Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 06. Juni 2011, 19:25
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Was ist denn mit den Rentnern los?

von  AlmaMarieSchneider


Unlängst schockierte mich ein Zeitungsbericht mit der Nachricht, dass ein Rentner seinen Nachbarn, bei dessen „üblichen Kontrollgang“ um das Haus, erschossen hat. Davor soll es Streit an den Mülltonnen gegeben haben.
Da sind sich wohl zwei Kontrollfreaks bei ihren Revierstreitigkeiten in die Wolle gekommen, dachte ich und begann meine Umgebung genauer zu beobachten.

Besonders männliche Rentner scheinen sich nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben zur Plage der Gesellschaft zu entwickeln. Sie kontrollieren die Mülltonnen auf saubere Trennung, streunende Katzen, parkende Autos, spielende Kinder und allgemein die strikte Einhaltung der Nachtruhe und Mittagsruhe. Überhängende Bäume und wellig geschnittene Hecken, nicht gekehrte Straßen und unsachgemäß abgestellte Kinderwagen und Fahrräder gehören natürlich auch dazu… und sie sind offenbar bewaffnet.

Heute, in aller Frühe, fiel mir ein älterer Mann auf, der die Parkscheiben in den Autos auf dem Lidl-Parkplatz kontrollierte und sich Notizen dazu machte. Als ich ihn ansprach, lief er schnell davon, kam aber nach kurzer Zeit zurück. Ich hatte gerade meinen Einkauf beendet, da bog plötzlich ein Abschleppwagen in den so gut wie leeren Parkplatz ein und kümmerte sich um einen kleinen Fiat, der ziemlich einsam in einer Ecke stand. Nun wusste ich, was dieser Rentner da tat. Er kontrollierte und sorgte für Ordnung. Wieder so einer, dachte ich.

Von einer Bekannten habe ich erfahren, dass in ihrer Gegend die Hauskatzen vergiftet werden. Auch hier wurde ein 67 jähriger Rentner beim Auslegen der Köder erwischt.
Dass viele Raubvögel von Taubenzüchtern heimlich mit Giftködern getötet werden, weil diese stolzen Vögel ihre Tauben schlagen ist ja allgemein bekannt, doch dass im Dorf herum streunende Samtpfoten Anlass geben, sie qualvoll zu töten, mochte mir nicht so recht in den Sinn.
Gestern stand in der Zeitung, dass ein 60 jähriger auf junge Leute geschossen hat, weil sie lärmten. Einer starb dabei.
Dauerhaft nächtlicher Lärm kann schon die Nerven strapazieren und die Polizei unternimmt oft nicht viel dagegen. Doch der Vorfall soll sich gegen 5.10 Uhr ereignet haben. Eine Uhrzeit, die in unserer Industriegesellschaft viele Menschen bereits zur Arbeit ruft. Supermärkte werden beliefert, das Leben beginnt auf den Straßen.

Was bringt diese Rentner dazu, zur Waffe zu greifen oder sich vielmehr eine Waffe anzuschaffen? Ist es die Angst vor dem Chaos, dem Fremden, dem Nichtmehrbeherrschbarem oder ist es nur Starrsinn und Machtausübung?

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (07.06.11)
Ich muss hier mal eine Lanze brechen für die Rentner, auch wenn ich sie selbst oft als sehr schrullig empfinde:

Unsere Vereine profitieren sehr vom Rentnertum, viele Clubs wären gar nicht überlebensfähig oder würden viel weniger leisten können, wenn die allzeit hilfsbereiten Rentner nicht wären, ich bemerke das sowohl beruflich als auch privat...

Also: Schöne Kolumenidee, die man ruhig auch hätte satirisch überspannen können, aber Lanze nun kaputt.

 AlmaMarieSchneider (07.06.11)
Die meisten Rentner suchen tatsächlich in Vereinen einen neuen Wirkungskreis oder bauen ihn aus. Da hat Dieter_Rotmund recht und ohne sie ginge es nicht. Beliebt sind auch Wertstoffhöfe und Fahrdienste für Apotheken. Ein weites Feld bieten auch Schrebergärten und Kleintierhaltung. Doch auch hier fällt das Prinzip der "autoritären Ordnung" oder was dafür gehalten wird auf. Verstösse dagegen werden unabwendbar gemeldet. Früher haben wir diese Typen den "Blockwart" genannt. Auch hier kam es vor, daß gar zu Widerspenstige einfach erschossen wurden.

Die "Verallgemeinerung" ist gewollt, weil ich dieser Sache doch sehr intensiv nach gegangen bin und immer wieder auf dieses Phänomen gestossen bin, mehr oder weniger krass ausgeprägt. Durch ganz konkrete Beispiele habe ich das etwas abgemildert. Also eher auf krasse Fälle reduziert. Der Schusswaffen-Einsatz ist dabei schon extrem, doch der Griff nach ihr scheint leichter zu fallen.

 EkkehartMittelberg (11.06.11)
Nur selten gibt es den Glücksfall, dass eine gut durchdachte Kolumne und nicht minder gescheite Kommentare sich so zu einem lehrreichen Gesamtbild fügen wie in diesem Falle.
Ekki

 AlmaMarieSchneider (28.06.11)
Danke Ekki
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