Tauchen

Liebesbrief zum Thema Schreiben

von  Lala

Tauchen.

Ich kann nicht den Fischen zuschauen, die an mir vorüberziehen. Ich muss immer nach oben sehen. Damit ich den Punkt nicht aus den Augen verliere, an dem sich das Licht bricht. Da ist die Oberfläche und die Luft zum Atmen. Ich kann nicht abtauchen, mich treiben lassen, untergehen, Kontrolle verlieren.

Kino, denke ich mir. Da ist es auch dunkel, da kann ich mich treiben lassen, weil ein anderer für mich taucht. Da kann mich nichts berühren. Alles, was ich sehe ist dort schon geschehen. Dort tauche ich mit und lasse mich fallen. Aber selbst tauchen? Wirklich untergehen?

Kontrolle verlieren, ersaufen, keine Luft mehr kriegen, aber Luft schnappen wollen? Wie ein Fisch an Land nur umgekehrt? Mein Verstand hat so viele Sperren und Türen, die fest verschlossen sind und die ich tief im Sand vergraben habe, eingebaut, dass sich mir der Lebensnerv abklemmte, löste ich die Ventile . Wer nach mir taucht, um Schätze, Schätze?, auszugraben, ist selber schuld.

Welche Dämonen sollen schon in der Tiefe lauern? Seeungeheuer, Kraken? Davor hatten sie schon früher Angst. Zitterten, obwohl sie noch gar nicht eingetaucht waren. Zitterten schon, weil sie nur dachten, dass alles Furchtbare, Alles und das Schrecklichste dort unten in der tiefsten und dunkelsten Nacht auf sie und nur auf sie lauert, um sie sich zu greifen, wenn sie unaufmerksam auf den Planken ihrer geistigen Nussschale herumwanderten. Zack! wurden sie hinabgezogen.

Tentakel griffen sie und zogen sie so tief hinab bis der Druck der Wassersäule ihre Eingeweide zerquetschte und alle Farben aus dem Meer gewichen waren. Nacht. Dunkelheit. Das ist es, was ein Taucher findet, wenn er sich zu weit hinabwagt. Abgründe, die ihn nach unten ziehen und ihn nicht mehr auftauchen lassen, ihn vernichten. Vernichtungsschlag, das ist der Herzinfarkt, der uns ins Koma eintauchen lässt. Ein Aufwachen aus diesen Gewässern? Ist das möglich?

Ist Wasser mein Element? Nein, ich brauche Grund und Gründe. Keine Abgründe. Keine Schlucht in die ich nur fallen und mich verlieren kann. Ich bin kein Taucher, sondern Wanderer, der stets bei sich bleiben muss, um sich nicht zu verlieren.
Fische und Haie und Wale, die mögen sich im Wasser tummeln und den Kraken begegnen. Ich ziehe es vor, an Land zu bleiben und meinem Rattendasein zu frönen. Ich kann nicht schwimmen, drum kann ich nicht tauchen.

Nur eines will mir am Tauchen gefallen, dass die ganze Welt für einen Moment, den Moment des Abtauchens - verstummt, schweigt. Sie lässt mich in Ruhe. und ich darf treiben und in mein Inneres horchen. Aber wenn ich das intensiv tue, weil die Stille zunächst so angenehm berührend ist, so jage ich doch bald wieder hoch, denn die Stille bleibt Stille und sie führt mich nur ins Nichts. Dahin wo alle Farben enden, und die Kraken auf mich warten.

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (28.04.10)
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!

 Lala meinte dazu am 29.04.10:
Hallo Theseusel,

ich muss gestehen, ich kann nicht folgen. Aber wie hast Du diesen Tauchvorgang gelesen, dass Du ihn auch gleich empfohlen hast?

Neugierig fragt

Lala

 star (28.04.10)
Oh! Ein Lala-Text, mit dem ich etwas anfangen kann. Schön geschrieben. Da steckt wohl für so manchen Leser etwas drin.
Für mich einiges.
grusstar

 Lala antwortete darauf am 29.04.10:
Hallo star,

vermutlich hast Du recht, denn mit Dir und Theseusel hatte noch kein Text von mir das Vergnügen. Und wenn Du sagst, dass Dir der Tauchgang gefallen hat bzw. er nicht unergiebig war, dann freut mich das.

Gruß

Lala

 Isaban (28.04.10)
Schwierig zu kommentieren, aber vielleicht nur, weil der Text so gekonnt mit den Ängsten spielt, die in uns allen schlummern und mit der Faszination, die der Tod (und das Sterben) auf uns ausübt - solange es nur in Gedanken passiert.
Ein Text, der es einem schwer macht, wieder aufzutauchen. Gedanklich braucht man sehr viel länger als bis zum letzten Wort. Fast so, als würde man von etwas Unsichtbarem ins Tiefe gezogen.
Gut!

Liebe Grüße,

Sabine

 Lala schrieb daraufhin am 29.04.10:
Hallo Isaban,

Angst hat eine Rolle gespielt, als ich diesen Text schrieb und vor allem hatte ich das Gefühl beim Schreiben in Regionen hinuntergezogen zu werden, die ich nicht unbedingt kennenlernen will bzw. vor denen ich Angst habe. Mir standen die Haare zu Berge, bevor ich überhaupt unten war. Kein schönes Gefühl.

