HERBSTBLUES
Alltagsgedicht zum Thema Beziehung
von hermann8332
HERBSTBLUES
Nun kommt der Herbst
mit seinen Herbstgedichten
vom Scheiden , Aufgeben
Verzichten ...
Des Sommers Lyrik
ist verklungen:
die Sommersongs
sind ausgesungen
Sie zeugten von
des Sommers Pracht
und von der Sonne
Glanz und Macht
Zuvor gings
- schwer gemütslyrisch -
um manche holde
Maiennacht ...
...die herrlich war
und wunderbar
als du und ich
noch verliebt war
und Silberwölkchen
zogen hoppelnden
Schäflein gleich
softig flauschig weich
vorbei am lieben Mond
im sanften Zephyrwind
Ich spielt für dich
auf der lyrischen Schalmei
du mein verflossenes
liebes Kind,
die wir beide nun
nicht mehr
Schäferin
und nicht mehr
Schäfer sind
Springtime
and Balztime
and Waltztime
sind schon lang
vorbei ...
Ich ging dir
seit dem Mai
und den Sommer über
noch heftig unter den Rock
und machte dir den Faun,
sogar den Ziegenbock
Dein Schäfer wurd im Herbst
jedoch zum drögen trägen Schläfer
und schläft sogar
in deinem nackten Beisein ein ...
... und hält sich lieber
an den Wein ...
Aus Sommerlust
wurde Herbstfrust
Ich vegetiere nun allein
und werde wieder einsam sein
und werde,
wenn der Winter kommt,
so manche
Bluestext - Lyrik schreiben
von der Vergeblichkeit
und vom Verzicht
und vom Herzensschmerz
und vom Seelenleid
und von der Einsamkeit:
alles abgedroschen
stereotyp
doch man nimmt es vorlieb
und schätzt das Klischee
schon seit eh und je ...
Erschlafft sind deine Lippen
und welk sind deine Titten
verloren Kraft und Saft
so wie das braune Laub
und wurden
des Lebensherbstes Raub ...
Der Herrenreiter Herbst
er gibt der Zeit
und auch dem Wind
die Sporen
und öffnet in kahlen
zugigen Korridoren
die Türen zur Vergänglichkeit
und in den toten Räume
die Fenster hin zur Entropie
mit der Aussicht ins Nihil
am Horizont der Zeit
und es weht
durch alle Gänge
ewiglich nur noch
der Wind
auch wenn wir beide
nicht mehr sind
nicht mehr ich
nicht mehr du,
blöde Kuh:
du
mein geliebtes,
liebes Kind
Die Sporen gab ich dir, oh Stute
und trieb dich an mit meiner Rute
Nun ists zwar noch
als ob auf uns ein bisschen Sonne
schiene:
die altweiberliche
Verzeih,
wenn ich das nicht
beweine
weils mich läßt kalt
denn du wirkst alt
Des Spätherbsts Sonne scheint
doch nur noch zum Scheine
Ich lös mein Herz
von deiner laschen Leine
Doch es springt nicht hinaus
ins grüne Weite
denn dort ist`s ebenfalls
nur öd und kalt
im langweiligen Lebenswald
einer konformen Monokultur
voller Alltäglichkeiten nur
so frostig und so grau
und schwarz und braun ...
Mal schaun, mal schaun,
mal schaun:
wie sich die Koloratur der Natur
durch den Mahler Herbst
gestaltet , wenn er großzügig kleckst
und pinselt mit seiner kitschigen
Palette und seines Amtes waltet
an einem blauen goldenen
dunstigen Tag
wie ihn
der Herbstdichter so mag:
Das ist ein Herbsttag
wie ich keinen sah
Die Blätter fallen wie von weit
als welkten in den blauen Himmeln
goldene Gärten
Oh Herr , befiehl
den letzten Früchten voll zu sein:
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Doch fahles Laub erzittert,
Es fallen die Blätter herab;
Ach, alles was hold und lieblich,
Verwelkt und sinkt ins Grab.
Die Gipfel des Waldes umflimmert
ein schmerzlicher Sonnenschein:
Das mögen die letzten Küsse
des scheidenden Sommers sein.
Und eine letzte Rosenblüte
nämlich du
sich dort im Garten hat verirrt
ganz hinten am Spalier
ältlich, altrosa, altbacken
alt
Mir ist kalt
Ich sitz davor
und trinke Bier
Seh ich sie an
so hab ich dich vor Augen
und mir ists klamm und nicht
allein ums Herz herum
nein , sogar ums Gemächte
als ob die kühle Luft
es nun zum Schrumpfen brächte
Das Feuer des Herbstes
es vergloste
und brannte einst
als Sommerfeuer
hell und hoch
noch
Doch wird nur
kalte Asche sein
im Winter
wenn andere Leute
zeugen in der Stube
Kinder
und kopulieren
um nicht zu frieren
Ich aber werde pflegen
meine seelischen Narben
und kontaktlos sozial darben
und bleibe einsam und allein
wartend auf den Lenz,
den frivolen Stenz
dieses geile Schwein
auf daß er mir
den Fiedelbogen strafft
und gibt mir wieder
Kraft und Saft
für meine Verse
und Gesänge
und mirs
gemütslyrisch gelänge
die Tussiherzen
zu begeistern
und mein
Gefühlsleben
zu meistern
Wie ein beim Bader
eingeseiftes Clownsgesichte
schaut mich aus meinem Glas
der Bierschaum höhnisch an
und meint :
Du bist
ein armer dummer
Macho - Schmerzensmann
du infantiles Bürschlein klein
der nicht
erwachsen werden kann
Biologisch bin ichs längst ...
und bald
hat sie erfüllt sich dann
meine Lebenszeit
Noch ist es nicht so weit
Doch es kommt nun
meine Winterzeit
Noch bläst der Herbst
den Autumn- blues
voller Melancholie
und er zwingt
meine Stimmung in die Knie
Soll ich
in die Provence ausreißen
und mich erholen
in Toulouse ?
Es würde mir ergehen
wie Van Gogh
in Arles mit Gauguin
Es wäre kontraproduktiv
und hätte keinen Sinn
und ich käme zurück
und hätte nur ein Ohr
statt zwei
das andere
verrottet im Bordell
und meine
geistige Gesundheit
wär entzwei
und alles ginge
den Bach runter
recht schnell
und ich wär bald
im Irrenhaus
und käme nicht wieder
heraus
auch wenn die Kacheln
ich ihnen dort schisse
täglich voll
man würde mich
erkär`n für irr und toll
und einsperrn und behalten
und würde mich sedieren
und ich müßte parieren ...
Stattdessen frag ich mich
oft täglich
und leide dabei
manchmal
auch unsäglich:
Wo ist sie ?
was macht sie ?
Und übe mich
in Onanie
Bald gibts
das „ Winteroratorium “
Ich hoff,
es wird kein Moratorium
es klänge nur läppisch
und dumm
Ich will stattdessen
die Bachschen Fugen
als klirrende Eiskaskaden:
klar und kalt
denn dieser Classic - Jazz
löst auf das blöde Wir-Gefühl
und den
Lemming- Zusammenhalt
den sie besingen
diese Freudenoden
und gehen mir damit
auf meine Hoden :
Götterfunken
freudetrunken
Herzenstochter
blauäugig und arkadisch
und naiv und dumm ...
aus Elysium
„ Warte nur ...“
sage ich mir
- und nehme
angesichts der Krüppelrose
dort vor dem Spalier
noch einen kräftigen Schluck
Bier -
„ ... balde , bald
wird dies dein letzter
Winter sein...“
und schrieb`s noch
in mein Herbst- Gedicht
so wie`s mir aus dem
Herzen spricht:
„ Dieser
welke Abglanz von ihr.
der letzten angefaulten
Spalierrose
die da fröstelt
im kalten Sonnenschein -
ohne jeden lyrischen Glanz
ohne Einfluß auf den Schwanz
schien mir
nicht ins Herz hinein“
Und ich hab
„ aufs Gefühl “
verzichtet
nur noch
prosaisch gedichtet
oft grausam und gemein
Doch es ist besser so !
Auch wenn es klingt
brutal und roh ...
Es sollte
zu jeder Jahreszeit
sich so ergeben
Es würde
die literarische Qualität
auf jeden Fall beträchtlich
heben !