Auseinandergelebt - Gewohnheit

Innerer Monolog zum Thema Beziehung

von  Omnahmashivaya

Auseinander gelebt – Gewohnheit

Es ist Sonntagmorgen... Ich sitze auf der Bettkante und starre auf den altmodisch weißen Teller mit dem  aufgedruckten grünen Apfel. Lustlos breche ich eine Ecke von dem Vollkorncroissant ab und kaue nachdenklich darauf herum. Mein Blick wandert zur gelben Tasse. Chococappuchino von Melitta, meine Lieblingssorte ist darin.  Der Schaum ist fest. Das Zuckerstück bleibt eine Weile darauf liegen, bevor es sich voll saugt und mit einem "Blubb" untergeht.

Dieser kleine Teller mit dem grünen Apfel...

Neulich noch wollte ich ihn mitnehmen, als wir für ein Kreativseminar unser Lieblingsfrühstücksservice mitbringen sollten. Der Teller gehört meinem Freund.

Heute jedoch scheint alles so trostlos und unbedeutend. Ein Tag, wie jeder andere auch, nach einer Nacht, wie jede andere. Das Gefühl gleicht einem Cocktail aus
Langeweile, Gewohnheit, einer Prise Gleichgültigkeit und einer unbeschreiblichen Leere.

Ich schaue auf die Uhr. Viertel nach Elf. Wenn ich mich beeilen würde, würde ich den Zug nach Hause noch bekommen. Dann hätte ich noch etwas vom Tag, könnte noch telefonieren, vielleicht spazieren gehen oder mit einer Freundin irgendwo einen Milchkaffee trinken.
Abends muss ich arbeiten.  Auch nicht besser… Ich sehe mich jetzt schon die Altgläser über die Bürsten des Spülboys stülpen. Nasse kalte Hände, Geruch von abgestandenem Bier. Jedes Mal das Gleiche. Jeder Handgriff sitzt… Nervende Gäste, lange Arbeitszeiten, verqualmte Atmosphäre…

Mein Blick wandert zu meinem Liebsten. Er sitzt vergnügt neben mit, schlägt sein Hände zu dem Takt der Musik auf seine Oberschenkel und scheint wirklich äußerst gut gelaunt zu sein. Ach, ich habe ihn doch so lieb, aber irgendetwas in mir dring scheint gestorben zu sein, es ist anders als sonst.
Vielleicht bin ich zu sehr gestresst, vielleicht muss etwas mehr Pfeffer an die Sache. Vielleicht ist auch die Luft raus? Ich weiß es nicht.
Ein unbeschreibliches unerklärliches komisches Gefühl. Gewohnheit? Ich seufze…. Mein Schatz nimmt meine Hand und lächelt mich liebevoll an.

Später machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof und umarmen uns am Bahnsteig, als der Zug einrollt. Als ich in der Bahn sitze, schweigt mein Blick über die vorbeirauschende Landschaft. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ich krame im Rucksack, suche mein Handy. Was ist das?
Im Seitenfach des Rucksacks steckt eine Karte. Ein Schaf und eine Weltkugel sind darauf abgebildet. Liebe Grüße von ganz weit weg steht darunter.
Ja, Welten sind zwischen uns momentan…

Ich drehe dich Karte um. Folgende Zeilen sind darauf zu lesen:

„Ich dachte mir:
Ich schreib’ dir mal
Ich liebe Dich!
Nur Dich. Total

(kleines selbst gemaltes Bildchen von einem Gesicht und einem Herz darunter)

Will bei dir bleiben,
fast schon, muß –
Mich dürstet
Und du bist der Fluß“
  -- Kuß --


Ja, das tu’ ich auch und freue mich irgendwie auf das nächste Wiedersehen. Ich bin wohl einfach nur gestresst. Ja, das wird es wohl sein…

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Kommentare zu diesem Text


 NormanM. (11.08.09)
Wenigstens schon mal eine kleine nette aufmerksamkeit.
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