Frei-heit?! [Wie buchstabiert man das?]

Text zum Thema Freiheit/ Unfreiheit

von  apocalyptica

Wie buchstabiert man Frei-heit?

Mit Z wie Zuversicht oder mit G wie Glück? Mit U wie Unabhängigkeit oder S wie Spaß? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich wusste es auch nicht, als ich die Tür hinter mir zugeschlagen hatte, endgültig zugeschlagen. Weil ich ein einziges Mal die Chance hatte, dem goldenen Käfig zu entrinnen, jetzt oder nie, ab in die Freiheit!

Doch wo fängt Freiheit an? Zunächst mal bei der freien Wahl einer neuen Bleibe! Freier Wohnungsmarkt, aha, das ist doch schon einmal die richtige Richtung! Frei sind viele Wohnungen, aber beileibe nicht kostenfrei. Vielleicht doch erst einmal die Gartenlaube bei Bekannten, die steht sowieso den Winter über frei, frostfrei sogar, da haben wir’s ja schon wieder, frei, die Laube ist frei…ich bin frei! Die auserkorene Wohnung wird bald erst frei. Egal, ich kann warten. Dafür kann ich sie dann später auch frei finanzieren, die Miete mein ich.
[Zeitsprung]
Inzwischen ist die Wohnung eingerichtet, spärlich zwar, dafür aber mit viel Freiraum, der immer wieder mal durch Freunde aufgefüllt wird. Ja, ich nehme mir die Freiheit, ständig viele Leute zu beherbergen, damit ich in meiner Freizeit nicht so alleine bin. Und Freizeit habe ich viel, da auch mein Arbeitsplatz inzwischen frei ist, frei von mir allerdings. Nun ja, gleiches Recht für alle. Ich kann also tun und lassen, was ich will, kommen und gehen, wann ich will. Ist das jetzt Freiheit?
Oder ist Freiheit mehr die Möglichkeit, auszuwählen, mit wem ich mich noch treffen möchte? Und von wem ich mich lieber befreien möchte? Welche Zwänge ich noch auf mich nehme und wo ich lieber passe?
[…]
Frei leben, ja das ist die eine Seite. Aber Zwänge kommen von allen Seiten und beschränken meine Freiheit. Meine Gedanken sind frei, richtig, aber schon beim Recht auf freie Meinungsäußerung wird’s kritisch, da muss ich mich schon vergewissern, ob nicht jemand in der Nähe ist, vor dem ich meine Meinung nicht gar so frei äußern sollte. Und eine der wichtigsten Fragen: wie finanziert man Freiheit?
[…]
Aber Freiheit muss doch schon etwas Besonderes sein, warum sonst sollte es Freiheitskämpfer geben, Freiheitsbewegungen? Alle oder zumindest sehr viele Menschen streben also nach Freiheit, und viele Staaten schreiben sich den Wunsch nach Freiheit aufs Banner….vive la liberté!

Dennoch, ich glaube, die Freiheit, die ich meine, ist eine andere.

Selbst wenn ich mich räumlich von dem Menschen befreit habe, der mich ständig meiner Freiheit beraubt hat, werde ich den Gedanken an ihn nicht los, kann ich mich nicht freimachen von meinen Erinnerungen, den Speicherplatz im Gehirn nicht auf Knopfdruck freisetzen, das Trauma nicht verdrängen. Immer wieder sind dort diese Gitterstäbe…diese Blockaden… Werde ich also jemals wirklich frei sein? Kaum.
[…]
Die Freiheit, die ich suchte, die ich haben wollte, habe ich mir teuer erkauft, um dann festzustellen, dass es sie wahrscheinlich gar nicht gibt….

Wie buchstabiert man Freiheit? Frieden, Ruhe, Entrinnen, ….. Tabu? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.

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Kommentare zu diesem Text

Serenade (45)
(17.05.06)
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 apocalyptica meinte dazu am 17.05.06:
Du sagst es, liebe Rita...vielleicht! Aber der Weg dorthin ist wirklich unendlich lang, immer, wenn du meinst, eine Hürde genommen zu haben, taucht schon die nächste auf, es ist ein ständiges Auf und Ab und du bist oft der Verzweiflung nahe, fragst dich immer wieder, welche Befreiung denn die von dir angestrebte Freiheit wirklich für dich gebracht hat und bringen wird...außer all den neuen Zwängen, die es nun zu bewältigen gilt. Und dennoch, ich bereue den Schritt nicht und bin sicher, dass weitere in die richtige Richtung folgen werden!
Ich grüß dich von Herzen,
die -bea
mmazzurro (51)
(17.05.06)
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 apocalyptica antwortete darauf am 17.05.06:
Freiheit, lieber Werner, ist in der Tat ein sehr interessantes Thema, man könnte darüber endlos diskutieren und philosophieren...kann Freiheit aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachten und sie eben auch als sehr subjektive Freiheit oder Befreiung ansehen. Finanzielle Freiheit ist auch ein gewaltig wichtiger Aspekt, ein ganz lieber Freund drückte es gestern so aus: als ich mir Freiheit leisten konnte, hatte ich keine....seit ich wieder Freiheit habe, kann ich sie nicht mehr bezahlen... Soviel nur zu dieser Perspektive, die ich zu 100% teile.
Dann noch ein anderer Blickwinkel: Freiheit an sich wird sogar noch unterschieden in negative Freiheit, also die Freiheit von irgendwas, und positive Freiheit, also die Freiheit zu irgendetwas. Oder der Unterschied in passive und aktive Freiheit....ähnlich zu definieren. Könnte jetzt noch stundenlang weiter schreiben, aber lassen wir es erst einmal dabei bewenden. Freiheit...meinst du denn, es gibt sie wirklich?
Ich grüß dich von Herzen,
die -bea
orsoy (44)
(17.05.06)
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 apocalyptica schrieb daraufhin am 17.05.06:
ich dank dir, liebe konni, für das dicke kompliment und das sternengeleit! ja, freiheit ist ein kostbares gut und irgendwann werden wir sie vielleicht finden...irgendwie, irgendwo...
ganz liebe grüße dir,
die -bea
Lisa J. (36)
(17.05.06)
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 apocalyptica äußerte darauf am 17.05.06:
Klar ist das nur deine Meinung und ich akzeptiere sie auch. Klar ist auch, dass wir hier in D relativ viele Freiheiten genießen können, von denen in anderen Ländern, von anderen Völkern, nur geträumt wird. Das ist auch mir sehr bewusst. Aber frei, wirklich frei sind wir dennoch nicht, denn wirkliche, absolute Freiheit gibt es meines Erachtens nirgendwo.
Du sprichst den Selbstfindungsprozess an, der gestaltet sich oft schwierig und ist nur von innen heraus zu leiten. Aber...das wissen, was ein jeder hier tun sollte und das dann auch durchsetzen...da wirds problematisch, denn selbst wenn du es weißt...können kannst du es dann noch lange nicht, denn das wiederum unterliegt zahlreichen Einflüssen, die du selbst nicht steuern kannst.
Ich dank dir herzlich und grüß dich lieb,
die -bea
TanzderSinne (30)
(17.05.06)
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 apocalyptica ergänzte dazu am 17.05.06:
Ja, liebe ive, es geht auch immer weiter, da magst du noch so verzweifelt sein, die welt bleibt nicht einfach stehen. die zeit lässt sich nicht zurückdrehen und freiheit kann man nicht kaufen. du kannst sie dir stückchenweise er-arbeiten oder er-leben, und dann ist es immer noch eine sehr persönliche angelegenheit, empfindungssache.aber von erinnerungen frei machen, vergangenes ungeschehen scheinen lassen, ich glaub mal, das klappt nie!
ich knuddel dich,
die -bea
Grateful_Dead (49)
(17.05.06)
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shorty (32) meinte dazu am 18.05.06:
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 apocalyptica meinte dazu am 19.05.06:
Ja!
@ Axel: ich dank dir von Herzen für deinen Kommentar. Du hast meine Frage so beantwortet, dass es treffender nicht sein könnte. Dein Freiheitsalphabet sollte ich als Wegzehrung mit in meine Zukunft nehmen und mich immer wieder daran erinnern. Auch deine weiteren Erläuterungen sprechen mir komplett aus der Seele und bestätigen mir viele meiner Gedanken.
Ganz herzliche Grüße dir,
die -bea
@ Sascha: auch dir ganz doll lieben Dank fürs Anhängen! Manchmal bedarf es tatsächlich keiner weiteren Worte, um die eigene Ansicht zu äußern! Ganz liebe Grüße in dein Wochenende,
die -bea
steinkreistänzerin (46)
(18.05.06)
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 apocalyptica meinte dazu am 19.05.06:
als freie frau in freiheit leben....das ist DER wunsch schlechthin, wenn wir so weit sind, du liebe, dann haben wir es tatsächlich geschafft! aber der weg dorthin ist ein sehr weiter, man geht da oft drei schritte vor und zwei zurück...aber warte, irgendwann kommen wir an!
ganz liebe grüße dir,
die -bea
Bonobo (38)
(19.05.06)
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 apocalyptica meinte dazu am 22.05.06:
Also, lieber Andreas, die Independenz ist akzeptiert und somit geht deine Art zu buchstabieren voll auf! Ich danke dir herzlich dafür und besonders bei deinem zweiten Satz stimme ich dir hundertprozentig zu...wir würden uns die Beschränkungen suchen, damit wir zunächst wieder was zum Klagen haben und uns dann aufs Neue befreien können, da bin ich mir ziemlich sicher!
Dir ist aber erst noch ein Danke für deine Häkchen auf der rechten Seite und ganz doll liebe Grüße,
die (independente) -bea ;)
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