Wish we could go back, and save the child.
Erzählung zum Thema Begegnung
von SunnySchwanbeck
Es vergingen ein paar Tage, ungewöhnliche Stille mischte sich mit dem Sonnenlicht und flutete die kleine Wohnung. Staub tanzte und ich lag einfach nur da und hörte Musik. Stunden lang, seine Musik. Versuchte zu verstehen wie man solchen Schrott hören konnte und warf den Ipod angewidert durch mein Zimmer. Als mein Handy klingelte und eine vertraute Stimme mir sagte, sie würde mich vermissen.
Ein prickeln legt sich auf meine Haut, wir schweigen uns nun schon Stundenlang an, es ist ein angenehmes Schweigen, finde ich. Doch dich macht es unruhig, du tänzelst zur Seite und ziehst öfter als nötig an deiner Zigarette.
„Warst du schon einmal in Gladbach?“ Ich schüttele den Kopf, mir fallen die Worte eines Freundes ein, Worte die mir aus dem Mund fielen, er hob sie auf, ordnete sie und warf sie mir beim nächsten Streit an den Kopf. Zu Recht. „Nein“ sage ich. „Gladbach stinkt.“
Du schaust mich entgeistert an, musterst mich keine Frage nach einem „Wieso?“ oder „Weshalb?“ nur ein Räuspern.
Wir gehen an Einfamilienhäusern vorbei, es ist warm. Sommerlich, man sieht es dir an. T-shirt, kurze Hose, kurze Chucks. Deine Lieblings Cap. Langsam betasten meine Hände den aufgewärmten Stein eines roten Backsteinhauses, ich fahre an der Wand entlang und schaue durch die Fenster. Ein zerkratztes Ledersofa und ein Fernseher, eine Katze und die groben Umrisse einer Frau, Ende Vierzig vielleicht.
„Ich verstehe das alles nicht.“ Du legst meine Hand auf deine Brust und schaust mich an, deine Augen sind braun, denke ich, einfach nur braun. Vorsichtig streicht deine Hand meinen Kiefer entlang, bis zu meinem Kinn, du drehst meinen Kopf in deine Richtung und näherst dich vorsichtig, darauf bedacht mich nicht zu verschrecken, meinen Lippen.
„Was wollen sie hier?“ Die Umrisse der Frau stehen klar und in Farbe vor mir, sie ist nicht groß, hat langes, ergrautes Haar und eine rauchige Stimme.
Du fluchst leise vor dich hin, straffst deinen Rücken und stellst dich beschützend vor mich, als könnte diese kleine, stämmige Frau mich mit ihren glasigen Augen zerbrechen.
„Wir haben uns nur ihr Haus angesehen, sonst nichts.“ Du lächelst mich aufmunternd an.
„Sie…“ Die Frau starrt mich an, mit weit aufgerissenem Mund und kleinen, gläsernen Augen.
Ich schlage die Augen nieder und zerre an deinem Arm wie ein kleines Kind das ungeduldig weiter gehen will, vielleicht zum Eismann oder in den Zoo.
Du bleibst stehen, musterst die Frau, ich sehe Verachtung und Missfallen in deinem Blick, sie starrt mich an, schließt plötzlich die Augen und sieht konzentriert aus. Ich flüstere ein schnelles „Tut mir leid.“ Und renne mit deiner Hand in meiner die Straße entlang.
Keuchend bleiben wir an einer Kreuzung stehen, ich starre auf meine Füße und versuche dein lautes Fluchen auszublenden, was das soll, fragst du. Ich schüttele den Kopf, dicke Tränen platzen auf den Asphalt, warum ich weine, fragst du. Ich sage dir, dass ich es nicht weiß und das es nichts mit dir zutun hat, nichts hat mehr mit dir zu tun.
Widerwillig umarmst du mich, dein großer schützender Körper umschlingt meinen und ich lasse es zu dass du meine Hand nimmst, wieder vom Schweigen eingehüllt laufen wir auf ein Naturschutzgebiet zu, ich hör die Vögel singen, sie klingen traurig.
