Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 19. Mai 2008, 21:36
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Kannibalismus - Realität und Mythos

von  AlmaMarieSchneider


Als die ersten Weißen den schwarzen Kontinent durchstreiften, berichteten sie immer wieder von Kannibalen. Die Krieger eines Stammes verspeisten Teile ihrer Feinde um in Besitz von deren Schläue, Mut und Schnelligkeit zu kommen. Seltsam ist, dass Gleiches von den schwarzen Einwohnern den weißen Eindringlingen unterstellt wurde.

In China wurden erst in jüngster Zeit 121 Schädel mit grausam entstellten Gesichtern gefunden. Diesen Menschen wurde bei vollem Bewusstsein der Schädel mit einer elektrischen Säge geöffnet, das Gehirn entnommen und vermutlich gegessen. Am Ritual-Kannibalismus scheinen auch tausende Jahre Zivilisation nichts geändert zu haben. Noch immer glaubt man sein eigenes mageres Denkvermögen durch zusätzliche Hirnmasse aufbessern zu können.

In den USA erschütterte Jeffrey Dahmer die Menschen mit 17 Morden, den traurigen Rekord hält der Russe Andrej Tschikatilo. Der Lehrer aus Rostow ermordete 53 Menschen und aß gewisse Teile von ihnen.
In Deutschland trieb Fritz Haarmann sein Unwesen und versorgte auch Nachbarn mit Fleisch. Der Kannibale von Rothenburg suchte sich sein Opfer per Internet. Hier ist sogar die Rechtslage unklar, da es sich um Freiwilligkeit handelte und in nahezu keinem Land, auch nicht in Deutschland, Kannibalismus strafbar ist. Die Verurteilung ergibt sich hauptsächlich aus dem Tatbestand Mord oder Totschlag.
Die meisten dieser Täter wurden als freundlich und unscheinbar beschrieben, lebten ruhig und unverdächtig. Ihr Leben war jedoch angefüllt mit perversen Phantasien. Unter Psychiatern gilt Kannibalismus als eine seltene und abnorme Form sexueller Abweichung. Man wünscht sich Menschen so nahe, dass man sie sich einverleiben möchte. Beim Ritual-Kannibalismus sind es Eigenschaften, wie Schläue usw. Es wird geschätzt, dass unter 1000 Morden ein Mord ist, dem Kannibalismus als Motiv zugeordnet werden kann.

Mit berühmten Kannibalinnen kann ich nicht aufwarten. Hier haben meine Recherchen ins Leere geführt. Die von der Inquisition beschuldigen Frauen, die ihre Kinder gebraten und aufgegessen haben sollen entsprechen wohl eher kirchlichen Ängsten, die in Schreckensbildern von gefahrvoller Weiblichkeit abgespalten wurden. Diese Bilder halten sich hartnäckig und werden immer noch ziemlich unkritisch publiziert.
Die Gebrüder Grimm nahmen diese Bilder auf und schufen wohl eine der berühmtesten Kannibalinnen in ihrem Märchen „Hänsel und Gretel“.
Allerdings sucht derzeit ein Mann per Internet Kannibalinnen, die ihn mästen, zubereiten und verspeisen würden. Das Interesse scheint jedoch gering auszufallen. Die Geschmäcker sind wohl doch zu unterschiedlich.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 IngeWrobel (20.05.08)
Guter Bericht. Warum nur fallen mir beim Lesen solch Sprüche ein wie "Ich hab dich zum Fressen gern!"?
Und noch etwas fiel mir ein: In einem Großunternehmen, in dem ich beschäftigt war, gab es einmal pro Woche Hirnsuppe. Neuen Mitarbeitern wie mir erklärte man mit einem Grinsen: "Bei XXX ist einmal wöchentlich Hirnsuppe Pflicht!"
Ob jetzt das Verspeisen von Kalbshirn oder von Büffelhoden - immer meinen wohl die Esser, dadurch ein Defizit ausgleichen zu können. *g*
Zum Thema Kannibalismus kann ich sehr meine Erzählung "Das Ritual" als Lektüre anbieten - nach Möglichkeit nicht kurz vorm Schlafengehen zu lesen........
Gute Nacht!

 AlmaMarieSchneider (20.05.08)
Liebe Inge, die Hirnsuppe haben sich vermutlich die Manager bestellt und damit das nicht auffällt mußten letztendlich alle die Suppe auslöffeln.
Danke fürs Kommentieren, es grüßt Dich herzlich Alma Marie

 IngeWrobel (20.05.08)
...sieht fast so aus, als kenntest Du die Firma......
Grinsegrüße in die Nacht!

 AlmaMarieSchneider (20.05.08)
@Mitternachtslöwe
Ritualkannibalismus (Inkas, Papua Neuguinea usw.) war Realität und ist offensichtlich immer noch nicht ausgestorben, wie jüngste Funde zeigen.
Frauen scheinen der Sache allerdings nichts abgewinnen zu können. Übrigens, die Anzeige existiert tatsächlich im Internet. Falls der Link gewünscht wird werde ich ihn bringen.

@dominuslitis
Ich nannte Namen von real verurteilten Menschen, die Menschenfleisch aßen. Die sind nicht erfunden.

 AlmaMarieSchneider (22.05.08)
Danke Inua, natürlich schlachten die Medien solche Fälle aus. Doch stimmt der von der Psychatrie angegebene Grund für Kannibalismus ist er wohl vorhanden. Er ist nur gesellschaftlich nicht legalisiert wie der in Vorzeiten praktizierte Ritualkannibalismus.
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