Anscheinend 13.07.2009

Brief zum Thema Ehrlichkeit

von  Quengel36

Anscheinend

Anscheinend bin ich im Schreiben besser als im Reden.

Deine Aussage gestern tat weh und der Schmerz nimmt noch nicht ab.
Das Schlimme ist nicht so sehr Deine „Absage“, die Aussage, dass Du den Funken nicht siehst oder fühlst – das ist okay, ich kann keinen zwingen, mich zu mögen, geschweige denn, mich zu lieben. Da bist Du nicht der erste und wirst auch nicht der letzte sein.

Was wirklich weh tut, ist die Tatsache, dass Du mir erst sagst, dass Du glaubst, nicht das erfüllen, das geben zu können, was ich erwarte – ganz nebenbei auch der Satz, den mein Ex einer Freundin gegenüber in Bezug auf unsere (dann nicht mehr vorhandene) Beziehung sagte – sagst, dass Du nur ehrlich sein willst, bevor es (noch mehr) weh tut und ich noch weiter gelaufen bin und dann die Wand kommt oder der Hammer oder das Loch oder was auch immer, und dann doch viel ehrlicher bist als bei dieser Aussage, wenn Du sagst, dass Deine Gefühle für Ellen vermutlich, wahrscheinlich und womöglich der Grund dafür sind.

Ich komme mir ein bisschen vor wie bei einem Wettkampf, an dem ich teilnahm, ohne es zu wissen. Das ist in meinen Augen unfair – das verursacht Schmerzen in meinem Herzen, weil es unehrlich war von Anfang an.
Klar könnte man jetzt sagen, dass es ja auch hätte klappen können, wenn Du der Richtige und ich die Richtige und wir beiden die Richtigen gewesen wären. Das wäre schön einfach – denn, um zu erkennen, was richtig ist, muss man dem Anderen frei und „unbelastet“ gegenübertreten. Ich für mich hatte und habe keinen Menschen in meinem Kopf oder meinem Herzen gehabt, der mich nicht die Situation und meine Gefühle hätte einschätzen lassen können. Deswegen konnte ich auch (einigermaßen) objektiv schauen, wie der Mensch Sascha ist und ob ich mir und was ich mir mit diesem Menschen vorstellen kann… Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr und dieses Gefühl habe ich sehr genossen. Ich weiß nicht, zu welchem Schluss ich gekommen wäre – wahrscheinlich hätte ich es irgendwann wagen wollen, vielleicht aber auch nicht. Ich kann es heute nicht (mehr) sagen.

Du hast auch gesagt, dass Du Frauen nicht mehr weh tun willst – das ist eine gute Einstellung. Ich hatte selten das Bedürfnis, anderen weh zu tun – ich mag respektvoll behandelt werden, also halte ich mich auch selbst daran.
Respekt ist der Anfang von allem für mich – wichtiger als Liebe, Treue, Ehrlichkeit, denn wer mich respektiert, der weiß um die Wichtigkeit meiner Person und Persönlichkeit und wird mich in den für mich wichtigen Dingen und Punkten respektvoll behandeln.
Ich danke Dir für Deinen Respekt meinem Bedürfnis nach Ehrlichkeit gegenüber, wünsche mir aber auch den Respekt vor Entscheidungen, die ich für mich selbst treffen möchte.

Was schade ist, ist, dass Du in diesem Punkt nicht ehrlich sein konntest – auch wenn Du mir wahrscheinlich eine ganze Menge Schmerzen erspart hast, in dem Du mir sagtest, dass es keinen Funken gäbe, der für Dich übergesprungen sei, kein Verlangen, mich anzurufen oder kein tiefes Gefühl in Deinem Herzen. Am Samstag sagtest Du, es gäbe nichts Geileres als Ehrlichkeit – das hat mich sehr beeindruckt, denn es ist wahr. So wahr, dass es weh tut.
Und ich will auch nicht so vermessen sein, dass ich sage, ich wäre souverän(er) mit der Situation umgegangen, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass es „Konkurrenz-Gefühle“ gibt – aber diese Entscheidung hätte ich so gern selbst getroffen.

Anscheinend bin ich im Schreiben besser als im Reden…

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Kommentare zu diesem Text

Max (43)
(13.07.09)
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