Das Buch schlägt zu

Gedicht zum Thema Lebenszeiten

von  DanceWith1Life

Jetzt ruft der Engel
noch halb in Sonnentanz gekleidet
mit klirrem Blick, die Hände ausgebreitet
dein Herz ans Meer
wo altes Rauschen längst verjährt.

Linguistenärmel sorgsam hochgefaltet
der erste Dampfer, atemlos
bricht vorne seine Netze
mit jeder Drehung zieht es mehr
und mehr den Teppich eines Fangs

im Möwenschrei verhallend träumend Augenpaar
was eingefangen in den Zwischenräumen
dem Winter neue Nahrung reichen soll.

Dies Netz wird nicht mehr ausgeworfen.
Die Fahrt war lang
und alle Hoffnung gilt dem gutem
Fang Arm und Reich mit einem Lied
Schon sieht das Paar die ersten Stücke.
Das Buch schlägt zu.
Die Kinder beissen Kekse.
Mehr wird hier nicht verraten
mit einem Flügelschlag beginnt die Nacht.

Im Bauch des Schiffes warten
eingefangen, was heimwärts geht
und was zurück geworfen,
der Rest wird gleich gebraten.
Am Kesselfeuer dort im Hafen
Ein Handschuh bleibt vergessen
der wartet auf den Bettler
der zwischen 4 und 5
den Bäckerwagen dort  bewacht.

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Kommentare zu diesem Text


 Momo (11.09.08)
Man (ich) denkt bei der Überschrift zusammen mit dem Thema spontan: „Das Lebensbuch wird zugeklappt“.
Nein, ich weiß, das ist nicht gemeint, aber das Netz wird eingefahren, der Fang hochgezogen und nicht mehr ausgeworfen - eine wichtige Erfahrung wurde also gemacht.
Dein „klirrer Blick“ hat mich beschäftigt. Ich assoziiere das Wort mit Kälte, Sprödheit, ist es so von dir gedacht?

Der letzte Vers der 3. Strophe gefällt mir besonders gut, er erinnert mich auch an ein Gedicht von Anne Ridler.

Was sich mir allerdings nicht erschließen will, ist der Schluss, die letzten 4 Verse.

L.G.
Momo

 DanceWith1Life meinte dazu am 11.09.08:
Mein nachempfundener Ausgangspunkt war ein Wechsel, wie etwa von Sommer zum Herbst oder von dort in den Winter, veränderte Lichtverhältnisse, Dämmerung, oder sich spiegelndes Sonnenlicht das einen blendet, so sehr dass man es fast hört.
Die letzte Strophe beschäftigt sich mit Dingen die vergessen wurden und was daraus wird. Über dem ganzen Text steht der Gedanke einer Ernte, oder eben eines Fischfangs, nun ja, jetzt habe ich zu viel verraten.

 Momo antwortete darauf am 11.09.08:
Nein, hast du nicht. Dein Gedanke kommt auch gut rüber, beim Schluss hatte ich ähnliche Gedanken, war mir allerdings nicht sicher: der Bettler als Metapher für Vernachlässigung, für etwas, das zu kurz gekommen ist.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 12.09.08:
fröstelnd mit dem Bäcker zusammen nickend: "Yep", das is Teenagerdeutsch für, aber ganz genau."
Und Tee-Nager sind keine neue Mäusezucht sondern diese Biester, die sich gegen das wehren, was wir nicht auf die Reihe bringen, oder wie würdest du das nennen.

 Momo äußerte darauf am 12.09.08:
Jaa, die Tee-Nager!, wolln und wolln einfach keine Ruhe geben. Äußerst nervig-nützliche Tierchen. Ich meine, auch schon einmal die Bekanntschaft mit ihnen gemacht zu haben. Mit Gift kommst du denen nicht bei, da hilft nur Wärme und viel Licht, das mögen sie – und schon geben sie Ruhe und trollen sich, als wären sie nie dagewesen. :)
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