„Ich hätte gern eine Zigarette.“
Harris wusste, dass er diesen Abend nicht überleben würde. Der Bankier Goldstein bedeutete einem seiner Wachleute, Harris' Wunsch nachzukommen. Der Mann gab dem Gefangenen die Zigarette und ein anderer Wachmann entzündete sie. Harris nahm einen langen Zug.
Sie standen in einem Konferenzsaal, der nur spärlich beleuchtet war. Auf dem Tisch lagen die Waffen des Attentäters. Harris hatte versagt, Goldstein lebte noch. Tja, Künstlerpech! Wenigstens hatten die Wachleute ihn nicht zu sehr verprügelt: Höflichkeit unter Profis.
„Wie heißen Sie?“, fragte Goldstein.
„Nennen Sie mich Smith“, antwortete Harris.
Goldstein grinste schief, dann reichte er Harris einen zusammengehefteten Papierstapel. Harris blätterte darin herum.
„In den letzten Wochen sind Dutzende von Menschen aus meinen Kreisen umgekommen und ihre Namen befinden sich auf dieser Liste. Mein Name steht auch dort. Wer steckt dahinter?“, fragte Goldstein. Harris grinste.
„Ah. Die Liste.“ Harris legte das Dokument auf den Tisch. „Ich weiß es nicht.“
Vor einiger Zeit hatte unter den Mächtigen der Welt das große Sterben begonnen. Einige waren erkrankt, andere starben bei Unfällen, viele waren offen ermordet worden.
„Irgendjemand muss diese Liste doch ins Leben gerufen haben“, sagte Goldstein.
„Ehrlich … ich weiß es nicht“, antwortete Harris. „Jemand hat die Liste begonnen und sie verbreitet und jetzt wird sie ergänzt und abgearbeitet. Organisationen kann man unterwandern, darum gibt es keine. Keiner von uns kennt den anderen. Wir sind Freischärler.“
Schweigen. Rauch. Genuss.
„Warum wollen Sie mich töten?“, fragte Goldstein.
„Nehmen Sie es nicht persönlich“, entgegnete Harris. „Es war Zufall. Alle Personen auf dieser Liste haben eines gemeinsam: Sie haben ihre Macht missbraucht. Sie haben unzählige Menschenleben auf dem Gewissen.“
„Ich habe niemanden getötet“, widersprach Goldstein.
Harris nahm einen Zug und blies den Rauch in Richtung seiner Waffen.
„Natürlich nicht. Sie nennen es Politik.“
Goldstein blickte Harris schweigend an, der den Rest der Zigarette genoss.
„Was kann ich tun?“, fragte Goldstein.
Harris drückte grinsend die Zigarette aus.
