Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
(bisher 5.005x aufgerufen)
Werbung für den Werteverfall
von AlmaMarieSchneider
„Wollen Sie wirklich von der Großzügigkeit ihrer Kinder abhängig sein“, fragt eine Versicherung und zeigt einen kleinen Jungen, mit versteinertem Gesicht, der hartleibig seinem Vater nichts von dem vor ihm stehenden Kuchen abgeben möchte.
Das Fernsehbild vermittelt: MEINS, ICH, ICH und wirbt im Prinzip für den Werteverfall. Welche Versicherung gäbe es denn schon gegen Egoismus, Hartherzigkeit und Gier? Kinder sehen diese Werbung und glauben, dass das Verhalten des Kindes in Ordnung ist.
Schleichend werden von der Werbung wertvolle Werte gewandelt. Der Wert „Fürsorge“ in „Verantwortungsabgabe und Verweigerung“ zum Vorteil einer Versicherung. Die macht dann oft mit leeren Versprechungen ihren Reibach.
Nun bringt man Kindern gerne Großzügigkeit und das Vermögen auch mal teilen zu können bei und dass Lügen angeblich kurze Beine hätten, dabei lügt das Kindermodel einer bekannten Joghurtfirma ihrer Mama frech ins Gesicht und zwei Kinder spielen fleißig „Ene mene meg ich nehme es mir weg, ene mene Löffelstil, wer das nicht kann, der kann nicht viel.“
Eine erschreckende Tatsache, die täglich mehrmals über die Sender läuft. Da üben zwei Kinder, wie man sich das Eigentum eines Anderen unter den Nagel reißt und den Schwächeren mit dummen Sprüchen übers Ohr haut. Sollen hier Kinder zu skrupellosen Monstern erzogen und dafür mit Bonbons belohnt werden? Eine andere Aussage ist nicht erkennbar.
Nun denkt man, dass das sicher ein Lapsus eines unbedarften Werbemanagers sei. Weit gefehlt. Werbung zeichnet auch immer das Bild und die Denkweise von Unternehmen auf, bewegt sich im Leitbild und wird von GANZ GANZ OBEN abgesegnet. Dabei gäbe es doch so viele lustige und nette Werbeideen an denen man sich orientieren könnte. Ideen, die Werte stärken und vermitteln, wenn sie sich schon an Kinder richten oder Kinder mit Verhaltensweisen beauftragen.
So aber wird ein japanisches Sprichwort „Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an“ tatsächlich wahr und es stinkt fürchterlich.
Welche Werte können Eltern und Schulen den Kindern noch zuverlässig vermitteln, wenn derartiger Geruch skrupellos in unsere Wohn- und Kinderzimmer gebracht wird?
Ist das Verantwortungsgefühl hoch bezahlter Sender-Manager nur noch auf den eigenen Geldbeutel reduziert?
Als Konsument bleibt die Wahl und trifft das Produkt, das ja oft nicht das Schlechteste ist, sondern nur mies und unverantwortlich vermarktet wird.
Ene mene meg und du bist weg!
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Wir leben schon längst in einem tierischen Gestank, aber nur hin und wieder wird er wahrgenommen, manchmal auch in Gestalt eines Joghurt essenden kleinen Mädchens.
Würde sich das Leitbild und die Denkweise von Unternehmen zu weit vom allgemeinen Trend, der in der Gesellschaft vorherrscht wegbewegen, wäre die Werbung auch wohl nicht mehr wirksam.
L.G.
Momo