17. Dichterfreud, Dichterleid [17]

Schundroman zum Thema Drogen/ Alkohol

von  DIE7

"Kaufmann ist fort und ich hab nichts zu saufen,
kein Geld auch, um mir was zu saufen zu kaufen,
mir bleibt nur, zu warten, die Haare zu raufen.
Ach käme nur Kaufmann! Ach hört' ich ihn schnaufen!

Gern säh ich die Köpfe der Trottel in Schlaufen,
doch bin ich nicht mächtig genug für den Kampf,
drum setz ich heut nacht einen riesigen Haufen
direkt vor's Kibriit, auf dass steige der Dampf

zum Leiter hinauf, der soll kotzen im Krampf!
Wäre Anstand ein Auto, müssten Türsteher laufen."


Begeistert betrachtete Bärwolf sein neuestes Gedicht. Für einen Moment vergaß er, was ihn dazu inspiriert hatte. Stattdessen badete er in der Gewissheit, doch nicht auf ewig zu einem Leben als Taugenichts verdammt zu sein. Sein größtes Talent - die Dichterei - würde ihn fraglos früher oder später aus Kaufmanns Fängen befreien, würde ihm zu Ruhm und zu Geld verhelfen. Dann konnte das süße Leben beginnen! Wolf-Rüdiger Bärwolf malte ein großes "X" unter das Gedicht, da es ihm besonders gut gefiel. Sobald er in Jesterfield ein Internetcafé fand, wollte er es veröffentlichen und das verdiente Lob einheimsen - wie schon so oft. Irgendwann würde aus dem Lob Weltruhm werden, und dann würden die Verläge Schlange stehen. "Ein Schritt näher am Luxus", flüsterte Bärwolf erregt.

Erregt - auf etwas andere Art - war auch der Koloss, der in diesem Moment vom Eingang des Bayt-Al-Kibriit herbeistürmte, dabei einen Baseballschläger schwang und etwas brüllte, das wie "Hauabaasch" klang. Offenbar hatte er Bärwolf die harmlose Frage nach einer kostenlosen Flasche Wodka noch immer nicht verziehen, die ihm jener so höflich und nicht öfter als fünfzehnmal gestellt hatte.
"Schon gut", wollte Bärwolf beschwichtigend rufen, doch der Schläger war schon zu nah. Im Schädel des Dichters ging eine Atomsonne auf, warf ihr Tausendlicht brüllend auf eine Romanze aus Schmerz: Holz küsste Bein. Bein küsste Teer. 

"Nun reicht es aber", wies Kaufmann, vom Eingang des Kibriit herbeischneckend, den Türsteher zurecht. "Lassen Sie den Mann in Ruhe. Ich brauche ihn lebendig."
Wortlos zog sich der Türsteher zurück.
Kaufmann entnahm seiner Hosentasche ein Fläschchen Whisky, öffnete es und entleerte es in Bärwolfs Gesicht. "Wachen Sie auf!", bellte er. "Sie müssen sofort auf den Weihnachtsmarkt."
"W...w...wa..."
"Fragen Sie nicht so dumm."

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram