Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 04. April 2011, 23:45
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Der geleugnete Supergau?

von  AlmaMarieSchneider


Liest man die widersprüchlichen Aussagen des japanischen Energieriesen TEPCO über aktuelle Strahlungswerte so fragt man sich unwillkürlich: Wie in aller Welt erteilt man einer derart schluderigen Firma eine Genehmigung für den Betrieb von Kernkraftwerken?
Schon allein die Wahl des Standortes macht Sprachlos.
Notwendige Ausbesserungen und Wartungsarbeiten sollen vor dem Erdbeben nicht mehr durchgeführt worden sein. Während die angebliche Stilllegung von Fukushima geplant war, lief gleichzeitig ein Verlängerungsantrag für den Betrieb für weitere zehn Jahre.
Jetzt sollen über 11 000 Tonnen verstrahltes Wasser im Pazifischen Ozean verklappt werden. Angeblich soll dieses Wasser nur schwach radioaktiv sein und Platz machen für weitere 10 000 Tonnen stark radioaktiven Wassers.
Niemand weiß wirklich die genauen Verseuchungswerte von Luft, Wasser und Land, da Werte bestätigt, zurückgenommen und wieder erhöht bestätigt werden. Es ist als würde der Gau auf dem Dienstweg japanischer Hierarchiestufen förmlich zerfallen.
Angeblich sollen alle Arbeiter in den zerstörten Reaktoren Fachleute von TEPCO sein, doch es ist zu vermuten, dass hier eher Leiharbeiter die Misere von TEPCO mit ihrem Leben bezahlen. Für die gelten höhere Strahlungswerte und keine Rechte auf Tragepflicht für Schutzvorrichtungen oder gar Aufklärungspflicht über die Gefährlichkeit ihrer derzeitigen Arbeit. Wegwerfarbeiter nennt man diese Menschen in Japan.

Man sollte meinen, dass Japan weit weg ist und wie man dort mit der Gesundheit von Menschen umgeht, sei hier unmöglich. Auch hier gelten für Leiharbeiter nicht gleiche Rechte auf Schutz für Leib und Leben wie für die Stammbelegschaft und die EU sorgt vor.
Die neuen zulässigen Strahlen-Grenzwerte für Lebensmittel aus Japan liegen viel höher als die für Tschernobyl je zugelassenen Werte. Werden Strahlenkrankheit, Krebs, körperliche Anomalitäten und andere von Betreibern von Kraftwerken verursachte Erkrankungen in der Bevölkerung mit Hilfe ihrer Tanzbären in der Politik jetzt in den Verantwortungsbereich der Bürger abgeschoben?

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (06.04.11)
Ich war seit den ersten Meldungen über Fukushima skeptisch hinsichtlich einer wirklichen Umkehr im verantwortlichen Denken über Kernkraftwerke. Aber ich hätte nicht gedacht, dass dieser Supergau so schnell aus den Spitzenmeldungen verschwindet. Schon werden wieder andere Säue durch das Weltdorf getrieben.
Die Schlampereien von TEPCO schockieren mich zwar, aber verwundern mich nicht. Angesichts des nahezu ungebremsten Technologiefetischismus der Japaner – immer noch protestiert nur eine kleine Minderheit – ist anzunehmen, dass andere Betreiber nicht sorgfältiger sind und dass gute Vorsätze für die Zukunft bald vergessen werden, wenn der Normalzustand, also die Profitmaximierung, wieder eingekehrt ist.
Du vermutest, dass für die gefährlichsten tödlichen Arbeiten in den verseuchten Blocks Leiharbeiter eingesetzt werden, Alma Marie. Ich glaube das auch, weil sich zynische Vermutungen leider fast immer als richtig erweisen, wenn es um das große Geld geht.
Ekki.
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