragon.

(4)
Das Klein-Klein-Spiel dieses Essays stützt sich auf public-domain-Material des DreamWorks-Filmes. Die Bilder sind für das genießende Verstehen der verdeckten Spielzüge in Shreks Intro unerlässlich.
Mehrfach hat Willibald jugendliche und studentische Betrachter des Filmes am Ende nach den ersten zwei Minuten befragt. Meistens war noch die Transformation mit den Trompetenohren abrufbar. Einigen wenigen war das Mondsichelsignet in der Toilettentür aufgefallen. Da "gab es ja eine Großaufnahme". " Bei Kung-Fu-Panda gibt es auch so ein Intro."
Offensichtlich haben sich da die Macher selber ein ästhetisch-poetologisches Vergnügen gegönnt. Und eines für die Filmbegeisterten mit Entdeckerfreude an verdeckten Details.

Literatur:

Besonders anregend zum Thema erscheinen mir Veröffentlichungen von Jack Zipes und Brigitte Frizzoni:

Frizzoni, Brigitte:
>>Shrek - ein postmodernes Märchen«. In: Schmitt, C.: Erzählkulturen im Medienwandel.Münster, New York, München 2008, S. 187-202 .
Zipes, Jack:
»Grounding the Spell. The Fairy Tale Film and Transformation«. In: Pauline Greenhill/Sidney Eve Matrix (Hg.): Fairy Tale Films. Visions of Ambiguity. Utah 2010, ix–xiii.
Zipes, Jack:
The Enchanted Screen. The Unknown History of Fairy-Tale-Films. New York 2011.
Zipes, Jack:
»The Great Cultural Tsunami of Fairy-Tale Films«. In: Jack Zipes/Pauline Greenhill/Kendra Magnus-Johnson (Hg.):
Fairy-Tale Films Beyond Disney. International Perspectives. New York/London 2016, S. 1–17.


Abb 10: The End: And They Lived Ugly Ever After.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (18.06.20)
Sehr detaillierte, überwiegend auf den Filmbeginn fokussierte Rezension - solcherart kann man nur selten lesen.
Ich erlaube mir einen Blick aufs Große und Ganze, mich treiben bei älteren Filmen, zu denen man naturgemäß die notwendige Distanz aufnehmen konnte, immer die Fragen um: Hat der Film Akzente gesetzt, das Gerne bereichert? Ist er belanglos? Lohnt sich eine WA auf der Kinoleinwand? Dienstagabend sah ich Luc Bessons Léon (Frankreich/USA 1994) im Autokino. Und auch dort stellte ich mir diese Fragen.
Zu Shrek (2001): Diese infantil angelegten Animationsfilme (mit bewusst eingestreuten Anspielungen, die nur Erwachsene verstehen können) sind ja inzwischen Dutzend- ja Massenware, die meist nach Schema F gestrickt sind Auch Shrek hat diese Nachfrage durch Fortsetzungen befriedigt und damit quasi auch die eigene "Marke" nachträglich geschädigt. Nun, man kann sich ja auf das Werk von 2001 beschränken. Ich persönlich habe zwar seinerzeit mit Toy Story (1995) sogar den ersten dieses Genres im Kino gesehen, jedoch indes das Animationsfilm -Schauen aufgeben. Auf persönliche Empfehlung schaue ich noch hin und wieder einen, aber eigentlich ist das Genre tot, weil seelenlos und völlig belanglos geworden. Ich schaue im Kino lieber richtigen Menschen dabei zu, wie sie im wahren Leben scheitern, das sind die großen Geschichten, von denen das Kino noch erzählen kann.
Fisch (55)
(18.06.20)
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 Willibald meinte dazu am 19.06.20:
Grüße Dich, Fisch,

