Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 14. Juli 2008, 13:29
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Internetabhängigkeit – gibt es sie?

von  AlmaMarieSchneider


Ivan Goldberg meint, dass nicht das Internet per se süchtig mache, sondern der Anwender damit Depressionen, Angstzustände oder traurige, mit Gereiztheit einhergehende Stimmungslagen bekämpfe. Das Internet als neue Therapie? Müsste dann der Anteil der Benutzer nicht höher sein, die sich gerade aus diesen Gründen bewusst einloggen?
Tatsächlich zeigen Studien ein anderes Bild auf. Der Psychologe David Greenfield untersuchte 17251 Internetnutzer und stufte sechs Prozent davon als in irgendeiner Form Internetsüchtig ein. Was aber macht den Reiz dieses Mediums überhaupt aus?
Sind es die neuen fast unbegrenzten Handlungsmöglichkeiten? Das Experimentieren mit der Identität, das Leben in „Second Life“ oder der „World of Warcraft“? Leiden diese Menschen tatsächlich an Einsamkeit, Integrationsschwierigkeiten, Minderwertigkeitsgefühlen und anderen persönlichen Problemen, die man gerne als Gründe für diese Abhängigkeit anführt oder ist es vielmehr nicht so, dass diese Probleme erst durch die Abhängigkeit vom Internet erzeugt werden? Sicher ist, dass die Betroffenen viel Zeit im Internet verbringen, manche bis zu acht Stunden und länger. Während Jugendliche sich gerne in den künstlichen Welten der Spiele tummeln, findet man Erwachsene hauptsächlich in Kommunikationsforen. Kontakte zu anderen Menschen finden immer mehr auf „verdeckter Ebene“ statt. Gestik, Mimik und Augen verraten nicht mehr den Aufschneider, entlarven keine Lügner mehr, geben nicht mehr Auskunft über die wahren Absichten. Der Mensch verliert sozusagen den ihm angeborenen Selbstschutz und erlebt gehäuft Enttäuschungen oder wird gar Opfer von Gaunern. Wie gehen diese Menschen damit um und warum können sie trotzdem nicht die Finger vom PC lassen?
Wie Pilze vermehren sich die psychologischen Praxen, die Hilfe oder Abhilfe bei Internetsucht anbieten. Wie jede Abhängigkeit wird wohl Heilung nur durch vollkommene Abstinenz möglich sein und das in einer Gesellschaft, die selbst vom Hilfsarbeiter den perfekten Umgang mit diesem Medium verlangt.
Neue Technologien, häufiger Arbeitsplatzwechsel, neue Erziehungsmodelle usw. verlangen Flexibilität und die Haut eines Chamäleons. Zumindest hier bietet das Internet genügend Übungsraum. Ob die Realität das Ergebnis bestätigt bleibt dann wohl das Geheimnis der Psychologen.
In Amerika soll es bereits schick sein zumindest einen Psychologen zu haben.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 AlmaMarieSchneider (15.07.08)
Freue mich immer über Dich als treuen Leser lieber Friedhelm und möchte Dir ganz herzlich dafür danken.
Ja, natürlich ist nicht das Internet allein Ursache um einen Psychologen oder Psychater aufzusuchen, aber die Kundschaft hat sich dadurch vermehrt.

 BrigitteG (15.07.08)
Die negative Seite hast Du treffend geschildert, Alma Marie. Ich würde dazu gerne noch einen positiven Aspekt ergänzen: meldet man sich unter einem Nick an, so wird man nicht nach dem Äußeren beurteilt, nach Kleidung, Gestik, Stimmlage. Es zählt einfach nur das Geschriebene. Das kann sehr entlastend wirken, egal ob hinter dem Nick ein schöner Mensch steckt, der in Realität einschüchternd wirken mag, oder ein optisch langweiliger Mensch, oder jemand, der mit einer seltsamen Stimme gesegnet ist oder was auch immer. Das Internet kann dadurch eine Entfaltung bedeuten, und eine Entlastung. Das zumindest habe ich als positiv empfunden - die Schablonen, die gerne in Realität für mich benutzt wurden (egal ob positiv oder negativ), fielen erst einmal weg. Liebe Grüße, Brigitte.
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