Riya, du hast deinem Namen nie alle Ehre gemacht

Erzählung

von  Unbegabt

Riya.
Wüsstest du nur wie sehr ich dich vermisse.
Gewiss, du hast deinem Namen nie alle Ehre gemacht, aber wir haben dich trotz allem geliebt.
Auch, wenn du uns mal wieder hassgetränkte Gedanken entgegen geschleudert hast. Wir haben gelacht, und sie in den Fluss geworfen, der nicht weit von uns entfernt fließt. Doch sie kamen zurück, immer und immer wieder. Du warst wie ein Magnet, zogst alles Schlechte zu dir. Nur so hast du dich gespürt.
Doch Riya, ich glaube nicht, dass du jemals gelebt hast und du bist auch nie gestorben.
Gestern, da bist du nur gegangen. Die anderen munkeln, du seist nun tot. Aber ich kannte dich besser, als sie. Ich habe dich beobachtet, oft Tage lang. Du musstest nichts essen und nichts trinken, du brauchtest nicht zu blinzeln und dich nicht bewegen. Du saßt einfach nur auf deinem Stuhl am Fenster und das hast den Regen beobachtet. Die Stirn sachte gegen das dünne Glas gelegt, dein Atem hat die Scheibe nie beschlagen. Manchmal, als du zornig deine dünne Stimme erhoben hast, donnerte und blitze es draußen. Oft stundenlang. Der Himmel sah so verseucht aus wie deine Gedanken es sein mussten.
Erst als du ruhiger wurdest, fing es wieder an beständig zu regnen.
Heute haben sie Blumen auf dein Grab gelegt, in dem nur ein Körper liegt. Das bist nicht du.
Du bist ewig, auch noch wenn ich schon lange nicht mehr hier bin, du warst auch schon lange vor uns da, auch wenn wir uns immer für älter hielten. Deine trotzige Art, hatte viel von einem Kind und doch so wenig.  Ich habe vorhin nach den Blumen gesehen, sie sind verwelkt.
Du hast viele seltsame Dinge geschehen lassen. Einmal, das hast du einen Autounfall verhindert. Man sah die kleinen Abdrücke von deinen Händen ganz genau in der Karosserie des Wagens, dass sich einen Moment später um einen mächtigen Baum geschlungen hätte. Als ich dich Tage später, (als der Tornado, der um unser Haus tobte, endlich aufhörte) fragte was das sollte, warst du immer noch sehr verwirrt, es war das erste Mal,  dass du ins Schicksal eingegriffen hattest. Deine Hände flatterten, aufgescheucht wie ein Schwarm Vögel in der Luft herum, du hast mir erklärt, dass sie zu gute Gedanken hatten, als dass du sie hättest sterben lassen können.
Du sprichst nicht. Du malst Bilder in die Luft, die nur ich sehen kann. Ich glaube die anderen sind neidisch.
Riya, dein Name ist wirklich ein Hohn, die Last die auf deinen Schulter ruht, kann ich nicht einmal erahnen.
Du hast mir nach diesem Gespräch, in einem Moment voll Zuneigung einen Mond auf die Haut gemalt. Ich wusste noch nicht, was er für eine Bedeutung hatte, danach jedoch wurdest du zunehmend unruhiger, das Wetter draußen vor dem Fenster wurde unbeständig.
Einen Moment lang wütete ein Sturm, im nächsten regnete es nur noch sanft. Das ging eine Zeit lang so, ich habe aufgehört die Tage zu zählen. Deine Gedanken sind durch unser Haus getigert.
Eines Nachts hörte ich etwas Schweres zu Boden fallen, das laute Scheppern hörten wir alle, darauf folgte ein Blitz, der uns für Stunden erblinden lies, aber den Donner musst du hinunter geschluckt haben, ich weiß nicht, was er in dir angerichtet hat, doch du wurdest von Tag zu Tag schwächer. Gestern ist es dann passiert: du bist gegangen.
Heute Nacht saß ich auf deinem Stuhl am Fenster. Die Wolken, der Regen, die Stürme, all das ist mit dir gegangen.
Der Mond beleuchtete sein Spiegelbild auf meiner Haut. In diesem Augenblick kamst du zu mir zurück. Ich sah dich in deinem schwarzen Trägerkleid barfuß vor mir stehen, die Hände erhoben um mir weitere Geschichten zu erzählen. Ich habe die Gardinen zugezogen, und du bist mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen gegangen. Draußen vor dem Fenster fielen die letzten Regentropfen.
Ich hatte bestanden.


Anmerkung von Unbegabt:









(Riya ist arabisch und bedeutet Fröhlichkeit)

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Kommentare zu diesem Text

thammü (22)
(01.10.08)
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 Secretgardener (13.10.08)
Ein paar Kommata mehr könnte es vertragen und (ich glaube) zwei Stellen könnten besser sein, aber ansonsten gefällt es mir.
Ich finde mich hier und da in der Figur wieder. Die Bilder gefallen mir, wie Du ihn und alles beschrieben hast; tolle Ideen sind drin.
Toller Text - auch, wenn ich mir soviel Zeit liess ihn zu lesen. ;)
Viele Grüße.

 Dieter_Rotmund (24.02.21)
Keine Ahnung, um was es gehen soll.
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