An den Autor - an mich

Gedankengedicht zum Thema Literatur

von  tueichler

Na, heut schon ein Gedicht geschrieben?
Nein? Ich wäre sonst geblieben!
Hätt es in der Luft zerrissen,
Würde Dir die Füße küssen!
Ging beleidigt Deiner Wege,
oder ich nähm Dich in Pflege.

Setzte Dich vielleicht auch aus,
machte noch was Bessres draus!
Oder gäb es zum Verleger,
rief vielleicht den Menschenjäger
oder, nein, bestell ihn ab,
damit ich Dich noch länger hab.

Du sollst mir weiter Verse zimmern,
am Reim verzweifeln, "Jambus" wimmern,
als Knecht der Versform, der Sonette,
der die Freiheit gerne hätte,
auch mal ein Essay zu schreiben,
statt ein Reimeheld zu bleiben.

So ist wohl Dein Publikum.
Wankelmütig, lautstark, stumm,
hängt's an Deiner Feder Phrasen,
eingebildet, aufgeblasen,
unverständig und blassiert
lobt es, oder kritisiert.

Nur die Eitelkeit ist es mein Lieber,
die Dich weiter dichten läßt.
Wie nach einem langen Fieber,
hälst Du Dich an ihr jetzt fest.
Und akzeptierst der Leser Lügen,
um einmal nur ... Applaus zu kriegen.

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