Stumme Jahre

Prosagedicht zum Thema Leben

von  Perry

Auch dieses geht zu Ende, wie es begonnen hat: Alles ist auf seinem Platz, unverrückbar. Ich lege mich spät ins Bett, stehe noch später auf. Wärme den Rest Bohnen vom Sonntagsessen auf, das du immer mit mehr Hingabe bereitet hast, als ich es jemals könnte. Ein Korn zur Verdauung regelt Manches und erwärmt zumindest kurzzeitig den Hohlraum in mir, lässt die Eisblumen am Fenster farbig blühen im Licht der alternden Sonne.

Abends gehe ich mit dem Hund von Laterne zu Laterne in der Hoffnung jemanden zu treffen, der sich freut wie er nach den glitzernden Flocken springt. Mein Leben besteht aus Polaroidfotos in einem Album, deren Lachen immer mehr verblasst. Auf dem Regal liegen Muscheln von Stränden, die mir längst fremder sind als die Bilder.

Manchmal setzte ich den Jeanshut auf, den ich mir damals in der Carnebystreet gekauft habe, als die Beatles noch Love me do zu unseren Küssen sangen. Heute stehen ihre Platten verstaubt im Regal neben all den Worten, die keiner lesen will, in diesen Jahren ohne Sprache.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(23.07.16)
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 Perry meinte dazu am 24.07.16:
Hallo Graeculus,
die Jahre haben zum Glück ihre Sprache wieder gefunden,
auch wenn die Melancholie im Hintergrund weitersummt.
Danke fürs Weitergraben in meinem Textfundus. :)
LG
Manfred

 Dieter_Rotmund (02.07.18)
Ich bin kein Beatles-Experte, aber war/ist das nicht die Carnaby Street?

 Perry antwortete darauf am 02.07.18:
Hallo Dieter,
wo Du recht hast, hast Du recht. Ich hab mich damals von Peggy Marchs Liedchen "In der Carnbaby Street leiten lassen und da klang das "a" wie ein "e."
LG
Manfred
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