Der Brief 05.04.2004

Brief zum Thema Ende

von  Quengel36

Der Brief

Hallo,

ich muß Dir jetzt endlich mal den Brief schreiben, den ich schon länger zu schreiben überlege.
Was ich eigentlich damit aussagen möchte, ist nicht ganz klar – ich weiß nur, dass ich so mit "uns" und mit Dir nicht weitermachen kann.
Zu oft habe ich in letzter Zeit darüber nachgedacht, warum ich das alles (mit-) mache, mir so vieles, was ich kaum tragen kann, antue und warum die Gefühle für Dich immer noch so stark sind.
Tatsache ist, dass ich Dich einmal sehr geliebt habe und nach Deinem Brief im Dezember hatte ich das Gefühl, endlich das, was ich glaube zu verdienen, zurückbekommen zu können.
Seitdem ist viel passiert. Leider sehr viele böse Streits, die wehgetan haben und es bis heute tun. Der Satz von Dir, dass ich natürlich unheimlich interessant bin, wenn ich sofort springe, wenn Du sagst, ich solle springen, ist mir wie kaum ein anderer in Erinnerung geblieben.
Ich wollte für Dich immer mehr sein, als "eine unter vielen" – und ich glaube Dir sogar, wenn Du sagst, dass ich wichtig für Dich bin. Aber ich bin schon über einen zu großen Zeitraum nicht mehr der wichtigste Mensch in Deinem Leben; das fühle ich zunehmend. Wichtige Menschen spielen wichtige Rollen; meine Definition von wichtig scheint mit Deiner leider nicht übereinzustimmen. Ich wollte so gerne den Rest meines Lebens mit Dir verbringen, das war mir immer sehr wichtig; diese Entscheidung kannst Du, was mich betrifft anscheinend nicht treffen – das ist schade und tut mir weh. Du bist mir so wichtig und die damals so große Liebe zu Dir hat mich an etwas festhalten lassen, was Du bereits abgehakt hast, was Dir im Moment nicht wichtig ist, faß es in eigene Worte, das Fazit b leibt – es scheint für "uns" keine Zukunft zu geben, bei deren Planung wir beide in dieselbe Richtung schauen können/wollen.
Du möchtest Dich nicht festlegen, weil Du Angst hast, etwas zu versäumen – ich glaube, dass ich etwas von Dir versäume, wenn ich sage, ich möchte Dir Partnerin und Freundin zugleich sein. Wir haben ganz offensichtlich andere Vorstellungen vom Rest unseres Lebens, Vorstellungen, die so nicht zusammen und "aufeinander" passen.
Ich glaube, dass man wichtigen Menschen immer mit großem Respekt begegnen muß und das müssen diese Menschen auch merken. Ich merke aber in letzter Zeit immer wieder, wie wenig wichtig Dir meine Gefühle, meine Meinung und letztendlich meine Wünsche sind – das mag sich für mich anders darstellen als es von Dir gemeint ist, aber es kommt so an.
Finde Du für Dich heraus, was Du möchtest, willst und wo Dein Weg hinführen kann und soll. Ich glaube, Deine Entscheidung, dass ich auf diesem Weg nicht die Rolle spiele, die ich so gerne spielen würde, ist längst gefallen. Vielleicht haben wir beide aus Rücksicht und falscher Zurückhaltung heraus zu viel Zeit abgewartet und gezögert, zu sagen, was wir wirklich wollen. Das möchte ich nun nicht mehr machen: ich wollte immer eine Beziehung mit Dir, die Basis ausbauen; ich war bereit, Dir Dinge nachzusehen, ebenso wie Du mir manches nachgesehen hast, daran arbeiten, dass alles gut wird, auf Dauer. Doch es hat wenig Sinn, wenn ich alleine arbeite und mich dabei aufreibe und zuschaue, wie Du Dein Leben unverbindlich mir gegenüber weiterlebst.
Die Dinge, die Dir wirklich wichtig sind, scheine ich Dir nicht so geben zu können, wie Du sie brauchst – ebenso kannst Du mir die Sicherheit nicht geben, die ich von einer funktionierenden Beziehung erwarte.
Die Erkenntnis, dass Du in einem Jahr nicht rausfinden konntest, ob ich diejenige bin, die Du willst und dass Du das auch in einem weiteren Jahr nicht herausfinden wirst – denn entweder es ist so oder eben nicht – und die Tatsache, dass eben Taten wichtiger sind als Worte, lassen mich traurig und verletzt zu der Erkenntnis kommen, dass "unsere" Zeit endgültig vorbei ist.
Sollte wir beide ernsthaftes Interesse an einer Freundschaft haben, so kann das irgendwann möglich sein – aber sicher nicht unter dem Eindruck dieser starken Gefühle.
Die Liebe zu Dir war so groß, ich möchte sie als etwas besonderes in Erinnerung behalten und nicht einfach so abflachen lassen – dafür ist sie mir zu schade; dafür dass ich irgendwann einmal nur noch mit einem schlechten Gefühl an "uns" denken muss, waren meine Gefühle für Dich zu groß und wahrscheinlich sind sie das noch jetzt.
Dadurch, dass Du immer wieder andere Prioritäten in Deinem Leben über mich gesetzt hast, ist vieles von dem ich glaubte, dass "wir" es hätten, kaputt gegangen.
Das habe ich sicher nicht verdient und gerade weil ich so furchtbar viel Zeit darauf verwendet habe, Dich zu verstehen, habe ich verlernt, mich selbst zu verstehen.
Meine ganze Liebe habe ich Dir gegeben; ich habe einiges davon zurückbekommen und dafür danke ich Dir; aber die Liebe zu mir selbst habe ich auch (auf-)gegeben, habe mich fallen lassen und selbst dabei verloren, ohne es zu merken.
Ich weiß nicht, ob Du jemals mehr möchtest als eine Freundschaft zu mir – dies ist aber nur dann möglich, wenn ich durch die Liebe anderer ein Stück Selbstliebe wiederbekomme. Auch in Bezug auf Freundschaften gilt das mit dem Respekt und der Liebe. Solltest Du dazu bereit sein, irgendwann einmal, mich (auch freundschaftlich) so zu lieben wie ich bin und in der Lage sein, es zuzulassen, dass ich Dich nehme, wie Du bist, dann können wir sicher an etwas weiterarbeiten, was im Laufe der Zeit verlorengegangen ist.
Ich mache Dir keine Vorwürfe dahingehend, dass Du nicht alles gegeben hast, was Du geben konntest, ich werfe Dir höchstens vor, dass Du nicht erkannt hast, dass es für Dich nicht reicht und dass Du mit meinen Gefühlen eventuell überfordert warst.
Meld' Dich, wenn Du noch mal über den Brief oder uns reden willst oder wenn Du der Ansicht bist, dass ein wesentlicher Teil von Dir fehlt.
Ansonsten melde ich mich bei Dir – irgendwann ...

Alles Liebe

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Kommentare zu diesem Text

merlin (51)
(11.10.06)
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 Martina (20.10.06)
Diesen Brief könnte ich genauso übernehmen und weiterreichen...
Vor allem der Satz- Taten sind wichtiger als Worte- so oft hab ich ihn schon gesagt, so oft wurde er ignoriert, oder gesagt ich fordere zu viel. Mam müsse Liebe eben einfach so glauben....

Liebe traurige Grüße, Tina

 Quengel36 meinte dazu am 20.10.06:
Hallo Tina!

Ja, auch ich musste mich lange quälen, um zu dieser Erkenntnis zu kommen - den Satz hatte ich ja schon oft vorher gehört und als logisch anerkannt. Nur die Konsequenz fehlte so lange. Nun denn, ich habe gemerkt, dass die Konsequenz dem anderen gegenüber nicht annährend so schwierig ist, wie die mir selbst gegenüber, weil da eben doch so oft das Herz ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat...
Dabei macht es Konsequenz oft nicht schwerer, sondern meist leichter.
Zuviel fordern - geht das, wenn man seine Wünsche äußert? Für wen zu viel? Wer mir nicht das gibt, was ich brauche, der gibt zu wenig - aber es ist ein heikles Thema, denn was man gibt und was man nimmt, wird immer mit mindestens zweierlei Maß gemessen.

Wo mein Herz Regie führt, hat mein Verstand oft Pause - und wenn ich meinem Herzen folge, muss ich eben mit den Konsequenzen leben - andernfalls bin aber eben leider nicht mit ganzem Herzen dabei und das bringt mich auch nicht weiter.

Es ist eine Gratwanderung und aus den ganzen Erfahrungen lernen wir - das zumindest ist mein Trost.

Lieben Gruß, Katrin
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