Deucalion und ich

Gedicht

von  ManMan

I.
Leere Öde Schweigen 
Es lastet auf uns
Wir allein sind übrig
Nach der alles ertränkenden Flut

Dieses Gefühl: Ganz allein!
Gehört uns jetzt diese Welt?

Kein feindlicher Löwe in Sicht
Kein gieriger Vogel am Himmel
Keine Schlange die lauert im Wüstensand

Still ist die Erde geworden

Wie soll es nur weitergehen?

II.
Da ist  der Tempel der Göttin
Sieh nur, Deucalion, sieh nur!
Wir können die Göttin alles fragen
Ob sie für uns einen Rat hat?

Los, Deucalion, lass uns gehen!
Bitte, wir müssen es doch versuchen!

Und er gibt nach

Wir küssen die Steine des Tempels
Wir beten und hoffen
Sollen wir warten?
Sollen wir gehen?

Da erbarmt sich die Göttin Themis
Und kündet den Spruch des Himmels:

Verhüllet die Häupter
Leget ab eure Kleider
Werfet sodann hinter euch
Der großen Mutter Gebeine

III.
Wir haben lange gegrübelt
Über den Spruch des Orakels
Der Sohn des Prometheus und ich
Er ist stark und klug
Doch auch er weiss nicht alles

Die große Mutter
So sag ich und runzel die Stirne
Was soll das denn Anderes sein
Als die Erde
Auf der wir stehen?

Da schaut er mich erst so merkwürdig an
reckt dann eine Faust in den Himmel
Er stößt einen Schrei aus
Er bückt sich und weist auf die Steine am Boden
Und lacht und lacht und hebt mich empor
Und dreht sich mit mir im Kreise

Dann legen wir ab unsere Kleider
Verhüllen die Häupter und
Greifen nach unten

Aber schön war es doch
mit ihm ganz allein


Anmerkung von ManMan:

Deucalion und Pyrrha waren, so Ovid in den Metamorphosen, die einzigen Menschen, die nach der großen Flut übrig blieben. Ich habe geheime Aufzeichnungen von Pyrrha gefunden, die ich hier veröffentliche.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (11.06.08)
Aber schön war es doch
mit ihm ganz allein


Herrlich!
Ich schätze diesen leisen, wimpernflatternden Humor.

Liebe Grüße,
Sabine

 ManMan meinte dazu am 11.06.08:
Wimpernflatternder Humor! Das muss einem erst einmal einfallen. Danke.
lg. manfred
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