Sturm der Gefühle

Erzählung zum Thema Gefühle

von  Mondsichel

„Hast Du Dir jemals auch nur einen einzigen Gedanken darüber gemacht wie es wäre, wenn man täglich nur noch von der Hand im Mund lebt? Dass jede Krankheit gleich ein Existenzende oder sogar den Tod bedeuten kann?
Du musstest Dir nie Gedanken um das gute Geld machen, Vater hat Dir ja alles vorne und hinten reingeschoben. Auf meinen Reisen als Seemann habe ich die Armut und den Tod gesehen. Ich habe begriffen, dass in dieser Welt alles ungerecht verteilt ist. Ob es nun um finanzielle Dinge, oder um die Liebe geht.“ Dabei blickte er mir tief in die Augen und es war, als würde eine Welle aus heißem Feuer über mir zusammenschlagen. Mein Herz pochte wild und am Liebsten wäre ich in seine Arme gesunken.
Samuel zischte seinen Bruder böse an: „Sie hat damit nichts zu tun, lass sie in Ruhe. Das ist eine Sache zwischen Dir und mir!“ Jo lächelte wieder dieses Lächeln aus dem Verlangen und Leidenschaft sprachen, was mich immer ganz verrückt gemacht hatte.
„Sie hat mehr damit zu tun als Du Dir wahrscheinlich vorstellen kannst.“ Er sprach diesen Satz mit einer sensiblen Ader aus, aber trotzdem deutlich genug, dass Samuel ihn verwirrt anschaute. Er ahnte ja nicht, das sein Bruder und ich uns bereits kannten...

Jo ging an die Tür der Kajüte und klopfte drei Mal. Die Männer betraten wieder den Raum und ihr Hauptmann nickte ihnen zu. Scheinbar war dies ein verabredetes Zeichen, denn sie packten meinen Ehemann und schleppten ihn mit Gewalt wieder hinaus. Er versuchte sich verzweifelt loszureißen und schrie: „Lass sie in Ruhe, ich warne Dich! Wenn Du sie nur einmal anfasst, dann töte ich Dich!“ Mit einem Knall schloss sich die Tür hinter ihnen und Samuels Zetern verstummte. Jo lehnte seinen Arm an die Tür und senkte den Blick. Fast konnte man meinen, dass er es schon wieder bereuen würde, was er gerade gesagt hatte. Ich blickte ihn einfach nur noch an und schwieg...
Dieser starke Mann voller Leidenschaft und Träume, der immer nach außen hin hart sein musste, trug doch eine verletzliche Seele mit sich. Er ließ seinen Arm sinken, blickte für einen Moment schmerzerfüllt auf den Boden. Dann richtete er entschlossenen seinen Blick auf mich und schaute direkt in meine Augen, die voller Angst vor dem Ungewissen und doch voller Liebe für ihn erschienen...
Er trat auf mich zu und streichelte nachdenklich über meine Wange. Ich versank in seinen tiefblauen Seelenspiegeln. Ich wollte einfach nichts sagen in diesem Moment, ich wollte einfach nur dieses Gefühl in mir leben, entgegen allem was ich gesehen hatte.
„Warum hast Du mir nicht gesagt das ihr verheiratet seid? Vielleicht würde diese Liebe dann niemals so schmerzen in meiner Seele. Vielleicht...“
„Pssst...“ Ich legte ihm einen Finger auf den Mund um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich schüttelte den Kopf, es brachte nichts darüber nachzudenken, da es längst zu spät war. Längst hatte etwas begonnen, das niemals hätte sein dürfen.
„Samuel hat recht, ich bin nicht frei. Denn diese Liebe zu Dir hält mich gefangen.“ Seine Stimme klang sanft. Ich blickte ihn ernst an. „Liebe ist nur dann ein Gefängnis wenn man sie nicht wirklich leben kann. Aber warum sollten wir sie nicht leben können?“
Jo lächelte, so wie er es dort am Meer schon immer getan hatte. In seinen Augen konnte ich die Wellen sehen, die voller Innbrunst gegen die Ufer schäumten.

Ich verlor mich immer mehr in den Gefühlen, die in mir aufstiegen. Ich schloss meine Augen und hörte das Meer rauschen, wie damals als wir im Licht der aufgehenden Sonne am Strand saßen. Und dann küssten wir uns das erste Mal. Es war als würde ein heißes Feuer durch meinen Körper fahren und mich in seine wilde Umklammerung stürzen. Ich gab mich der Woge hin, die mich erfasste und in die Tiefen der Leidenschaft zog.
Ich spürte seine Hände, die meine Haut liebvoll streichelten und seine Lippen, die brennende Küsse über meinem Hals verteilte. Ich seufzte auf. Wie sehr hatte ich mich doch danach gesehnt. Wie sehr hatte das Verlangen in mir gebrannt und nun genoss ich jede Sekunde dieses Traumes der wahr geworden war.
Ich öffnete meine Augen und er blickte mich mit einem flehenden Blick an, als würde er mich bitten ihn niemals wieder allein zu lassen. Ich schwor ich ihm hoch und heilig, dass ich für immer bei ihm bleiben würde. Ein Versprechen das ich gerne gab, denn ich konnte mir ein Leben ohne ihn einfach nicht mehr vorstellen. In meinem Innersten jedoch gab es auch noch Gefühle für Samuel, eine Situation die mich Hin und Her riss. Deshalb wollte ich noch etwas für ihn tun, bevor ich für immer bei Jo bleiben würde. So bat ich den Hauptmann um das Leben von Samuel und allen anderen Menschen an Bord.
Ich sah sein verwirrtes Gesicht, als ich um das Leben dieser Menschen flehte, doch er erfüllte mir gerne meinen Wunsch. Er nahm meine Hand und küsste sie noch einmal sanft, während seine Augen einen schelmisches Funkeln inne hatten...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Kapitel 10, "Der Handel", folgt gleich ;D

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(16.07.06)
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 Mondsichel meinte dazu am 16.07.06:
*lächel* Lieben Dank Anne. Genau dieses Gefühl wollte ich vermitteln. Die Romantik war für mich sehr wichtig in dieser Geschichte, auch wenn sie sehr dramatisch zuende geht. Sonst würde man das Ende vermutlich nicht verstehen... Liebe Grüßle, Deine Arcy
enomis (45)
(16.07.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Mondsichel antwortete darauf am 16.07.06:
*lächel* Deine Worte sagen mehr als genug :)
Lieben Dank für die Empfehlung ;)
Liebe Grüßle
Deine Arcy
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