Die eigenen Grenzen

Persiflage zum Thema Selbsterkenntnis

von  loslosch

Sentit enim vim quisque suam, quod possit abuti (Lukrez, ~95 v. Chr. bis 55 v. Chr., De rerum natura; schon bei Aristoteles, Sprache und Dialektik). Denn ein jeder empfindet (selbst am besten), was er zu tun im Stande ist.

Übersetzungsvariante: Jeder weiß selbst am besten, wo ihn der Schuh drückt. Schon hat man eine Plattitüde. Da gibt es nichts zu meckern. Zweite Variante: Jeder kennt seine Stärken und Schwächen.

Dieser Version, die übrigens dem lateinischen Zitat sehr nahe kommt,  ist unbedingt zu widersprechen. Beispiel aus dem Privatleben: Kurt Tucholskys Glosse "Ein Ehepaar erzählt einen Witz" (keiner der Partner vermag in der unfreiwilligen Komik die Pointe zu transportieren). Das mag als Belegstelle hier genügen. Beispiel Berufsleben: Ein unfähiger Statistiker steht vor dem Wegloben und beteuert tapfer, der Umgang mit Zahlen bereite ihm tiefe Befriedigung.

Der Finanzbeamte, der wider besseres Wissen den Einspruch gegen den Steuerbescheid zurückweist und im Klageweg unterliegt. Er unterliegt nicht persönlich, der Staat mit den maroden Finanzen kommt ja für die Verfahrenskosten auf. Und die Politiker erst! Der ehemalige Bundespräsident Heinrich Lübke (welch ein Rückschritt nach Papa Heuss) bleibt als negatives Vorbild unerreicht - mit seinen Reden und Interviews in den 1960er Jahren. Unvergessen die Sprechchöre "Helmstedt! Helmstedt!", als er einmal nicht wusste, wo er sich gerade befand.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Nimbus (36)
(05.10.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 05.10.11:
danke für die bestätigung, heike. lothar

 Lluviagata (05.10.11)
[Ein unfähiger Statistiker steht vor dem Wegloben und beteuert tapfer, der Umgang mit Zahlen bereite ihm tiefe Befriedigung.]

Nun stellt euch mal vor, er wäre Statiker geworden ... ♥

 loslosch antwortete darauf am 05.10.11:
dann würde er bei den einstürzenden neubauten mit kusshand aufgenommen. danke, meine liebe. lothar
RobertaRupp (48)
(05.10.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 franky schrieb daraufhin am 05.10.11:
Oder sie können nur mehr tot geborgen werden. Siehe: "Dachstein am Wochenende."
LG Franky

 loslosch äußerte darauf am 05.10.11:
@all: das ist eine echte vertiefung zum thema. hätte einen gesonderten text verdient, dann als erörterung oder sogar essay. danke euch. lothar

 EkkehartMittelberg (05.10.11)
Lieber Lothar, ich widerspreche auch der summarischen Variante, dass die meisten Menschen ihre eigenen Grenzen kennen. Das trifft nur für wenige zu. Einige überschätzen sich und tun dies immer mehr, wenn man ihnen nicht rechtzeitig ihre Grenzen aufzeigt. Die meisten aber unterschätzen sich und sind, wenn man ihnen Mut macht, überrascht, was sie zu leisten imstande sind.
Ekki

 loslosch ergänzte dazu am 05.10.11:
du siehst es mit den augen des pädagogen, der mehr die heranwachsenden im blick hat. es sind wohl doch mehr leute unterwegs, die ihr potenzial über- als unterschätzen. alles auch eine charakterfrage, die nach der bescheidenheit. meint lo, ganz unbescheiden ...
*Frieda* (48)
(16.10.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Graeculus (69)
(03.06.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram