Am 03. März ist Mondfinsternis

Groteske zum Thema Andere Welten

von  kirchheimrunner

Als Mann tat ich mich immer schon schwer damit: Frauen denken tulpenrot. Sie fordern von den Männern sehr viel: Als Tänzer braucht man eine „Seele in den Schuhen“.

Doch zu meinem Leidwesen habe ich Probleme mit dem Rhythmus dieser Welt! Es äußert sich dadurch, dass ich beim Tanzen den Takt nicht vorgeben kann. Diesen Mangel kann ich leicht kompensieren: Ich vermeide es zu tanzen. Aber die Welt dreht sich nun mal. Sie dreht sich in eine bestimmte Richtung. Ich komme da nicht mit. Jeden Morgen stolpere ich verhängnisvoll und kann Takt nicht halten.

Denn an manchen Tagen tanzt die Welt Tango! Charakteristisch dafür ist zum einen die sehr enge Körperhaltung – man könnte fast sagen, ich und die Tagespflichten sind ineinander »verschachtelt«. Zum anderen sorgt der Wechsel von schnellen und langsamen sowie ruckartig-abgehakten Bewegungen für Dynamik und ein temperamentvolles Auftreten. Fortgeschrittene Tänzerinnen und Tänzer gehen beim Tango sogar leicht in die Knie. Das kann zwar schnell anstrengend werden, sieht aber im Endeffekt besser aus, weil die Bewegungen dadurch zackiger getanzt werden können.

Ich denke, nun ist klar, warum ich versage, obwohl ich immer genau mit-zähle:

Der Herr beginnt mit links.
Er macht einen Vorwärtsschritt. (Die Ferse setzt zuerst auf!)
Dann folgt mit rechts ein weiterer Vorwärtsschritt.
Jetzt kommt ein »Wiegeschritt«: Drei doppelt so schnell gesetzte Schritte, bei denen kein Raumgewinn erzielt wird, sondern abwechselnd die beiden Füße belastet werden. Außerdem dreht er sich während dieses Wiegeschritts leicht - ca. 45° - im Uhrzeigersinn.

Ich scheitere also regelmäßig. Ich scheitere Tag für Tag.

So versuchte ich mich am Rhythmus der Nacht. In die Schattenwelt trat ich ein. Nach den Sternen wollte ich greifen.

Nur: Letzte Nacht passierte mir wieder ein Malheur:

Ich wollte Ihr die Sterne vom Himmel holen; - wollte sie zwischen den Wolken herunterpflücken und ihr zu Füssen legen. Aber zu meinem Pech erwischte ich nur den Mond. Mein Schreck war groß, als ich ihn plötzlich zwischen den Händen hielt. Seine Blässe erstaunte mich. Ich konnte den Blick gar nicht von ihm wenden. Sie aber rümpfte die Nase und drehte sich enttäuscht weg.

Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Der kalte Mond rutschte mir aus den Händen und zersplitterte am Boden in tausend Scherben. Nun habe ich ein Problem: Besonders Frauen gefallen sich im Mondlicht, betrachten den dunklen Schatten  auf ihrer Haut und folgen seiner Strasse über den Himmel. Das tun sie unentwegt und die ganze Nacht.

Was geschieht mit diesen törichten und eitlen Geschöpfen, wenn der Mond nicht mehr an seiner gewohnten Stelle hängt? Zum Glück ist am 03. März eine totale Mondfinsternis. Bis dahin kann ich die holde Weiblichkeit vertrösten. Aber die Tage danach? Wenn ich ihn nicht wieder finde und heil machen kann, helft ihr mir dann ihn zu suchen?

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (28.02.07)
Frauen denken tulpenrot?

Was macht dein armer Lyrich denn nun?
Man stelle sich mal vor, die Damen kommen dahinter, wer ihre günstigste Beleuchtungsquelle zerbrochen hat und verfolgen ihn alle gemeinschaftlich erbost?

Witzig, deine Geschichte und mit viel Vergnügen gelesen.

Herzliche Grüße, Sabine

 kirchheimrunner meinte dazu am 01.03.07:
ja, ich habs getan ich ungeschickter Tropf!

Frauen, liebe Sabine -- kommen immer dahinter, wer ihnen ihre schöne Beleuchtungsquelle zerbrochen hat.

Es ist ein Talent der wirklich - grandios tulpenrot denkenden - Weiblichkeit.

Sie durchschauen..

 tulpenrot (04.03.07)
Nun habe ich gestern Nacht am Fenster gestanden und auf dem Balkon und es beobachtet, dieses Naturschauspiel. Goldgelb war der Mond hier und er stand wunderschön wie eine kostbare Kugel inmitten der Sterne - den Orion rechts davon, all die anderen Sterne so klar und wunderschön - es war ein Aufzug der Gestirne wie zu einem großen Fest. Ich habe es genossen - erst recht mit dem Text/den Texten von dir im Hinterkopf. Zwischen leicht schmunzelnd über deine witzigen Texte und mit offenen Augen staunend ob der Erhabenheit des Schauspiels am Himmel.

Tolles Erlebnis!
Angelika
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