Plattenbau

Erzählung zum Thema Alltag

von  Secretgardener

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Das Grau des Plattenbaus zieht sich durch Roberts Gegend.
„An der Farbe erkennt man das Alter und die Qualität des Hauses“ sagt er. „Orange- und Gelbtöne sind modernisierter Altbau, brauner Putz ist nur alt, weiß ist neu, grau ist eben Plattenbau, und in grünen Häusern wohnen nur Spinner. Bei mir sind zwischen den Blöcken – bei denen Fremde nie eine spezielle Hausnummer finden – aber begrünte Wege und es gibt Rasen. Ostern ´97 hatte ich noch den Kai als Untermieter. Ich dachte, er hätte mir Schokolade versteckt, die mit der Luft drin, die er immer von der Arbeit geklaut hat. Also suchte ich die Schokolade. Ich fand sie nicht, dafür aber in seinen Schuhen einen Joint – warum wollte er kiffen, wenn er rausgeht? Ich dachte mir, was solls und kiffte und zog mir seine Schuhe an, damit die sich nicht verarscht fühlten. Nach etwa 15min fing das Zeugs an zu wirken; geschmeckt hatte es nach Käsefuß und Pfefferminz. Ich hatte den Drang auf das Dach zu gehen. Nicht um zu fliegen, dafür bin ich zu schwer, das weiß ich in jedem Zustand. Nein, ich wollte schon eine Weile mal da rauf, einfach um einmal da drauf gewesen zu sein, und Ostern würden mich weniger Leute sehen.
Von oben hatte ich einen Ausblick über die ganze Siedlung. Es war inspirierend, wirklich alles einmal von oben mit dieser Übersicht betrachten zu können. Natürlich hatte ich nichts dabei um die Inspiration festzuhalten, oder den klaren Kopf dafür. Trotz meinem Kopf war mir nicht schwindelig, also drehte ich mich, bis ich umfiel. Auf einmal hatte ich einen 3D-Plan der Gegend um mich herum vor meinem Auge; wie diese schwarz-blauen 3D-Übersichten nur aus Linien im Kino. Und ich erkannte, daß die Wege und Grünflächen ein Muster ergaben, das man sonst nie sieht; man erkennt den Zusammenhang sonst nicht. Von oben betrachtet sieht meine Gegend aus wie „Snake“ auf einem alten Nokia-Handy.
Ich fuhr einmal mit der U-Bahn zu meiner Oma, weil sie sich die Hüfte brach beim Versuch das Bild von ihrem Georg – meinem Onkel, der sich Winter ´77 umbrachte, als er mit dem Auto gegen einen Brückenfeiler fuhr – von der Wand zu nehmen um es abzustauben. In der U-Bahn saß neben mir einer, der Snake spielte, und zwar so gut, daß ich beim Zuschauen 3 Stationen zu weit fuhr. Als ich dann im Krankenhaus meine Oma suchte und durch die Gänge streifte, fühlte ich mich auch wie in diesem Spiel.
Meine Oma läuft seitdem immer etwas gebückt, und für mich ist das Wohnen bei uns im Plattenbau wie ein Spiel geworden. Ein Spiel, dessen Regeln ich nicht kenne.“
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Anmerkung von Secretgardener:

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Seit einer Weile auf der Liste gewesen; war anders (besser) gedacht.

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Kommentare zu diesem Text


 Unbegabt (26.12.08)
das gefällt mir sehr gut.. irgendwie...

 Secretgardener meinte dazu am 27.12.08:
Hätt´ ich HIER echt nicht erwartet, ich find´s so lala.
Also danke. =)
shadowhunter (28) antwortete darauf am 29.12.08:
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 Secretgardener schrieb daraufhin am 29.12.08:
Na juti, ok, danke. =)
Die Schuhe find´ ich recht cool. ^^
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