Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
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Welttoilettentag
von AlmaMarieSchneider
Am 19 November war Welttoilettentag.
Als ich diese Zeitungsmeldung las, glaubte ich zuerst an eine Ente. Zeitungsenten gibt es in der Regel am 1 April. So tat ich das, was man heutzutage eben tut. Ich googelte. Tatsächlich, es gibt diesen Tag. Er wurde 2001 von der Welttoilettenorganisation ins Leben gerufen und soll auf die zum Teil prekären Zustände in den Großstädten der dritten Welt hinweisen. Dort trinken die Menschen das von ihren Exkrementen verschmutzte Wasser. Durch die stark wachsende Überbevölkerung wird auch das Grundwasser der Brunnen immer mehr mit Bakterien verunreinigt. Bereitgestellte Spenden und finanzielle Hilfen verschwinden regelmäßig im Sumpf der Wasserkorruption. Während die Slums sich rasend schnell ausbreiten und oft Millionen Menschen beherbergen, bleibt die Trennung von Abwassersystemen, Toiletten und Trinkwasser auf der Strecke. Rund 40% der Menschen weltweit besitzen keine Toilette. Hände drücken wäre da wohl eher eine unangenehme Sitte.
Ich bin nun auf dem Lande aufgewachsen und die wenigsten Bauernhäuser wiesen nach dem Krieg den Luxus einer Toilette auf, die an ein Abwassersystem angeschlossen war. Meistens stand irgendwo versteckt ein Holzhäuschen indem ein kleiner Stapel Zeitungspapier lag. Fürsorglich waren die Blätter geviertelt. In manchen Häusern gab es überhaupt keine Toilette. „Toiletten sind etwas für die Reichen„, sagte damals mein Opa. „Die Armen müssen zusehen, dass sie vorne etwas hinein bekommen. Um das Hinten müssen ‚s nicht bangen.“ In den Städten gab es zumindest ein Etagenklo. Das man nur, wenn es gar nicht mehr anders ging, aufsuchte.
Mit der Verbesserung des Lebensstandards und der Errichtung von Abwassersystemen und Kläranlagen, verschwanden dann auch die Holzhäuschen und die Familienhäufchen hinter nahegelegenen Hecken. Allerdings mussten auch viele Brunnen wegen Coli - Bakterienbefall geschlossen werden.
In den Städten der dritten Welt werden weiterhin die Menschen vor ihrem Haus auf der Straße ihre Notdurft verrichten und ihr Trinkwasser aus Flüssen schöpfen, in die die Abwässer der besser gestellten Toilettenbesitzer fließen. Eine ganz normale Sache.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Andererseits ist die EHEC-Verseuchung möglicherweise durch nicht stattgefundene Hygienemaßnahmen auf einem Hof in Deutschland erstmal so richtig ins Rollen gekommen.
Da wurde klar, dass Hygienemaßnahmen nicht nur duften, sondern auch der Gesundheit dienen.
Der Welttoilettentag wird wohl seine Bedeutung haben.
Im Blick auf arme Länder:
es gibt Bilder, die zeigen, dass gut gemeinte Lieferungen von WCs in asiatische Länder zur Bepflanzung mit hübschen Blumen und anderweitiger Zweckentfremdung dieser Hygieneobjekte führten.
Die Einsicht in die Kultur vor Ort könnte eine Neuorientierung bringen.
LG
BF
lg
Latrina non olet... Toilettarier aller Länder, vereinigt euch! Toi, toi, toi!