Türme des Grauens

Text zum Thema Isolation

von  Bohemien

20 Etagen hat das Gebäude,
eines von vielen Hochhäusern in einer Großstadt,
außerhalb gelegen,
der ganze Stadtteil gepflastert mit diesen häßlichen hohen Dingern,
man bekommt keine Luft,
es schnürt einem den Hals zu,
nimmt den Atem,
der so nötig ist für den Sauerstoff des Lebens.
Depressive, melancholische Stimmung macht sich breit, wenn wir an ihnen bloß vorübergehen oder aus dem Bus heraus wahrnehmen, diese Vielzahl,
düstere Stimmung erzeugender Steinblöcke.
Wer wohnt hier eigentlich,
kann dies aushalten?
Annonymität ist hier groß geschrieben,
hunderte Menschen in nur einem Gebäude untergebracht, Tür an Tür und doch kennt hier keiner den anderen.
Man sieht hier nicht viele auf der Straße,
die meisten sitzen vor der Glotze,
was sollen sie auch sonst tun,
ohne Arbeit,
ohne Perspektive, Aussicht auf einen Job,
um ihre Lage zu ändern.
Resignation herscht hier und steigender Alkoholkonsum,
die No Closing Hour Gastronomie hat diese Chance längst erkannt,
sich hier angesiedelt,
bedienen die überwiegend durstige Klientel.
Am Rande der Gesellschaft leben die Menschen hier,
auch am Rande der Stadt,
isoliert und sich völlig selbst überlasssen.
Die Mieten sind niedrig, deshalb werden sie auch hierher verfrachtet,
vom Amt,
wenn sie nichts mehr haben,
nicht mehr können,
die Arbeitslosen,
Alkoholiker,
Alleinerziehenden,
alle Problemfälle werden hier untergebracht,
keine Hoffnung jemals wieder etwas anderes zu sehen,
als diese Türme des Grauens.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram