2. Juni 2008: Deja-vu? oder: Selbe Stadt, selbe Pension,selbes Bett, anderes Datum

Tagebuch

von  Raggiodisole

Nun liege ich also zum zweiten Mal im Zimmer Nr. 3 der Pension Arias in Bilbao und kann es kaum glauben.
Fast so wie im vorigen Jahr am 14. September, nur das dieses Mal mein Sohn Lukas mein Weggefährte sein wird und wir den Weg ab Astorga gehen werden.
Die Anreise über Bilbao und León war deshalb geplant, weil wir in León meinen Freund Josè Manuel besuchen wollten. Doch leider kam gestern ein Anruf von ihm, dass er mit Verdacht auf einen Herzinfarkt im Spital liegt. Also wird es nichts mit dem Besuch und wir werden von Bilbao direkt nach Astorga fahren – 7 Stunden Busfahrt durch Nordspanien. Das wird richtig spannend.
Aber schön der Reihe nach. Und bitte wundert euch nicht, wenn euch das Geschriebene sehr bekannt vorkommt, denn begonnen hat der Morgen genauso wie beim ersten Camino. Ich mach Frühstück für meinen Mann, bügle noch die letzten Wäschestücke und wecke dann Lukas. Die Rucksäcke werden einfoliert und dann wird es ernst.  „Pilgerfrühstück“ gibt es  bei Gitti, meiner Weggefährtin vom ersten Camino, die uns auch zum Flughafen bringt. Einchecken am Terminal 1 ist schon reine Routinesache, ich höre gar nicht mehr zu, was die freundliche Dame am Schalter uns bei der Übergabe der Tickets erklärt. Wir kennen uns schon aus, und ich hab ja eigentlich wichtigeres zu tun: ich muss mich über das Rucksackgewicht wundern. Oder besser gesagt freuen, wir haben nämlich gegenüber dem ersten Camino abgespeckt. Obwohl die Gewichtsfreaks aus dem Forum von T&A ja sicher aufjaulen , wenn sie erfahren, dass ich immer noch über 10 kg mit mir herumschleppe, und das auch noch ohne Wasser.
Die beiden Flüge verlaufen ruhig und mit geringfügiger Verspätung erreichen wir Bilbao.
Schon am Flughafen treffen wir die ersten Pilger, zwei Männer aus Deutschland, die aber den Küstenweg gehen werden. Wie schon im Vorjahr besorgen wir an der Estación Termibus gleich die Fahrkarten für morgen und machen uns auf den Weg in die Pension.
Die Señora erinnert sich noch an mich, wir bekommen auch dasselbe Zimmer wie im Vorjahr.
Wir machen uns ein wenig frisch und dann geht es ab zum Museo Guggenheim. Wenn man schon in Bilbao ist … Gerade als wir wieder zurück in unsere Pension wollen beginnt es zu regnen und wir flüchten in ein „Subway“-Lokal. Lukas hat sowieso schon Hunger und wir genehmigen uns eine Pizza. Sie ist sauteuer und hat zuviel Käse drauf – aber egal. Wir sind in Bilbao! Ich weiß, es hätte sicher bessere und günstigere Lokale gegeben, aber wir sehen das beide nicht so eng. Und wenn Lukas Hunger hat, dann besteht die Gefahr, dass er unausstehlich wird. Dieses Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen und so landeten wir im Fastfoodlokal. Wir streichen auch den Spaziergang durch Bilbao und fahren mit der Straßenbahn zur Pension.
Da lieg ich jetzt im selben Bett wie im Vorjahr und schreib zum ersten Mal in mein Tagebuch. Gitti bekommt natürlich eine SMS und mit meinem Mann telefoniere ich auch noch. Die erste Karte wird gezogen.
Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und ich hab leichte Atemprobleme. Ich hoffe nur, dass es auf dem Weg nicht soviel regnet, sonst könnte ich ein ernstes Problem bekommen.
Aber  es wird schon werden. Es kommt, wie es kommen muss und der Camino hat sowieso seine eigenen Gesetze.
Und überhaupt lautet mein heutiger Spruch:

Alles, was du brauchst um glücklich zu sein,
trägst du in dir.

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