A year goes by, and I can't talk about it.

Erzählung zum Thema Liebe, vergangene

von  SunnySchwanbeck

„Blass geworden bist du.“ Leise lässt du die Worte mit dem stetigen Wind zu mir rüber fliegen sie füllen die Leere zwischen uns, wir stehen einige schreckliche Zentimeter von einander entfernt, doch deine Bassstimme und dein Feinherber Duft hüllen mich ein.
Wir reden nicht viel, haben wir noch nie. Gehen nur den endlos langen Weg entlang, den Weg den ich schon einmal Hand in Hand gegangen bin, verliebt war ich damals, vor nicht allzu langer Zeit.
Ich versuche die alten Erinnerungen zu vertreiben, sie wegzutreten wie Kiesel auf unserem Weg, doch es gelingt mir nicht, ich trage sie mit mir rum wie durchgekautes Kaugummi unter der Schuhsohle.
Seufzend streiche ich mir das fisselige Haar aus dem ungeschminkten Gesicht.
Früher hätte ich mich für diesen Tag geschminkt, den Tag den ich so sehr herbei gesehnt habe, ich hätte mein schönstes Kleid angezogen, ein pinkes. Natürlich, die Farbe mochtest du am meisten an mir. Locken hätte ich mir gemacht, dein Lieblings Parfum benutzt und den Schmuck angelegt den du damals ausgesucht hast. Ja, früher hätte ich alles dafür gegeben um dich noch einmal sehen zu können, jetzt bemerke ich dein leises Atmen neben mir kaum.

Ich hänge meinen Gedanken nach und deine Hand in meiner wiegt auf einmal schwer. Seufzend bleibst du stehen, schaust mich an, mit bernsteinbraunen Augen die mich noch vor Monaten hätten schmelzen lassen, und löst deine heiße Hand von meiner.
„Es tut mir Leid, Sue. So unendlich Leid.“ Ich spüre deinen Atem an meinem Ohr, deine Finger spielen mit meinem Haar und ich verliere mich beinah in der allumfassenden Sehnsucht die sich wieder in mir breit macht.
Vermisst habe ich dich, so sehr das ich schrie, so laut dass ich weggesperrt wurde. So weit weg dass ich mich verloren, und dich vergessen habe, die Worte flattern in meinem Mund, werden von einem Anschwall Wut und Trauer weggespült und durch andere, hassgetränkte Wörter ersetzt.
„Ich bin zerbrochen an dir, ich bin gestorben. Sechs Monate lang, und es tut dir leid?!“
Du bist verwirrt, ich sehe es dir an. Sehe dich zum ersten Mal an diesem heißen Tag am Rhein richtig an, deine Haare glänzen wie nasse Erde in der Sonne, deine Augenbrauen sind vor Verwirrung zusammen gezogen und deine weichen Lippen formen Wörter die ich nie zu hören bekommen werde, denn du weißt nicht was sterben heißt, und ich will keine Entschuldigungen mehr hören.
Glücklich siehst du aus, ob es an mir liegt? Dein blaues Hemd und deine karierte Bermuda Short wehen mit dem Wind, ein kleines, braunes Lederband ziert dein rechtes, gebräuntes Handgelenk. Lachend drehe ich mich weg und verliere mich in Wolken, deren Bilder ich schon lange nicht mehr sehe.

Schatten stürzen auf mich ein, schützend stehst du einige Meter hinter mir und summst ein altbekanntes Lied. Hörst du meinen Herzschlag?
Die Leere zwischen uns wird so unerträglich dass ich mich umdrehe und meine weißen Arme zitternd um deinen gebräunten Körper lege, mein Gesicht vorsichtig an deine Brust schmiege und den müden Häusern Düsseldorfs den Rücken zuwende. Darauf bedacht diesen Moment nicht zu vergessen, streiche ich mit einer Hand über deine Brust, glätte das Shirt und atme deinen Duft ein. Dein Haar tanzt im Wind und langsam nähern sich deine Lippen meinem Ohr.
„Ich wollte das alles nicht.“ Hauchst du.
„Ich weiß.“ Sage ich, wohl wissend dass du keine Ahnung hast was Liebe ist, und schleife dich hinter mir her, in die belebte Straße, weg von veralteten Erinnerungen und einsamen Gesprächen mit einem Mann der mich zerbrochen hat.

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Kommentare zu diesem Text


 Unbegabt (27.05.10)
sehr sehr stark

 SunnySchwanbeck meinte dazu am 28.05.10:
Kuss.

 Erdbeerkeks (28.05.10)
Flyleaf?
Hat mich sehr gerührt... Auch mehr als nur wegen des Themas oder deines Schreibstils. Definitiv einer meiner liebsten Favoriten...

Leise Grüße

Erdbeerkeks

 SunnySchwanbeck antwortete darauf am 28.05.10:
Ja, Flyleaf. So I thought, ich liebe Lacey.
Danke, Fräulein Keks. Das bedeutet mir sehr viel.
Leiser Luftkuss.
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