vergessen

Gedicht

von  Erebus

.

Ich habe einen Brief von dir gefunden,
nur ein paar Worte, krakelige Schrift.

Mein Herz versank und trieb, von einer Drift
ergriffen, zu den nie gelebten Stunden
in jene Zeit und trank, um zu gesunden,
noch einmal eine Zärtlichkeit. Umschifft
Erinnerung das Leid, dann tropft ein Gift
mit Möglichkeit in alte, feuchte Wunden.

Hat eine Fremde dieses Blatt beschrieben?
Ein Fremder wars, der ihre Zeilen las!
Rühr ich am Traume, der den Tag verschlief;
zerreisse ich, zu heilen, was geblieben?
Es nutzt doch alles nichts, denn ich vergaß
noch so viel mehr, als nur den einen Brief.

.

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (12.08.08)
Gesunden - heil werden, den Wunden entfliehen. Und sich doch immer wieder den Erinnerungsstücken stellen müssen, die irgendwie doch fremd geworden sind - das lese ich aus deinem Text, der mich sehr berührt.

Kunstvoll die umgreifenden Reime, diesich mit Paarreimen abwechseln - so etwas bewundere ich - und dazu die Umbrüche in den Zeilen. Hab ich sonst noch irgendeinen poetischen "Kniff" übersehen? Bei dir weiß man ja nie....
Herzliche Grüße
Angelika

 Erebus meinte dazu am 12.08.08:
Liebe Angelika,

ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Derzeit will sich nichts Rechtes geben. Ich räume im Haus herum, stöbere und entsorge. Draussen regnet es ..
Es tut gut zu hören, dass dir die Verse gefallen ... und, ja, formal habe ich wieder einmal etwas gespielt.

Liebe Grüße
Uli

 souldeep (12.08.08)
es ergreift mich zutiefst, lieber Uli.

mehr gerade nicht - einfach meine hochachtung
und liebe, helle grüsse dir,

Kirsten

 Erebus antwortete darauf am 12.08.08:
oh, danke sehr, liebe Kirsten!

Ich grüße dich ganz lieb zurück ... hell, soweit das geht, denn der Himmel ist trüb

Uli
Caterina (46)
(12.08.08)
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 Erebus schrieb daraufhin am 12.08.08:
Liebe Caterina,

wie treffend du gliederst, was so eine neue Ordnung findet!
Ich freue mich sehr über dein Einverständnis und dein Lob!

Ganz herzliche Grüße an dich

Uli
janna (60)
(12.08.08)
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 Erebus äußerte darauf am 12.08.08:
Liebe Janna,

Ich glaube, die nie gelebten Stunden sind am Ende das, was am meisten schmerzt.
ja, das denke ich auch. Allein die Möglichkeit zu unterstellen, dass es sie gab - gab es sie?

Offen gestanden hatte ich wegen der Umbrüche einige Zweifel ... das Reimschema kennst du aber bestimmt es hat sich nur ein anderes Ordnungsprinzip gesucht.

Ich danke dir!

Liebe Grüße
Uli
(Antwort korrigiert am 12.08.2008)

 Isaban (04.11.08)
Eines der schönsten Achrosticha, die ich je las.
So ganz und gar nicht gekünstelt oder steif wirkt dieser Text, jedoch: sehr berührend. Meine Hochachtung.

Lieben Gruß,
Sabine
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