Taufbecken des Glaubens

Gedicht zum Thema Glaube

von  Füllertintentanz

Dieses ist ein Drei-in-Eins Assoziationsgedicht (Fast schon ein Gebet)  von Gerd Kerkhoff (Theseusel)  und mir.
Beide Texte sind für sich genommen eigenständige Gedichte, die sich in Gemeinsamkeit ergänzen.



Hinfällig meint man sei Leben, doch heilig währt sein Grund
Gebeugt zum Kern kreisend
Poetisch verklärt bleibt die Vision des Wortes Lyrik
Mit einer Gloriole aus sehnendem Trauerflor
Welche wie leichter Sprühregen versucht
Die Meteore der leuchtenden Hoffnung saugend
Das Elend der dokumentierenden Hand zu verschleiern   
So klärt Verlangen niedergeschmetterte Sinne.


Streuung strahlt im Großhirn
Im Spiegelkabinett kalter Klarheit rinnt sein Schein
Geblendet der eigenen Windungen
Er schlägt nach der Medusen Schrecken Haupt
Durchfurcht die Gänge
Im Acker unterfeuerter Dunkelheit
Und säht den Keim der Andacht
Denn die Lösung liegt im Faden.


Im ursächlichen Gleichnis von Gedanke und Gefühl
In der Mitte des geborstenen Trägers
Befindet sich der Nabel unseres schöpferischen Kerns
Dem das Kreuz gebrochen ist
Im Entdecken der Waage liegt unsere Menschlichkeit
Voll von Balance, fern des Gewichtes
Deren Wahrheit in keiner Rinde zu finden ist
Wird die Wulst des ersten Einschnittes zum Lobpreis der Blindenschrift.


Auch mein Schritt hing in der Schwebe
Im Spagat auf dem Balken
Einen Tod vor dem Gleichgewicht
greinte der Zorn zur Ohnmacht
Bevor du Gehör gebarst
Ehe mir das Sehen verging.
Aus allen Kelchen fließend.
Eine Madonna faltete die Hände


Im Widerschein des Abends verlierender Gleichgültigkeit bebte
Wachsender Mut zur Erfüllung
Mein scheuer Fuß, von dir geführt
Der dem gehauchten Weg der Liebe folgte
Um zu vergessen, die quälende Verurteilung
Ließ die tief verwurzelten Unstimmigkeiten links liegen
Nicht zu verstehen war das Schicksal
Doch das Ziel als Aufgabe galt als begriffen.


Im Erschließen des Vertrauens weilt das Erkennen des Zentrums
Mein Metrum bricht nicht, es melodiert
Der eigenen Kerkerfanglinie Trostlosigkeit entkommen
An den Rainen des Ackers vorbei
Denn selbst der stärkste Zweifel
In dem die Frucht als Furcht vor den Ahnen keimt
Umklammert der Hoffnung kurzen Schopf.
Astern schreien geduldig ihren Unmut.


Glaube weitet mich, von Schwäche geführt, ins Bewusstsein gehoben
Das Mühlrad des Verstandes mahlt
Ich betreue mein ohnmächtiges Schweigen
um den Stein des Herzens zu bewegen
Sowie alle Schreie, jeden Verdruss und jede noch so große Ungerechtigkeit
Deren Energie ewiger Flüsse entsprang
wortlos entmündigt
Sprachlosigkeit ertrinkt im loslassenden Willen.


Doch Licht muss erst ins Dunkel führen
Wie der Mond die Sonne aus den Augen verliert
Bevor uns der abnehmende Schatten Einsicht gewährt,
schmachtet der Neubeginn dem vollen Kuss entgegen
Erkennen ruht im Erfahren
Im Maximum ihrer Schnittmenge
Im Berühren eigener Grenzen   
Sucht der Mensch zwischen sichtbaren Zeilen das Extreme.


All mein verinnerlichtes Äußern schloss sich zusammen
Die stimmlose Prozession vereinte sich
Zum fürbittenden Appell
Lärmend vor den Altar meines Opfers
Meine vielen unvergossenen Tränen
dessen Gedanken dem Tabernakel der Gefangenschaft entflohen
wurden  zum Taufbecken des Glaubens
Sie färbten den Baldachin der Möglichkeit.


Gott,
Vater
meine gebärdenden  Hände krampfen in Angst
die Lebenslinien meines Schicksals
sie zittern, fäusteln Löcher in die Stille
sind das Delta meiner Schmerzen
schreiben Gebet
Falten das Urmeer der Verzweiflung.


Spanne den  Himmel meiner Hoffnung
Weide Zuversicht als Hüter
Segne Endlichkeit durch Ewigkeit, in Heimkehr ruhend
Meiner Wanderschaft zum Horizont
Wasche mich rein von Verleumdung
Wirf mich mit meinem Echo zurück und schenke
Im gegenwärtigen Jenseits
Wiedersehen ohne Scham.


Ich glaube.

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Kommentare zu diesem Text

Serenade (45)
(08.05.06)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 09.05.06:
Liebe Rita, es freut mich sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, dich so intesiv mit den einzelnen Farben zu beschäftigen. Deine Lieblingszeilen sind auch für mich die "Kerzeilen" dieses Textes... denn falten kann man ja vieles, sei es nun ein Blatt Papier oder aber die Hände. Sinnbildlich sind alle Zeilen für mich, wie ineinander greifende Hände. Sie könnten alleine bestehen, doch geben sich gegenseitig Halt.
Ich sende dir herzliche Grüße, auch von Gerd, Sandra

 franky (15.05.06)
Liebe sandra lieber gert
Durch das unheimliche gewicht der aufgewühlten gedanken,
beginnt das gebälk meines verstandes zu knarren;
jeder satz fügt mir verständnis zu!
Doch im einordnen der zusammenhänge verlangt es höchste konzentration;
Ich gehe die wege mehrmals auf und nieder…
Es stürmt über meine eindrücke und lässt immer grössere
lücken blauen verstehns in meinem bewußtsein aufreißen.
Der text ist eine katetrale von gefühlen;
Es schmückt ein turm mit hellem glockenakkorden,
die lichterstunden zählen.
Es klingen in meiner seele auch die worte:
„ich glaube!“
liebe grüsse
franky

 Füllertintentanz antwortete darauf am 16.05.06:
Lieber Franky, dein Kommentar ist ein Gedicht! So liebevoll ausgesuchte Zeilen... Das knarrende Gebälk des Verstandes hat sich in meine Vorstellung gezeichnet... lächel... Es ist passend zum Knacken der Knochen... Die Zusammenhänge sind ganz bewusst so verworren gewählt. Jeder wird in ihnen sein eigenes Muster finden. Zu glauben ist mir unheimlich wichtig. Woher soll denn Trost und Zuversicht kommen, wenn nicht aus dem Glauben? Es freut mich unheimlich, dass unsere Worte in dir nachklingen durften.
Ganz herzliche Grüße, Sandra
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