Vom Irrweg der Selbsterkenntnis

Lebensweisheit zum Thema Selbsterkenntnis

von  loslosch

These: Erkenne dich selbst! (lat. nosce te ipsum; gr. Γνῶθι σεαυτόν - gnoti seauton; scherzhaft: Knote dir ein Auto.)

Gegenthese: Versuche, dich in die Lage des Anderen zu versetzen!

Zur These: Inschrift (nach Thales von Milet) über dem Eingang des Apollo-Tempels zu Delphi. Der Satz gilt als Inbegriff der Weisheit der Antike und fand Eingang in die abendländische Kultur.

Zur Gegenthese: Inhaltlich nicht die exakte Umkehrung der These, aus psychologischer Sicht aber ein Gegenentwurf.

Bewertungsvorschlag: Das erste Motto enthält eine unerreichbare Forderung. Was kann er bewirken, der Blick ins eigene Ich? - Schlimmstenfalls Verunsicherung und Zweifel am Selbstwert, bestenfalls eine fehlgerichtete innere Beschaulichkeit.

Wer sich dem zweiten Motto zuwendet, wird das Bild, das andere sich von ihm machen, im günstigen Fall positiv beeinflussen - im ungünstigen bleibt es unverändert (Unbelehrbarkeit).


Anmerkung von loslosch:

Angeregt durch Uni-SPIEGEL 2/09 vom 20.4.2009 mit der Überschrift "Erkenne dich selbst". Unterzeile: "Studenten lassen ihr Gehirn durchleuchten." In diesem Kontext ist´s pointierter Journalismus - mit einem Schuss Ironie.

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Kommentare zu diesem Text

LudwigJanssen (54)
(21.04.09)
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 loslosch meinte dazu am 21.04.09:
Hey, meinst Du, ich brauche schonne Vorrsorgavolllermacht? (-_-) Lo
LudwigJanssen (54) antwortete darauf am 21.04.09:
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Caterina (46) schrieb daraufhin am 21.04.09:
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 loslosch äußerte darauf am 21.04.09:
Jetzt haben wir 10 Gebote beisammen. Eines hab ich rausgeschossen. Schön makaber ist "Erkenne dich selbst, aber heirate wen anders." Ich denke hier an das biblische ERKENNEN. (-_-) Lothar
LudwigJanssen (54) ergänzte dazu am 21.04.09:
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 loslosch meinte dazu am 21.04.09:
Andreas ists aber nich so recht, wie Du die Four-Letters-Words umgehst. Kann ich aber auch: Wie spricht die Bauersfrau zum Gemahl, wenn sie ihn zum Melken schickt? - Knick Dich ins Vieh! (-_-)
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 21.04.09:
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 loslosch meinte dazu am 21.04.09:
Verstehen das eigentlich alle hier? bR=bin ratlos.
DerAnalysepatient (45)
(23.04.09)
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 loslosch meinte dazu am 23.04.09:
Erkenne Dich selbst! ist natürlich nicht meine These, jedenfalls keine, die ich ernsthaft vertreten würde, meinst Du wohl auch nicht. Mir gings beim Vorschlag "Versuche, dich in die Lage....versetzen" ums Psycho-Logische. Natürlich kann der Betrüger auch von dieser Strategie profitieren. Aber sie diszipliniert, ernsthaft angewendet, den eigenen Charakter. Bei der Schnellrecherche zur Thematik hatte ich nichts "Kritisches" zum antiken Motto ergooglen können. Wenn ich mit dem "Nachweis" des Irrwegs der Selbsterkenntnis bei KV auf offene Scheunentore gestoßen sein sollte, so war das nicht vorauszusehen; denn Google gab wie gesagt nichts her. Wichtig auch, dass ich in meiner Gegenthese von einem Versuch spreche (Versuche, dich in die... versetzen). Man denke an Kants kategorische Iiiimperative... Schopenhauer hatte später daran kritisiert, dass Geboten etwas Altbackenes, Priesterliches anhaftet. Unwissenschaftlich seien sie sowieso. Mit meinem "Versuche, dich..." bin ich dieser Kritik - etwas schelmisch vllt - zuvorgekommen. Wenns keiner gemerkt haben sollte, gebe ichs schon mal zu. Lothar

 Kuschelmuschel (30.04.09)
Wie erkenne ich mich selbst bei Bewußtseinsspaltung?
Woher weiß ich dann, wen ich erkannt habe?
Erfüllt damit ein Schizophrener These und Antithese?