Freut mich, dass Dir der Text gefallen hat und dich auch ein bisschen "nach unten" ziehen konnte.

Gruß

Lala

 Sylvia (29.04.10)
Hä? Die dunkelste Nacht ist in der Tiefe, wo du tauchst und doch wieder nicht tauchst, weil du nicht schwimmen kannst...und weil das so ist, wartest du auf den Tag, (aber in der dunkelsten Nacht gibt es ein Tageslicht?)der logischerweise nach der Nacht folgt.
Unter Wasser kann man meines Wissens nicht atmen, es sei denn, man ist ein Fisch oder hat ne Sauerstoffmaske, geht aber nicht, da der Taucher überraschend taucht?....ah...ich verstehe, du bist der nicht schwimmende, tageslichttaugliche Taucher, der die Schätze am Boden läßt um lieber Nüsse zu knacken.....


Aber das plötzliche verstummen der Außenwelt wirst du ja nie erleben dürfen und können, weil du ja nicht tauchst sondern wanderst.

Lieber Lala, für mich ist es zu früh, glaube ich. Ich lese den Text heute Nacht nochmal, ok? ...:0)

frischefischgrüße
Sylvia
(Kommentar korrigiert am 29.04.2010)

 Lala äußerte darauf am 29.04.10:
Hallo Sylvia.

Ja, es stimmt. Es sind reichlich Widersprüchlichkeiten in diesem Text. Du hast vollkommen recht, wenn Du sagt: Was ist denn das für ein Irrer, der behauptet, dass er nicht schwimmen, dass er nicht richtig tauchen kann und eigentlich sei er ja ein Wanderer, aber dann doch immer wieder in die Suppe hüpft aber nicht wirklich, aber nur halb, nur bis noch Licht ist - irgendwie. Da kann man schon den Kopf schütteln oder den Scheibenwischer machen.

Aber, Euer Ehren, ich stellte den Text aus diesem Grund in das Thema "schreiben" ein, weil ich mir dachte, dass der Leser vielleicht darüber einen Zugang bekommen könnte - mittlerweile sehe ich, dass noch ganz andere Türen zum Text führen. Aber zurück zum Schreiben: Denn vielleicht ist dieses Tauchen, ja Das Schreiben.Der Taucher ein Autor? Kann ich schreiben? Nein. Allein schon wegen der vielen Rechtschreibfehler. Das iost wie: Ja er kann Flöte spielen, wenn er die Töne trifft - die aber trifft er leider selten und das heißt: er beherrscht sein Instrument nicht.
Deswegen verdiene ich ja auch mit anderen Talenten meine Brötchen. Aber - wie's der Teufel will - ich schmeiß mich doch immer wieder in ein leeres Blatt Papier und halt die Luft an.Und wenn Du in Deine Geschichtenwelt abtauchst, wenn Du Dich in den erfundenen Figuren verlierst tja, dann kann es sein, dass der Krake nach Dir schnappt und Dich ganz in die Welt der Puppen zieht bzw. kann das auch schon passieren, wenn Du auf ein harmloses Stichwort hin, über Dich selbst zu schreiben beginnst und versuchst alles zuzulassen bzw. alles aufzuschreiben ohne Ventil, ohne Kontrolle, ohne Zensur - auch dann kann es passieren, dass der Kraken nach Dir schnappt.

Edith: Ich glaube aber, wenn Du richtig tauchen willst, dann muss man sich ganz fallen lassen können, dann muss man es zulassen können, die Kontrolle abzugeben.

Und, Sylvia, es ist selbstverständlich OK wenn Du ihn heute nacht nicht nochmal liest, ich freue mich, dass Du ihn überhaupt gelesen hast und noch mehr, dass Du mir mitgeteilt hast, wo der Text bei Dir versagt hat, bzw. nicht angekommen ist. Da habe ich Dir sehr zu danken.

Gruß

Lala
(Antwort korrigiert am 29.04.2010)

 Sylvia ergänzte dazu am 29.04.10:
So, jetzt bin ich frischer....und müder, aber ich habe doch noch mal gelesen.....

Und diesmal auch die Kommentare, und ich verstehe den tieferen Sinn dahinter...lach dich an...sehr genial, der Schreiberspiegel ...
(glaube ich zumindest)

Das Abtriften und dann unlogische Zusammenhänge einbauen....die nicht haltbar sind...ja, die kenne ich, dass kann ich auch gut....und es ist gut, dass ich hier lernen und ggflls. abändern kann...

Aber ich halte dich für einen sehr guten Schreiber.

Danke dir

hab eine feine Nacht
Sylvia
KoKa2110 (42)
(15.06.10)
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 Lala meinte dazu am 16.06.10:
Hallo KoKa2110,

freumt mich, wenn Du den Widersprüchlickeiten in diesem Text einen Reiz abgewinnen konntest. Ich ja auch ;) Aber das funzt nicht bei jedem Leser und manche törnt es ab - und das ist bei mir auch nicht selten der Fall, dass ich Texte schecht finde, weil ich sie unlogisch und widersprüchlich finde. Es belibt schwierig.

Danke.

Lala
KoKa2110 (42) meinte dazu am 16.06.10:
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