Zaubernacht

Gedicht zum Thema Metaphysik

von  RainerMScholz

Zaubernacht

Heute ist die Nacht.
Der Himmel wartet,
der Mond,
er lächelt schon
am fahlen Horizont.
Ein Schrei
erschüttert die Gerippe
dürrer Bäume
am dreckigen Straßenrand.
Der Werwolf ist
frei, losgelassen
auf die Stadt,
sprengend
die Fesseln der Götter des Lichts.
In Lack und Leder:
die schwarzluziden schönen Frauen
erwarten schon
die Gaukler der Farben.
Rot explodiert in Schwarz,
Grün in Violett.
Der Asphalt zittert.
Die Maschinen brodeln
wie wilde Tiere.
Die Jungs sind da!
Das Fest beginnt.

Der Zentaur ist entfesselt.
Sein Wiehern
kündet die Botschaft des Herrn.
Onyxschwarzlackige Karossen
parken im Hof
zur Schänke der Un-
heiligen Dreifaltigkeit.
Das ist die Nacht.
Feen und Hexen,
Luzifer und seine Heerschar,
Elfenwesen und
die Wilde 13,
Klabautermann und Beelzebub.
Jesus selbst
und seine Engel
sind geladen
zum Allerletzten Mahl.
Die Horden der Hölle
inkubieren
die Seraphim des Thrones
zu einer infernalischen
Kakophonie
der Verzückung.
Tibetanische Derwische
tanzen
engumschlungen
mit den Päpsten der
Spanischen Inquisition
auf brodelnder Tanzfläche
siedenden Anthrazits.

Doch der Morgen naht. Die
Dämmerung droht leise
zwischen den Ruinen dieser Stadt. Der
Spuk ist vorüber.
Die Leichen wanken
ihrer Ruhestätte zu, dem einsamen Grab,
sanft belächelnd
den Tod der überaus Sterblichen.
Die Nacht war wundervoll
furchtbar. Bizarr
und grotesk.
Und ist nun
dem Morgengrauen gewichen.
Die Schluchten
des Nirwana
und des eisesblauen Gletschers
verstummen
in ewiger Vergessenheit.
Na sdorowje !
Bis zum
nächsten Mal.

© Rainer M. Scholz

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