Dieter hat oft den Modus "Damit kann ich nix anfangen, das ist ein furchtbarer Quatsch". Und darin steckt dann noch ein ,"weil" im ersten Satz und ein "daher" im zweiten Satz. Man sollte fair sein, meine ich, und nur ein "damit kann ich nichts anfangen" verlautbaren. Sein Kommentar ist in alter Manier auf das "große Ganze" gerichtet und verzichtet wie gehabt auf alles, was einen guten Dialog ausmacht. Kernige Kerle sprechen so. Oder solche, die narrrzisstische Sextexte schenken, na gut. Diese Rotmund-Text ist weniger erotisch als auch schon.

ich verstehe dich, den Fisch, so, dass es eine bestimmte Progression von Komikelementen und ihrer Verwendung gibt, die auf eine Art Höhenkamm zu lokalisieren sind. Und dass die Elemente unter dieser "Avangarde" halt doch recht abgedroschen sind. Kein "Nihil obstat" mehr. Eine Art Poetik des komischen Schreibens deutet sich hier an.

Weiß nicht so recht. Moritz-Saphir-Schreibe geht sicher nicht mehr, Tucholsky wohl auch nicht. Trotzdem: Es gibt da einen pool von komischen Codes und Elementen, die nicht avantgarde sind und trotzdem funzen, ähnlich wie der Kriminalroman und sein Schema nicht dem Verdikt des Abgedroschenen verfallen müssen.

Robert Gernhardt etwa mit seiner Teufelsgeschichte mit Faust-Rekurs, seine Geschichte nahe am Decamerone, Woody Allen, die Produkte von Exot. Zeitschrift für komische Literatur, die Witze von David Allen, Mark-Uwe Kling, Calvin und Hobbes, Titanic, Terry Eagleton, Demetri Martin, Stefanie Sargnagel, Carl Barks, Dr. Erika Fuchs, Garrison Kaillor.... das zeigt, dass es eine Art postmoderne durchlässige Wirkungsmacht gibt.

Du siehst das (str) enger und so?

Unverächtlich unter den Döntjes?:
I have left orders to be awakened at any time in case of national emergency, even if I’m in a cabinet meeting.
RONALD Reagan

Antwort geändert am 21.06.2020 um 12:10 Uhr

 Willibald antwortete darauf am 21.06.20:
p.s.
zwei serien, sehr gute, geben Willibald zu denken: "Kiss me First." Und: "The Great."
Fisch (55) schrieb daraufhin am 21.06.20:
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Fisch (55) äußerte darauf am 21.06.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Willibald ergänzte dazu am 21.06.20:
Grüße Dich, spannend:

Probleme:
Warum sollte ein Witz und seine Erwartungsdurchbrechung moralischer und logischer Normen in der Wiederholung unbedingt wieder funzen, damit seine Komik etwas Wertvolles ist? Habe ich das überhaupt richtig verstanden?

Nonsensenahe Witze machen dem Willibald auch in der Wiederholung Spaß:
"Ist dort bitte das Tierheim?"
"Wuff!"
"Wie bitte?"
"Willi, Ursula, Friedrich, Friedrich."

Shrek 1 erschöpft sich nicht in Parodie und Destruktion . Man vergleiche das einfallssatte Intro, das Kinder, wenn man Stopps einlegt, in Entzücken und Erstaunen geraten lässt. So wie man Stellen in einem Buch dem Kind immer wieder vorlesen kann. DVD mit der Tochter zusammen?

Und das Spiel mit dem Märchenbuch: Am Ende von Shrek findet sich das Shrekmärchenbuch, der Song über Love True only in Fairytales, vorher die Zwiebelmetapher, die Sternzeichendeutung, die Verkennungsszene, die Hallelujaszene ...
Aber das hört sich jetzt nach Eifern an, nach Zelotentum, nach Proselytenmacherei.
Greetse, beste, an den klugen Fisch.
ww

Vielleicht? Humorphilosophie...
 Komik

Antwort geändert am 22.06.2020 um 09:57 Uhr
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