Mentales Kung Fu

Komödie zum Thema Kampf

von  polytoxyc

Eines dieser Streitgespräche- Zeichen unserer Hassliebe

Stolz, mit meiner neuesten Errungenschaft in der Hand, setze ich mich zu ihm aufs Bett.
„Na Du faules Stück? Nix zu tun?“ Er schaut kurz auf, nur um seinen Kopf direkt wieder aufs Laken zu legen und die Augen zu schliessen.
„Eh, ich red' mit Dir!“ Keine Reaktion.
„Hallooohooooo?!“ Immernoch keine Reaktion.
Ich hasse es, wenn er das tut. Der feige Mistkerl weiss ganz genau was ihm blüht. Ich piekse ihm in die Seite.
„Zwing mich nicht dazu körperliche Gewalt anzuwenden!“ Er hasst es, wenn ich ihn schüttel. Doch dies ist das letzte Mittel. Ich beginne auf der weichen Matratze wild auf und ab zu wackeln. Ein verärgertes Maunzen verrät mir: ihm wird klar, dass er gerade eh keinen Schlaf bekommt. Noch ein wenig Pieksen in die Seite, harsches Zerren am Bettlaken und ich kriege diesen Blick, der auf der Stelle töten würde, wenn er nur könnte. Gut, ich habe seine volle Aufmerksamkeit.
„Tjaaaa, würdest wohl gerne wissen was ich hier habe, oder?“, frage ich stolz und stell den kleinen Metallkoffer demonstrativ zwischen uns. Seine Augen fixieren mich weiterhin und ich kann lesen, dass sein Blick immernoch dabei ist, mein Gesicht zu biologisch vollkommen abbaubarem Konfetti zu verarbeiten. Sein Interesse für den Koffer habe ich jedoch geweckt, das erkenne ich an dem beinahe nicht wahrnehmbaren Schnuppern in Richtung dieses elegant glänzenden Klotzes. Ich kenne ihn einfach zu gut.
„Schon klar, Mr. Pokerface.“ Um noch eins draufzusetzen halte ich ihm den Koffer vor die Nase und wedele damit rum. Er schaut hindurch und seine Krallen sind mittlerweile bei meinem Gehirn angelangt.
„Weisst du was das ist?“ Natürlich weiss er das nicht.
„Das ist meine niegelnagelneue Haarschneidemaschine, Marke Remington. Keramikklingen, mein Freund. Die braucht man weder ölen, noch werden sie stumpf. Ein Meisterstück der Maschinenbaukunst. Aber davon habt ihr stupiden Tiere natürlich keine Ahnung. Das Ding ist so leise, damit könnte ich Dich ratzekahl rasieren ohne dass Du was davon mitbekommen würdest!“
Ich lache schäbig. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Ich kann hören, wie sich seine Krallen langsam ins Bettlaken bohren. Doch der Kerl hat eine Beherrschung, auf die selbst die Leibgarde der Queen, die den ganzen Tag vor'm Buckingham Palace stehen und sich von den Touristen schikanieren lassen dürfen, neidisch wären. Verblüffend.
„Du fragst Dich jetzt sicher, wie man DAMIT Haare schneidet, was?“ Tut er.
„Das ist ja nur der Koffer. Stahl. Wir Menschen sind nämlich Herr über die Elemente. Wir nehmen sie, wir mischen sie und formen sie so, dass sie uns dienen.“ Demonstrativ öffne ich den Koffer und hole den Rasierer heraus.
„Da, schau und staune!“, präsentiere ich ihn. So langsam sieht er seine Niederlage ein, er will flüchten. Natürlich ist er dazu viel zu stolz.
„Bleib bloß hier, Du Feigling!“ Ich lache siegessicher und bin bereit ihm den finalen Stoß zu versetzen.
„Wir sind ja nicht nur Herr über die Elemente. Nein! Um diese fantastische Maschine zum Laufen zu bringen benutzen wir Strom.“ Erneut lache ich lauthals und verliere mich im Rausch des Sieges.
„Wir versklaven Elektronen! Wir sperren sie ein und lassen sie dann für uns arbeiten. Sie treiben unsere Maschinen an, wärmen uns im Winter. Damit sind wir Fürsten des Lichts, machen die Nacht zum Tag. Fast gottgleich, will ich wohl meinen. Senke Dein Haupt in Demut, niederes Geschöpf!“, schreie ich fast und grinse ihn grenzdebil an, bereit sein Mitleidsgesuch in Form von Aufgabe verdient entgegen zu nehmen. Gleich wird er um Gnade winseln.
Er maunzt, gähnt ausgiebig und leckt sich genüsslich die Eier...
Gnarf...
Der Punkt geht an ihn. Mal wieder.

Diese Schlacht mag verloren sein, doch der Krieg ist noch nicht vorbei!

Illustration zum Text
Mistkerl und ich- beide unrasiert
(von polytoxyc)

Anmerkung von polytoxyc:

...nicht alle Kämpfe enden blutig...

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Kommentare zu diesem Text


 Mutter (01.07.09)
Oh wie geil ... :)

Ja, so einen Kater hatten wir auch mal. Der hatte so einen Universalblick, der für alles ging: Zuneigung, Verachtung, Hohn, Misstrauen. Immer der gleiche Blick.
Den wollte mein Dad auch immer gerne mal rasieren, nur um zu gucken, wie der dann aussieht.

Sauber geschrieben, sehr schön. :)

 polytoxyc meinte dazu am 01.07.09:
Hehe. Katzen sind schon wirklich tolle Mitbewohner =)
Vielen Dank für Lob&Empfehlung.

LG, Dominic

 Martina (01.07.09)
Jau....gern gelesen....grins...LG Tina

 polytoxyc antwortete darauf am 01.07.09:
Das freut mich =)

LG, Dominic
KeinB (34)
(08.02.14)
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