Die letzte Ruhe

Gedicht zum Thema Stille

von  plotzn

Die Bank im Park ist kalt und feucht
und aus der Wiese dampft der Nebel
die Vögel wetzen ihre Schnäbel
von nichts und niemand' aufgescheucht.

Die Dämmerung besiegt die Nacht
es kann jetzt nicht mehr lange dauern
bis Hektik hinter Häusermauern
wie jeden Morgen neu erwacht.

Die alte Dame sitzt im Kleid
auf ihrer Bank und starrt ins Leere
als ob da irgendetwas wäre
aus längst vergangner alter Zeit.

Versunken streicht sie durch ihr Haar
das früher bis zur Schulter reichte
jedoch im Lauf der Zeit erbleichte
und danach kurz geblieben war.

Sie hat im Leben viel erlebt
wie hinter ihr die alten Bäume
und ihr ist klar, dass sie manch Träume
am Ende unerfüllt begräbt.

In Bildern der Erinnerung
verweilt sie kurz bei ein paar Fetzen
aus liebevoll gehauchten Sätzen -
zu dieser Zeit war sie noch jung.

Sie sieht die Burschen vor sich stehn
die damals beide um sie warben
und schon vor vielen Jahren starben.
Jetzt wird es Zeit für sie, zu gehn.

Ihr Kleid ist hinten leicht durchnässt
doch morgen wird sie wieder kommen
das hat sie sich fest vorgenommen -
solang ihr Körper sie noch lässt.

Sie schlurft zurück ins Heim und keucht.
Vorbei die ungestörten Stunden
die ersten Jogger drehen Runden.
Die Bank im Park ist kalt und feucht.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(04.05.09)
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Klopfstock (60) meinte dazu am 04.05.09:
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 plotzn antwortete darauf am 05.05.09:
Eigentlich, liebe Gerda, bringe ich andere lieber zum Lachen als zum Weinen. Das ist eine neue Erfahrung für mich, an die ich mich erst noch gewöhnen muss.
Mir war mal nach Abwechslung vom Nonsens und eine solche Szene hab ich vor ein paar Jahren erlebt, als ich zu einem Arbeitstreffen viel zu früh am Ziel angekommen war und die Zeit mit einen Spaziergang durch einen nahegelegene Park überbrückt habe.

An Irene: Danke für Deinen Hinweis. Ich werde die Zeile ändern.

Euch beiden liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire (04.05.09)
Ein Gedicht, das aus deinem Repertoire heraussticht, lieber Stefan: ernsthaft und berührend, regt zum Nachdenken, Mitfühlen und In-sich-Gehen an. Gut gelungen!
Liebe Grüße, Dirk

 plotzn schrieb daraufhin am 05.05.09:
Danke, lieber Dirk. Das war (bis auf ein paar Sonettversuche) Neuland für mich. Es freut mich, wenn es gut angekommen ist.
Ab und zu tut Abwechslung gut - selbst mir, der ich im Grunde eher ein "bewahrender" Typ bin.
lg Stefan
janna (60)
(04.05.09)
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 plotzn äußerte darauf am 05.05.09:
Dank dir, Janna. Ein Versuch, aber vermutlich nicht der letzte
lg Stefan
Perkele (40)
(04.05.09)
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 plotzn ergänzte dazu am 05.05.09:
Danks, Jasmin.
als "Still-leben" mit Blick auf das Alter, das uns alle früher oder später betrifft, und auf Ruhe, die man heute immer seltener findet, war es gedacht.
lg Stefan
Caterina (46)
(04.05.09)
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 plotzn meinte dazu am 05.05.09:
Das, liebe Caterina, bleibt im Dunkeln. Es ist aber für die Handlung auch nicht so wichtig.
Danke für Deinen Kommentar und lg
Stefan
Herzwärmegefühl (53)
(05.05.09)
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 plotzn meinte dazu am 05.05.09:
Dank Dir, Moni!
Es freut mich, wenn mein Versuch, ein ernstes Thema behutsam in Worte zu fassen, auf Interesse stößt.
lg Stefan
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