exil

Skizze

von  Zeder

wir ziehen die vorhänge auf und zu, wir verstecken unsere ängste an orten, die wir wieder vergessen wollen und schieben kommoden aus holz vor die tür. wir warten.
vieruhrvierundvierzig: ein hund heult auf.
am morgen steht die uhr auf vieruhrfünfundvierzig. am mittag noch immer, auch am abend.
wir wollen im frühsommer korn auf unsere felder streuen, flüstern wir, einer sagt, dass die zeit auf september stehen bleiben wird.
man wird in jahren noch sagen: hier ist es september, man wird sagen: unter all der weltlichen ordnung liegt immernoch der schutt von damals- wie man heute sagt: unter all dem schutt ist dies hier immernoch teil der welt - nur ist die stadt jetzt leer und voll von toten, die wir nicht beklagen können.
wir fahren auf einem zug richtung westen. in vollen zügen dem sonnenuntergang entgegen, welch ein zeichen. ich versuche nicht durch die nase zu atmen, dann halten wir und ich stehe vor einem maschendrahtzaun und jemand sagt: die welt wird sich unserer noch lange erinnern. es interessiert mich nicht.
nachts träume ich. ich halte einen goldenen schlüssel in der hand und will ihn in das schloss vor meinen augen schieben, aber hinter mir heulen bomben auf, ich kann vor lauter zittern die tür nicht öffnen. dann packt mich jemand bei den haaren und zerrt mich zu boden. die stadt wird grau, der himmel zieht sich zu, es wird winter. ich wache auf: es ist winter und die decke ist dünn. mein kind friert.
irgendwo über den dächern zieht ein schwan seine bahnen am himmel und sucht den fleck wasser, den er einmal verlassen hat.

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Kommentare zu diesem Text

Pjotr (29)
(15.06.09)
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 Zeder meinte dazu am 16.06.09:
und ich freue mich darüber dich hier anzutreffen.
danke!

 Ingmar (16.06.09)
zeder,

in traum-absatz tät ich ersatzlos "von einer goldenen stadt unter klarblauem sommerhimmel" streichen, das ist (wenigstens mir) zu malerisch, um nicht zu sagen, verzeih, zu kitschig. oder anders gesagt: es kann und sollte der phantasie der lesenden überlassen bleiben, denke ich, diese goldene stadt, dieser klarblaue sommerhimmel: es reicht bei weitem der goldene schlüssel, um alles andere (und mehr, und helleres, schöneres!) zu evozieren:

"nachts träume ich. ich halte einen goldenen schlüssel in der hand und will ihn in das schloss vor meinen augen schieben, aber hinter mir heulen bomben auf, ich kann vor lauter zittern die tür nicht öffnen. dann packt mich jemand bei den haaren und zerrt mich zu boden. die stadt wird grau, der himmel zieht sich zu, es wird winter. ich wache auf: es ist winter und die decke ist dünn. mein kind friert."

ansonsten ja - sehr gut, sehr gut.

liebe grüsse,
ingmar

 Zeder antwortete darauf am 16.06.09:
ich danke und ich denke :)

 Zeder schrieb daraufhin am 16.06.09:
und jetzt geb ich dir recht und schmeiß es raus!
Samjessa (28) äußerte darauf am 30.06.09:
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 Zeder ergänzte dazu am 01.07.09:
danke!
übrigens hab ich den titel schon gewählt, bevor ich den text schrieb. aber ich denke da mal drüber nach... hast du denn einen anderen vorschlag? :)
liebste grüße.
Samjessa (28) meinte dazu am 02.07.09:
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