Grübelt jetzt
Kuschelmuschel

 loslosch meinte dazu am 30.04.09:
Ja, durchaus! Der Schizo hält sich gleichzeitig für einen Anderen, ohne es selbst zu merken.;-) - Bringt mich jetzt auf einen neuen Gedanken. Manchmal, wenn ich mich bei der Lyriksuche verirre, gerate ich auf sonderbare Texte (und bezeichne sie neuerdings als Lyraprosik), wo ich raten muss: Tippfehler oder Kunst oder beides? Vllt ist der/die Verfasser(in) bei klarem Bewusstsein, und ich bin der Schizo.

:) Lothar

 Kuschelmuschel meinte dazu am 30.04.09:
Lieber Lothar,
da bist Du ja bei den Dichtern gerade richtig! Die verstehen sich oft nicht einmal selbst. Dafür meinen dann aber andere, sie hätten genau verstanden was der Dichter meint. Ist das ein Gruppenphänomen?
Also ich hätte da eine Thesee .... oder Anti?
meint Kuschelmuschel
der jetzt nichts und niemanden mehr er-kennt
(Antwort korrigiert am 30.04.2009)

 loslosch meinte dazu am 30.04.09:
Bei so viel Interesse am Selbsterkennen: Wenn der "Dichter" sich ein wenig an Goethe orientierte, würde er das Selbsterkennen kritisch sehen. Der sagte in seiner Spätphase (1824) einmal: "...dass mir von jeher die große und so bedeutend klingende Aufgabe ´Erkenne dich selbst´ immer verdächtig vorkam, als eine List gemeim verbündeter Priester, die den Menschen durch unerreichbare Forderungen verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Bescheidenheit verleiten wollten..."Und weiter: "Andre kennen mich besser als ich mich selbst."

Auf die Literaturplattform übertragen: Wenn die Kommentator(inn)en sich um die selbsternannten "Dichter(innen)" scharen, gewinnen sie alsbald vom Autor einen recht guten Eindruck, während der - ob der Vielzahl Einblick Nehmender - der Gefahr einer "Selbstbesoffenheit" erliegen kann. So, ich nehm jetzt mal eine kleine Auszeit.
Lothar

 Kuschelmuschel meinte dazu am 30.04.09:
Was nun den ollen Geheimrat und seine Aussage dazu betrifft, sollte man wissen, daß das Credo der Freimauer jenes "erkenne dich selbst" ist und JWG als Logenbruder vermutlich ständig damit konfrontiert wurde. Unter diesem Aspekt erscheint seine Aussage in einem anderen Licht bzw. Zusammenhang.
Bösartigerweise könnte ich jetzt natürlich unterstellen, daß sich der Club der Dichter für ähnlich elitär hält wie jene Bruderschaft.

 loslosch meinte dazu am 30.04.09:
Da ist wohl ein wahrer Kern. Wenngleich man nicht alle und alles über einen Kamm scheren sollte. Lo

 Kuschelmuschel meinte dazu am 01.05.09:
Na ja ... ein wenig ist es in der Lyrik ja auch wie beim Frisör. Viel Geschwätz und kaum einer hört richtig zu (oder liest genau)
Meint Kuschelmuschel
(der sich jetzt kämmen geht)

 loslosch meinte dazu am 01.05.09:
Das gefällt mir nur halb. Die hören schon zu bzw. - hier im Forum - lesen ordentlich. Manche bekommen dabei sogar Stielaugen - dabei sollten es doch Stil-Augen sein, solche, die sich am Sprachstil erfreuen. Lo
Graeculus (69)
(18.09.15)
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 loslosch meinte dazu am 18.09.15:
in naiver psychologie ist es vllt. eine warnung vor hybris. goethes subtile warung gefällt mir:

"...dass mir von jeher die große und so bedeutend klingende Aufgabe ´Erkenne dich selbst´ immer verdächtig vorkam, als eine List geheim verbündeter Priester, die den Menschen durch unerreichbare Forderungen verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Bescheidenheit verleiten wollten..."Und weiter: "Andre kennen mich besser als ich mich selbst." zitat nach trunz.
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