abschied

Gedicht zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  ManMan

zunächst wusste ich nichts zu sagen
meine augen waren trocken
meine lippen spröde und gerissen
und in meinem bauch
war eine luftblase
die sich nicht vergrößerte
und auch nicht platzte
sondern einfach blieb

ich hörte nur du wärst nicht da
jetzt nicht
demnächst nicht
überhaupt nicht mehr

ich hatte das noch nie erlebt
dass du nicht da warst

natürlich hab ich dich beweint
geschluchzt gejammert
immer wieder deine nummer
angerufen
alles war vergeblich doch

ich hatte das noch nie erlebt
dass du nicht da warst

dann kam die beerdigung
und mit ihr kamen menschen
die dir nahe standen
wie sie sagten

früher hattest du gesagt
ich sollt eine rede halten
meine stimme sei so
angenehm
schatz du wirst es wissen
ich hab nichts gesagt

habe auf die urne
und den kleinen mann gestarrt
der sie trug
pietätvoll sehr professionell
aber keiner sprach davon
wie es mir ging

dabei hatte ich so was noch nie erlebt
und du warst nicht da

ach ich wünschte aus den tränen
die ich schon um dich vergossen
wüchsen drachenzähne
aber wenn ich denke
dass sie jemand bissen
schaudert’s mich

also lassen wir’s

können wir es lassen
so verbleiben
ach ich denke schon
ab und zu ruf ich  dich an

aber eine antwort
musst du mir nicht geben

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (24.10.08)
Was für eine ergreifende Fassungslosigkeit!
Ein Text, so voller spürbarer, voller berührender Trauer. dass man kaum zu kommentieren wagt.

Liebe Grüße,
Sabine

 ManMan meinte dazu am 24.10.08:
Danke für diese Bestätigung meines eigenen Gefühls. Ich fand, dass dieses Gedicht sehr authentisch ist, und das gelingt einem ja nicht immer.
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