Wir sitzen schon eine Weile so da, Arm in Arm auf einer Bank. Geborgen sollte ich mich fühlen, glücklich sollte ich aussehen, so wie du.
Was passiert ist, frage ich dich. Du nickst bedächtig als hättest du die Frage schon längst erwartet, nimmst einen tiefen Zug von deiner Zigarette und bläst den Rauch genüsslich aus.
„Weißt du Sue, ich hatte viele Frauen danach. Sehr viele.“ Du schaust auf das satte Grün zu deinen Füßen und ich erinnere mich an den Tag im Park mit dir, doch die Erinnerung löst sich auf, wie der blassblaue Rauch der wie ein Schleier dein Gesicht verdeckt.
Ich sage dir, dass es mir egal ist. „Es ist belanglos.“ Du stockst. Flippst die Zigarette weg und schaust mich an.
„Was ist denn von Belang? Was willst du denn hören? Dass ich dich vermisst habe? Dass es ein Fehler war?“
Ich schließe die Augen und lausche den Vögeln um uns herum. Sie klingen trauriger als die am Rhein, natürlich. Gladbach stinkt. Ich kichere.
„Vielleicht.“ Flüstere ich, mit meinem Kopf auf deiner Schulter. „Vielleicht genau das.“
Du erzählst den ganzen Abend. Von den Frauen die mir alle so egal sind, von den Freunden die ich nie kennen gelernt habe und von den Nachrichten die ich nie bekommen habe.
Du kotzt mir dein ganzes Leben vor die Füße und ich sage kein Wort.
„Weißt du Sue, es war hart. Aber man lebt weiter.“ Ich werfe den Kopf zurück, meine Haare fliegen in knotigen Strähne durch die Luft und zum ersten Mal an diesem Tag lache ich.
Du stehst auf, kratz dich am Kopf und schaust mich verwirrt an. Warum ich lache, fragst du.
„Weil das was ich denke grausam ist.“ Sage ich, nehme deine Hand, ziehe dich an mich heran und küsse dich zum ersten Mal, zwischen sattem Grün und kreischenden Vögeln. Im stinkenden Gladbach.
Ein prickeln legt sich auf meine Haut, wir schweigen uns nun schon Stundenlang an, es ist ein angenehmes Schweigen, finde ich. Doch dich macht es unruhig, du tänzelst zur Seite und ziehst öfter als nötig an deiner Zigarette.
„Warst du schon einmal in Gladbach?“ Ich schüttele den Kopf, mir fallen die Worte eines Freundes ein, Worte die mir aus dem Mund fielen, er hob sie auf, ordnete sie und warf sie mir beim nächsten Streit an den Kopf. Zu Recht. „Nein“ sage ich. „Gladbach stinkt.“
Du schaust mich entgeistert an, musterst mich keine Frage nach einem „Wieso?“ oder „Weshalb?“ nur ein Räuspern.
Wir gehen an Einfamilienhäusern vorbei, es ist warm. Sommerlich, man sieht es dir an. T-shirt, kurze Hose, kurze Chucks. Deine Lieblings Cap. Langsam betasten meine Hände den aufgewärmten Stein eines roten Backsteinhauses, ich fahre an der Wand entlang und schaue durch die Fenster. Ein zerkratztes Ledersofa und ein Fernseher, eine Katze und die groben Umrisse einer Frau, Ende Vierzig vielleicht.
„Ich verstehe das alles nicht.“ Du legst meine Hand auf deine Brust und schaust mich an, deine Augen sind braun, denke ich, einfach nur braun. Vorsichtig streicht deine Hand meinen Kiefer entlang, bis zu meinem Kinn, du drehst meinen Kopf in deine Richtung und näherst dich vorsichtig, darauf bedacht mich nicht zu verschrecken, meinen Lippen.
