Still schluckt der See
Text zum Thema Kälte
von Martina
Hellblauer Himmel, so strahlend wie einst ihr Gesicht, als sie sich ihrer Liebe zu ihm bewusst wurde. Als sie erkannte...
Die kalte Luft zerbiss ihr ovales Gesicht, sie hatte sich gegen die Kälte nie wehren können, fror schon ihr ganzes Leben.
Nur im Sommer fühlte sie sich wohl. Aber sobald der Herbst Blätter regnen ließ, und nur noch braunes verwelktes Laub ihren Weg säumte, fröstelte sie. Sie hasste diese Vergänglichkeit, mit der ihr der Herbst entgegentrat. Machtlosigkeit presste sich in ihre Adern und brachten ihr Blut ins Stocken, nahmen ihr die Luft zum Atmen und die Hoffnung zum Leben.
Noch ein paar Schritte, dann erreichte sie den kleinen Teich. Als Kind hatte sie hier so oft gespielt. Einmal hatte sie auch mit ihrer Familie hier gepicknickt. Es war ein Tag voller Lachen, an dem sie sich immer gern erinnerte, aber auch er vermochte sie nicht auf Dauer zu wärmen. Und hier, wo die alte verwitterte Bank stand, da hatte sie ihn zum ersten Mal geküsst.
Still setzte sie sich auf die kalte Sitzfläche. Das Holz zeigte Rauhreif, aber das störte sie nicht. Ihr Blick fiel fast unendlich zärtlich auf die Initialien am Ende der Bank, die er mit seinem Taschenmesser einritzte. Das einzige was von diesem Tag noch zeugte und übrig blieb. Damals hatten sie sich hier geliebt. Es war nicht geplant, nein, es war sogar eine verbotene Liebe. Und es war das einzige Mal!
Seitdem kam sie jeden Tag her zu dieser Bank, an diesem Teich, Sommer wie Winter. So auch heute. Sie atmete einmal tief durch, als wollte sie sich Erleichterung verschaffen, stand dann aber auf und ging zum Teich.
Im Sommer war hier ein kleines Paradies, aber nun war es nur noch kalt und kahl, wie in ihrem Herzen. Die Eisdecke war noch nicht dick, sie würde bestimmt niemanden tragen können. Wahrscheinlich erst morgen, aber dann würde es nicht mehr von Nutzen für sie sein. Langsam setzte sie einen Schritt auf das Eis. Sie hörte das leise gefährliche Sirren, welches sich durch die Eisdecke verteilte, als wollte es sie warnen. Ihr war so kalt, so verdammt kalt. Sie steckte ihre eisigen roten Hände in die Manteltaschen.
Sie hatte für den heutigen Tag, extra dieses Kleidungsstück gewählt, weil es aus schwerer Schurwolle hergestellt wurde. Dabei stand Wärme erst an zweiter Stelle. Wichtiger war, dass es sehr schnell Wasser aufnehmen konnte, und unvorstellbar an Gewicht zunahm. Sie ging noch einen Schritt.
Plötzlich vom Geräusch erschreckt, flogen ein paar Vögel aus den Bäumen und machten sich kreischend, schimpfend davon...
Sie konnte es nicht mehr hören.
Die kalte Luft zerbiss ihr ovales Gesicht, sie hatte sich gegen die Kälte nie wehren können, fror schon ihr ganzes Leben.
Nur im Sommer fühlte sie sich wohl. Aber sobald der Herbst Blätter regnen ließ, und nur noch braunes verwelktes Laub ihren Weg säumte, fröstelte sie. Sie hasste diese Vergänglichkeit, mit der ihr der Herbst entgegentrat. Machtlosigkeit presste sich in ihre Adern und brachten ihr Blut ins Stocken, nahmen ihr die Luft zum Atmen und die Hoffnung zum Leben.
Noch ein paar Schritte, dann erreichte sie den kleinen Teich. Als Kind hatte sie hier so oft gespielt. Einmal hatte sie auch mit ihrer Familie hier gepicknickt. Es war ein Tag voller Lachen, an dem sie sich immer gern erinnerte, aber auch er vermochte sie nicht auf Dauer zu wärmen. Und hier, wo die alte verwitterte Bank stand, da hatte sie ihn zum ersten Mal geküsst.
Still setzte sie sich auf die kalte Sitzfläche. Das Holz zeigte Rauhreif, aber das störte sie nicht. Ihr Blick fiel fast unendlich zärtlich auf die Initialien am Ende der Bank, die er mit seinem Taschenmesser einritzte. Das einzige was von diesem Tag noch zeugte und übrig blieb. Damals hatten sie sich hier geliebt. Es war nicht geplant, nein, es war sogar eine verbotene Liebe. Und es war das einzige Mal!
Seitdem kam sie jeden Tag her zu dieser Bank, an diesem Teich, Sommer wie Winter. So auch heute. Sie atmete einmal tief durch, als wollte sie sich Erleichterung verschaffen, stand dann aber auf und ging zum Teich.
Im Sommer war hier ein kleines Paradies, aber nun war es nur noch kalt und kahl, wie in ihrem Herzen. Die Eisdecke war noch nicht dick, sie würde bestimmt niemanden tragen können. Wahrscheinlich erst morgen, aber dann würde es nicht mehr von Nutzen für sie sein. Langsam setzte sie einen Schritt auf das Eis. Sie hörte das leise gefährliche Sirren, welches sich durch die Eisdecke verteilte, als wollte es sie warnen. Ihr war so kalt, so verdammt kalt. Sie steckte ihre eisigen roten Hände in die Manteltaschen.
Sie hatte für den heutigen Tag, extra dieses Kleidungsstück gewählt, weil es aus schwerer Schurwolle hergestellt wurde. Dabei stand Wärme erst an zweiter Stelle. Wichtiger war, dass es sehr schnell Wasser aufnehmen konnte, und unvorstellbar an Gewicht zunahm. Sie ging noch einen Schritt.
Plötzlich vom Geräusch erschreckt, flogen ein paar Vögel aus den Bäumen und machten sich kreischend, schimpfend davon...
Sie konnte es nicht mehr hören.