„Was wollen sie hier?“ Die Umrisse der Frau stehen klar und in Farbe vor mir, sie ist nicht groß, hat langes, ergrautes Haar und eine rauchige Stimme.
Du fluchst leise vor dich hin, straffst deinen Rücken und stellst dich beschützend vor mich, als könnte diese kleine, stämmige Frau mich mit ihren glasigen Augen zerbrechen.
„Wir haben uns nur ihr Haus angesehen, sonst nichts.“ Du lächelst mich aufmunternd an.
„Sie…“ Die Frau starrt mich an, mit weit aufgerissenem Mund und kleinen, gläsernen Augen.
Ich schlage die Augen nieder und zerre an deinem Arm wie ein kleines Kind das ungeduldig weiter gehen will, vielleicht zum Eismann oder in den Zoo.
Du bleibst stehen, musterst die Frau, ich sehe Verachtung und Missfallen in deinem Blick, sie starrt mich an, schließt plötzlich die Augen und sieht konzentriert aus. Ich flüstere ein schnelles „Tut mir leid.“ Und renne mit deiner Hand in meiner die Straße entlang.
Keuchend bleiben wir an einer Kreuzung stehen, ich starre auf meine Füße und versuche dein lautes Fluchen auszublenden, was das soll, fragst du. Ich schüttele den Kopf, dicke Tränen platzen auf den Asphalt, warum ich weine, fragst du. Ich sage dir, dass ich es nicht weiß und das es nichts mit dir zutun hat, nichts hat mehr mit dir zu tun.
Widerwillig umarmst du mich, dein großer schützender Körper umschlingt meinen und ich lasse es zu dass du meine Hand nimmst, wieder vom Schweigen eingehüllt laufen wir auf ein Naturschutzgebiet zu, ich hör die Vögel singen, sie klingen traurig.
Wir sitzen schon eine Weile so da, Arm in Arm auf einer Bank. Geborgen sollte ich mich fühlen, glücklich sollte ich aussehen, so wie du.
Was passiert ist, frage ich dich. Du nickst bedächtig als hättest du die Frage schon längst erwartet, nimmst einen tiefen Zug von deiner Zigarette und bläst den Rauch genüsslich aus.
„Weißt du Sue, ich hatte viele Frauen danach. Sehr viele.“ Du schaust auf das satte Grün zu deinen Füßen und ich erinnere mich an den Tag im Park mit dir, doch die Erinnerung löst sich auf, wie der blassblaue Rauch der wie ein Schleier dein Gesicht verdeckt.
Ich sage dir, dass es mir egal ist. „Es ist belanglos.“ Du stockst. Flippst die Zigarette weg und schaust mich an.
„Was ist denn von Belang? Was willst du denn hören? Dass ich dich vermisst habe? Dass es ein Fehler war?“
Ich schließe die Augen und lausche den Vögeln um uns herum. Sie klingen trauriger als die am Rhein, natürlich. Gladbach stinkt. Ich kichere.
„Vielleicht.“ Flüstere ich, mit meinem Kopf auf deiner Schulter. „Vielleicht genau das.“
Du erzählst den ganzen Abend. Von den Frauen die mir alle so egal sind, von den Freunden die ich nie kennen gelernt habe und von den Nachrichten die ich nie bekommen habe.
Du kotzt mir dein ganzes Leben vor die Füße und ich sage kein Wort.
„Weißt du Sue, es war hart. Aber man lebt weiter.“ Ich werfe den Kopf zurück, meine Haare fliegen in knotigen Strähne durch die Luft und zum ersten Mal an diesem Tag lache ich.
Du stehst auf, kratz dich am Kopf und schaust mich verwirrt an. Warum ich lache, fragst du.
„Weil das was ich denke grausam ist.“ Sage ich, nehme deine Hand, ziehe dich an mich heran und küsse dich zum ersten Mal, zwischen sattem Grün und kreischenden Vögeln. Im stinkenden Gladbach.